Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0104 - Portaguerra

0104 - Portaguerra

Titel: 0104 - Portaguerra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
ihrem ganzen Temperament darüber, daß dieser Kerl einfach mit einem Engländer und dessen attraktiver Freundin auf den Berg gefahren war und sich da oben eine gute Zeit machte!
    Dachte sie wenigstens.
    Liebe Nachbarinnen hatten ihre zugetragen, daß die Engländerin eine Wucht war, blond und mit einer fabelhaften Figur und den sinnlichen Bewegungen einer erfahrenen Männerverführerin! Für Minouche stand somit fest, daß sich ihr Shaun auf Abwegen befand! Und die wollte sie ihm gründlich versalzen! Sehr gründlich!
    »Hallo, Minouche!« rief George Renard in der Talstation und winkte ihr freundlich zu. »Wie geht es?«
    Minouche Loughelin war eine der wenigen Frauen, mit denen George nicht flirtete, obwohl sie verteufelt reizvoll war mit ihren glutvollen dunklen Augen und den kleinen festen Brüsten, den wiegenden Hüften und dem aufreizenden Gang. Der Grund für seine Zurückhaltung hieß Shaun und besaß Fäuste wie Kartoffelsäcke.
    George wollte weiterhin gut aussehen, um möglichst viele Touristinnen zu angeln. Bekam ihn aber Shaun Loughelin zwischen die Finger, hätte er hinterher dem Glöckner von Notre Dame Konkurrenz machen können.
    »Los, wirf den Motor an und fahr mich auf diesen elenden Berg!« schnauzte Minouche ihn an, stieg in die Gondel und knallte die Tür zu, daß es sich wie ein Schuß anhörte.
    George zog den Kopf zwischen die Schultern und telefonierte mit der Bergstation. Domenico, der Mann im Rollstuhl, schimpfte zwar, weil schon wieder nur ein Passagier befördert werden sollte, aber George konnte ihn überzeugen.
    »Es ist Minouche Loughelin, Domenico«, teilte er seinen Kollegen mit. »Und wir sollten uns beeilen, sie ist auf hundert.«
    Die Gondel fuhr an.
    Zur gleichen Zeit glitten aus dem dunklen Wald, über den die Seilbahn hinwegschwebte, drei vermummte Gestalten in zerrissenen Kleidern. Sie hasteten durch das niedrige Unterholz, das sich unterhalb der Stahlseile bereits wieder in dem Kahlschlag gebildet hatte.
    Wie eine Wunde führte die Schneise der Seilbahn aus dem Tal zu der Felsenregion, in der die Bergstation stand. Nur ein Stützpfeiler befand sich in dem Waldgebiet, und auf diesen Pfeiler hatten es die drei Männer abgesehen.
    Gelbe Warnschilder mit einem schwarzen Totenkopf und einem grellrot gemalten Blitz verboten in mehreren Sprachen, den Mast zu erklettern. Die drei Männer taten es trotzdem. Sie brauchten die Todesgefahr nicht zu fürchten, waren sie doch bereits gestorben und nur durch die schwarzmagische Kraft eines Anhängers der Hölle zu einem zweiten, unnatürlichen Leben erweckt worden.
    Alle drei erklommen den Mast. Einer kletterte bis zur höchsten Spitze, sogar noch höher als die Rollen, über die das Seil lief. Der zweite krallte sich genau neben diesen Rollen in das Gestänge der Metallkonstruktion. Der dritte bezog eine Körperlänge tiefer Position.
    Die Blicke ihrer erloschenen Augen waren ins Tal gerichtet. Die vom Berg herabkommende Gondel interessierte sie nicht, wohl aber die aus dem Tal.
    Sie hatten einen geistigen Befehl ihres Herrn erhalten. Eine Frau.
    Sie hatten genaue Anweisungen, was mit dieser Frau geschehen mußte!
    Minouche Loughelin war völlig ahnungslos. Innerlich vor Eifersucht bebend, stand sie in der Gondel und musterte düster die Bergstation. Dort oben war das Luxushotel, in dem sich ihr rothaariges Scheusal einen schönen Tag machte! Aber dieser schöne Tag sollte nicht mehr lange dauern. Nicht, wenn es nach Minouche Loughelin ging.
    »Na warte, mein Lieber«, zischte die temperamentvolle kleine Französin. »Ich werde dich lehren, mit blonden Engländerinnen herumzumachen!«
    Es war nicht der erste Ehekrach bei den Loughelins, aber diesmal sollte es der größte werden.
    Dachte Minouche…
    Plötzlich schrak sie zusammen. Ihre Gondel trieb mit mäßiger Geschwindigkeit auf den ersten Stützmast zu.
    »Diese Verrückten!« entfuhr es ihr. Minouche war überzeugt, daß sich ein paar übermütige Burschen aus dem Dorf einen Scherz erlaubten oder eine Mutprobe durchführten. Sie sah die drei Männer auf dem Mast, war jedoch noch zu weit von ihnen entfernt, um die grauenhaften Verletzungen und die zerschlissenen Kleider zu erkennen.
    Minouche trommelte mit den Fäusten gegen die Fenster.
    »Geht weg!« schrie sie. »Runter vom Mast! Ihr werdet zerquetscht!«
    Genau das schien der eine Mann zu wollen! Dicht vor der Gondel warf er sich über die Rollen und ließ das Seil durch seine Hände laufen. Sein Körper blockierte die Strecke.

Weitere Kostenlose Bücher