0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett
seiner verheirateten Schwester gewesen. Es würde verdammt schwer sein, herauszukriegen, wie eine ehemalige Miss Brix jetzt hieß, und das um so mehr, als wir nicht einmal wussten wann sie geheiratet hatte. Es konnte vier Wochen und es konnten 10 Jahre her sein.
Ich biss mich darauf fest, es herauszubekommen. Das Erste war die Adresse von Reg Brix. Das war nicht schwer, ich schickte ein paar Leute los, die nach den Plakaten der Fruit Cie. suchen sollten. Schon nach einer halben Stunde wusste ich, was ich wissen wollte. Die Anschläge waren bei der Firma Bellermann Inc. gedruckt worden. Der Prokurist kannte Brix genau und wusste, dass er in Ridge Avenue im 23sten Bezirk wohnte. Den Rest erledigte die zuständige Polizeistation.
Ich rief an.
»Hier bei Brix«, meldete sich eine Stimme, der ich anmerkte, dass sie einer farbigen Hausangestellten gehören musste.
»Ich habe versucht, Mr. Brix im Betrieb zu erreichen, um ihn nach der Adresse seiner Schwester zu fragen, mit der ich vor ihrer Heirat befreundet war. Ich bin nur ein paar Stunden in New York und hätte mich gern mit ihr in Verbindung gesetzt.«
»Yes, Sir. Sie meinen sicher Mrs. Binder. Ich kann Ihnen nur die Telefonnummer geben. Ihre Adresse weiß ich leider nicht.«
»Die Nummer genügt.«
Es ging schneller, als ich zu hoffen gewagt hatte. Ich wählte.
»Mrs. Binder ist nicht zu Hause. Sie ist zu einer Party eingeladen. Hier spricht die Hausangestellte. Kann ich etwas ausrichten?«
»Nein, danke, ich werde morgen Vormittag nochmals anrufen.«
Das bedeutet eine Verzögerung, aber die war nicht von großem Belang. Der Tag war sowieso fast zu Ende. Wir würden heute nichts mehr unternehmen können.
»Morgen ist auch noch ein Tag«, meinte Phil. »Ich finde, es wird so langsam Zeit, dass wir unseren Magen beruhigen. Ich habe den ganzen Tag über nichts gegessen als zwei Hamburger.«
Mir ging es ähnlich, und so setzten wir uns zuerst in ein gemütliches Lokal und stillten unseren Hunger. Schon um elf Uhr lag ich in der Falle. Ich war müde wie ein Hund und schlief sofort ein.
Am Morgen regnete es wieder. Es war kühl, die Straßen glatt wie eine Schlittschuhbahn. Anstandshalber wartete ich bis 10 Uhr, bevor ich meinen Anruf bei Mrs. Binder wiederholte. Diesmal hatte ich Glück. Die Frau war selbst am Apparat.
»Ja, wer spricht dort?«, fragte sie, und so tischte ich ihr das vorbereitete Märchen auf.
»Verzeihen Sie, ich bin ein Freund Ihres Bruders, Mr. Brix. Ich hatte vor genau vier Tagen versprochen, ihn unter Ihrer Nummer anzurufen, konnte es aber nicht, weil ich nicht in der Stadt war. Wissen Sie, wo ich ihn jetzt erreichen kann?«
»Das muss ein Irrtum sein. Mein Bruder ist weder vor vier Tagen noch innerhalb der letzten drei Wochen hier gewesen. Am besten rufen Sie ihn im Büro an. Es ist die Jones Hunt Fruit Company.«
Ich bedankte mich höflich und drehte mich nach Phil um.
»Auch da war er nicht. Ich möchte wissen, was das zu bedeuten hat.«
»Es kann einfach eine Unverschämtheit sein, ein Versuch, uns lächerlich zu machen. So etwas traue ich Brix durchaus zu«, sagte Phil. »Ich bin der Ansicht, dass er sich nicht so benehmen würde, wenn er wirklich ein schlechtes Gewissen hätte. Er muss ja wissen, dass wir hinter seinen Schwindel kommen, wenn wir wollen. Nein, Jerry, so benimmt sich keiner, der etwas zu fürchten hat.«
»Aber auch keiner, der normal ist. Ich traue diesem Burschen nicht. Jeder Mensch hat ein Vorleben, und das des Mr. Brix interessiert mich.«
»Wenn du meinst.«
»Letzten Endes haben wir immer noch kaum einen Anhaltspunkt dafür, wer Pete und Jane ermordet hat. In diesem Zusammenhang möchte ich wissen, welches die ›Familienangelegenheit‹ war, in der Rovelli für Pullham arbeitete. Ich komme immer wieder auf meinen alten Argwohn zurück, dass Pete seinetwegen ins Gras beißen musste.«
»Wir werden eben auch über die Privatverhältnisse des Mr. Pullham Nachforschungen anstellen«, schlug Phil vor. »Irgendwie werden wir dahinter kommen. Übrigens habe ich mich inzwischen auch dafür interessiert, was. Rovelli in der Zeit, in der er in der 25th Street wohnte, unternommen hat. Ich habe den Portier, den Liftboy und den Manager gefragt. Pete verließ den Laden jeden Morgen, aber er saß dann noch längere Zeit rauchend in seinem Wagen und beobachtete die Straße, bis er dann ganz plötzlich Gas gab und abbrauste. Er kam erst gegen Abend zurück, manchmal auch sehr spät. Dann wiederholte sich das
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