0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett
Schauspiel vom Morgen Er parkte seine Kiste und blieb darin sitzen.«
»Das könnte heißen, dass er hinter Milly her war. Milly macht mir gewaltige Kopfschmerzen. Sie hatte einen Grund, sich der Aufsicht ihres Bruders zu entziehen, und sie kannte ihn gut genug, -um zu wissen, das er gewohnt war, das durchzuführen, was er sich vorgenommen hatte. Er hatte ihr mit einer Entziehungskur gedroht und er würde sein Wort halten.«
»Aber bei alledem kann ich mir nicht denken, dass sie ihren Bruder mit einer Maschinenpistole aus dem fahrenden Wagen ins bessere Jenseits beförderte. Das war Gangsterarbeit.«
»Aber es könnte ja ein anderer in ihrem Auftrag getan haben, vielleicht der, der ihr den teuren Wagen schenkte.«
»Dann müsste dieser Kavalier ein Gangster gewesen sein, und auch ein Gangster riskiert keinen Mord, nur um einem kleinen Mädchen einen Gefallen zu tun.«
»Ich habe eine Idee. Ich werde mich mit dem Verwalter des Apartment-Hauses, in dem es wohnt, in Verbindung setzen. Der müsste mir etwas erzählen können.«
»Am besten tust du das gleich.«
»Inzwischen werde ich mich um Brix und Pullham kümmern. Einmal müssen wir ja weiter kommen«, antwortete Phil.
Bevor ich mich aufmachte, rief ich Lieutenant Crosswing an.
»Was ist eigentlich mit Norris geschehen und was macht unser Freund Tullio?«, fragte ich ihn.
»Der taubstumme Gangster wurde in eine Anstalt zur Beobachtung eingewiesen. Ich habe dafür gesorgt, dass er nicht auskneifen kann. Der Arzt wird mir so schnell wie möglich Bericht geben. Er behauptet, es bestehe die Möglichkeit, der Kerl simuliere. Derartiges sei bereits dagewesen. Tullio geht es herrlich. Vorläufig hat er noch Geld, angeblich ein Vorschuss von Pete, und lässt sich seine Leibgerichte aus dem nächsten italienischen Restaurant holen. Ich glaube, es ist dem alten Gauner lange nicht mehr so gut gegangen, wenigstens hat er ein Dach überm Kopf und bedient wird er auch noch…«
Carmen Rodriguez, das Mädchen aus Puerto Rico…
Das Bild, das mich nun schon seit Tagen nicht verließ. Warum hatten wir eigentlich in Petes Kartothek ihren Name nicht gefunden? Rovelli war so etwas wie ein Pedant gewesen. Jemand hatte ihm den Auftrag gegeben, das Mädchen zu beobachten, und wir hatten keine Ahnung, wer dieser Jemand war. Ich hatte vorausgesetzt, dass dieser Fall nichts mit den Umständen zu tun habe, die zu Petes Tod geführt hatten, aber jetzt fing ich an, mich an jeden Strohhalm zu klammem. Man muss auch der unscheinbarsten Spur folgen. Manchmal führte eine Kleinigkeit zu einer Kettenreaktion von Gedanken und Schlüssen. Manchmal macht Geduld sich bezahlt. Geld, Schnüffeln und Überlegen. Auch mit-Tullio musste ich noch einmal sprechen.Vielleicht wusste er doch etwas. Vielleicht hatte Pete eine Bemerkung gemacht.
Aber alles das nutzte nichts. Ich musste etwas unternehmen.
Der Manager des Hauses in dem Milly wohnte, war nicht da. Er saß in einer Kneipe und spielte Karten. Es tat mir Leid, sein-Vergnügen stören zu müssen, aber es ging nicht anders.
»Ausgerechnet jetzt, wo ich gerade eine Glückssträhne habe«, meckerte er, folgte mir aber dann an einen Nebentisch.
Ich hielt ihm meinen Ausweis unter die Nase.
»Es handelt sich um Miss Rovelli. Ich brauche einige Auskünfte über das Mädel.«
»Miss Rovelli wohnt nicht mehr bei uns. Sie ist gestern Abend verzogen«, bedauerte er. »Es tat mir Leid. Sie war eine angenehme Mieterin und zahlte immer pünktlich.«
»Immer?« Ich war erstaunt. »Wie lange hatte sie denn das Apartment schon?«
»Lassen Sie mich nachdenken… Wir haben jetzt September. Im Mai kam sie zu uns und…«
»Täuschen Sie sich auch nicht? Man hat mir gesagt, sie sei erst kürzlich eingezogen.«
»Ausgeschlossen. Ich kann Ihnen das Mietbuch vorlegen.«
Wieder hatte jemand gelogen. Mrs. Hall hatte behauptet, sie kenne Millys Adresse nicht, weil diese ihre Wohnung gewechselt hätte. Ich würde die tüchtige Kraft der Hunt Fruit Cie, darüber fragen müssen. Was konnte Carol Hall damit bezwecken, mir einen solchen Bären aufzubinden, aber vielleicht hatte sie nur das getan, um was Milly sie gebeten hatte. Um sicher zu sein, nahm ich mir den Verwalter mit und ließ mir die Unterlagen zeigen. Es stimmte.
»Sie sagten mir vorhin, Miss Rovelli sei eine angenehme Mieterin gewesen. Haben Sie eine Ahnung, was für Besuch sie bekam und wie sie lebte?«
Er hob die Schultern.
»Ich kümmere mich nicht um meine Mieter, solange sie pünktlich bezahlen
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