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0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

Titel: 0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ernst Fackenheim
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Tisch schlagen, bevor ich angemeldet wurde.
    In der Tür begegnete ich Carol Hall, die mit einem dicken Pack Akten herauskam.
    »Guten Morgen, Mr. Cotton«, sagte sie lebhaft. »Ich hoffe, sie haben den Kerl, der auf Sie geschossen hat, erwischt.«
    »Noch nicht, aber ich kriege ihn.«
    »Gehen Sie ruhig hinein. Mr. Hunt erwartet sie.«
    Der Chef der Fruit Company glitt von seinem Stuhl und kam mir mit ausgestreckter Hand entgegen.
    »Mr. Cotton, wie geht’s Ihnen?«
    »Großartig.«
    »Und was macht die Sache von gestern Abend?«
    »Sie läuft. Man kann nichts übers Knie brechen.«
    »Ich verstehe, aber Sie kamen ja nicht nur hierher, um sich mit mir zu unterhalten. Mit was kann ich Ihnen helfen.«
    »Ich möchte Ihnen Ihre tüchtige Sekretärin für eine Stunde entführen. Ich hoffe. Sie haben nichts dagegen.«
    »Aber selbstverständlich. Ich werde Miss Rovelli sofort rufen.« Er drückte auf einen der verschiedenfarbigen Knöpfe auf seinem Schreibtisch.
    »Gott sei Dank, dass sie wieder hier ist. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne sie anfangen sollte«, sagte er.
    In diesem Augenblick klopfte es. Es war Mr. Brix, der mit einem Stoß von Reklameplakaten unter dem Arm hereinkam.
    »Tut mir Leid, Sir. Ich wusste nicht, dass Sie Besuch haben.«
    »Schon gut, Brix. Zeigen Sie her.«
    Ich warf einen schnellen Blick auf die Entwürfe und konnte wirklich nichts Besonderes daran finden.
    »Esst mehr Bananen, und ihr bleibt gesund. Werdet schlank durch eine Obstkur.«
    Das alles war nichts Neues. So tüchtig schien der Verkaufsmanager auch wieder nicht zu sein.
    »Ich warte draußen«, sagte ich und ging hinaus.
    »Was will der hier?«, hörte ich Brix fragen, als ich gerade die Tür schloss.
    Ich setzte mich in den Vorraum, und als gleich darauf Milly kam, stand ich auf.
    »Hello, Milly, ich möchte unsere gestern unterbrochene Unterhaltung fortsetzen. Wollen wir hinuntergehen?«
    Sie nickte und folgte mir nach draußen. Sie setzte sich zu mir in meinen Wagen.
    »Wollen wir irgendwohin fahren?«
    »Nein, ich habe eben zum zweiten Mal gefrühstückt«, erwiderte sie. »Aber eine Zigarette könnte ich gebrauchen.«
    »Eine gewöhnliche oder muss es ein Reefer sein?«
    Sie wurde blass.
    »Hören Sie mal, Milly. Ich mag Sie leiden, schon darum, weil Sie Petes Schwester sind, wenn Sie aber solche Geschichten machen, so bin ich verpflichtet, sie einfach hochzunehmen. Rauschgift ist eine böse Sache. Wo haben Sie das Zeug her?«
    »Von einem Kellner irgendwo in Greenwich Village. Ich kaufe sie einmal hier und einmal da, aber ich verspreche Ihnen feierlich, ich werde damit aufhören.«
    Ich hätte ihr gern geglaubt, aber ich wusste, wie leichtfertig solche Versprechungen gegeben werden. Mit einer Marihuana-Zigarette fängt es an, dann kommt Kokain, Heroin und zuletzt das Irrenhaus. Dazu war das Mädel doch zu schade.
    »Wie lange rauchen Sie das Zeug schon?«, wollte ich wissen.
    »Ein paar Wochen, und Sie können mir glauben, ich bin sehr sparsam damit gewesen. Ich wollte mir auch keine mehr kaufen. Ich hatte es Pete versprochen, aber nach seinem Tod war ich so vollständig fertig, dass ich ein paar nötig hatte.«
    Das war also die Erklärung für ihr merkwürdiges Verhalten und zugleich für Petes Sorge.
    »Also hat ihr Bruder es herausgefunden?«
    »Ja. Vor ungefähr drei Wochen. Er machte einen furchtbaren Krach mit mir und drohte mit der Gesundheitspolizei.«
    Ich konnte mir das vorstellen. Wenn ich eine Schwester gehabt hätte, die Marihuana rauchte, so hätte ich dasselbe getan. Wahrscheinlich hätte sie sogar eine ordentliche Tracht Prügel bezogen, aber so etwas machte Pete nicht.
    »Schön. Pete hat mich in seiner letzten Minute gebeten, mich um Sie zu kümmern, Milly. Er konnte mir nicht mehr sagen warum, einen Teil weiß ich jetzt und wiederhole Ihnen seine Ankündigung. Wenn Sie nicht aufhören, so stecke ich Sie in eine Anstalt, bevor er zu spät ist. Das ist aber nicht alles. Warum tragen Sie einen Derringer mit sich herum? Die Angabe, Pete habe ihn Ihnen geschenkt, ist eine Lüge.«
    »Wollen Sie noch behaupten, ich hätte meinen Bruder damit erschossen?« Ihre Stimme schnappte hysterisch über.
    »Pete war ein guter Mensch, viel anständiger als ich. Ich bin leichtsinnig, vielleicht bin ich sogar schlecht, aber ich liebte Pete. Alles können sie mir vorwerfen, nur das nicht.«
    »Beruhigen Sie sich, Milly. So habe ich das nicht gemeint, aber lassen Sie das Revolverchen zu Hause. Ich will es Ihnen nicht

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