0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

Titel: 0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ernst Fackenheim

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Ich schlenderte zu meinem Jaguar zurück, startete und bog in Hudson Street ein. Jetzt kam ich endlich dazu, meinen Durst, der durch den Qualm noch größer geworden war, zu löschen.
    Am Morgen kaufte ich mir auf dem Weg zum Office einen »Herald«.
    »Großfeuer am Hudson. Drei Lagerschuppen eingeäschert, Brandstiftung?« So lautete die Schlagzeile. Ich ersah daraus, dass Pullham hoch versichert war und sicherlich keinen Schaden erlitten hatte. Das tat mir eigentlich leid. Der »Herald« behauptete, aus zuverlässiger Quelle erfahren zu haben, dass Brandstiftung vorliege und das betreffende Dezernat der City Police damit rechne, in Kürze eine Verhaftung vornehmen zu können.
    Aus purer Neugierde rief ich Lieutenant Sorensen an.
    »Der ›Herald‹ hat natürlich aufgeschnitten«, sagte er. »Es ist absolut noch nicht erweisen, dass Brandstiftung vorliegt. Ein paar Lagerarbeiter haben ausgesagt, gestern habe sich ein Mann auf dem Gelände herumgetrieben und wissen wollen, in welchem Schuppen sich die Kisten mit den Zigaretten befänden. Das ist natürlich Unsinn, denn auf Grund der Listen, die wir geprüft haben, wurde festgestellt, dass weder in den Lagerhäusern Pullhams noch in den ebenfalls abgebrannten Schuppen der Erierailroad Tabakwaren gelagert waren. Aber selbst angenommen, es wäre so, welches Interesse sollte jemand haben, ein paar Kisten mit Zigaretten zu vernichten und darum gleich ein par Lagerschuppen in Brand zu setzen?«
    »Ja, wenn es gewöhnliche Zigaretten waren«, meinte ich. Der süßliche Geruch war mir wieder eingefallen, ein Geruch, der mich an den Duft von Marihuana erinnert hatte.
    Rauschgiftzigaretten sind ein großes Geschäft, ein Geschäft, das sogar solche Firmen nicht verschmähen, von denen man es nicht erwartet. Die Leute können, auch wenn sie erwischt werden, selten überführt werden. Kein Spediteur ist verpflichtet, den Inhalt der Kisten, die ihm übergeben werden, nachzuprüfen.
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass keine Rauchwaren in den Schuppen vorhanden waren. Ich bin der Überzeugung, dass einer der Arbeiter eine Zigarette oder ein Streichholz weggeworfen hat und jetzt einen Roman erzählt, um die Schuld auf den großen Unbekannten abzuwälzen.«
    »Ich setze doch voraus, dass eine Untersuchung angestellt wird.«
    »Selbstverständlich. Wie immer in solchen Fällen hat die Brandkommission den Herd des Feuers unter die Lupe genommen, aber selbst wenn Brandstiftung vorläge, könnte sie kaum nachgewiesen werden. Die Ballen und Kisten sind zu Zunder verbrannt und durch die Wassermassen, die hineingepumpt wurden, weggespült worden.«
    Ich bedankte mich, war aber noch nicht zufrieden. Mr. Pullham war einer der Leute, die ich aufs Korn genommen hatte, und alles, was der tat oder ihm getan wurde, interessierte mich brennend. Ich ließ mich mit ihm verbinden und bot ihm scheinheilig meine Hilfe an, falls er diese benötige.
    »Vielen Dank, Mr. Cotton, aber ich habe kein Interesse daran, zu erfahren, wie das Feuer entstand. Ich bin turmhoch versichert und werde keinen Schaden erleiden. Sie brauchen sich wirklich nicht zu bemühen.«
    Mr. Pullham hatte also keinen Verlust erlitten. Es war ihm gleichgültig, wie das Feuer entstanden war. Fast hatte es sogar so geklungen, als ob er nicht im Geringsten daran interessiert sei, die Ursache des Brandes aufzuklären, ja, als ob er gar nicht wünsche, dass Schritte in dieser Richtung unternommen würden.
    Selbst wenn er versichert war, war mir diese Auffassung unverständlich. Wer lehnt es schon ab, wenn ihm jemand seine Hilfe anbietet, um die Ursache eines großen Schadenfeuers festzustellen?Versicherung oder nicht, es gibt immer Scherereien und Komplikationen, vor allem bei einem Spediteur, dem die eingelagerten Waren ja nicht gehören. Es war verwunderlich, wie Mr. Pullham die Sache auf nahm. Trotzdem, die Geschichte ging mich nichts an. Ich hatte andere Sorgen.
    Als Phil wenig später eintrudelte, war es nicht zu vermeiden, dass die Sprache wieder darauf kam. Auch er hatte den »Herald« gelesen.
    »Weißt du was, Jerry, ich habe große Lust, mir den Brandherd einmal anzusehen. Ich habe immer noch ein Hühnchen mit diesem Herrn zu rupfen, und was du mir da von dem merkwürdigen Gestank erzählst, passt genau zu dem Bild, das ich mir von ihm mache.«
    »Tu deinen Gefühlen keinen Zwang an«, meinte ich. »Jeder hat seine besonderen Sympathien und Antipathien. Du magst Pullham nicht, und genauso geht es mir mit Brix. Nur fürchte