0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett
eines Wagens, der langsam weiterrollte.
»Alles in Ordnung«, fragte Phil, dessen Gesicht als weißes Oval über mir schwebte.
Ich blinzelte und fuhr mit der Hand an den Kopf.
»Bis auf etwas Schädelbrummen geht es mir gut.«
»Gott sei Dank. Dann können wir ja wieder nach Hause fahren und unsere Partie zu Ende spielen. Ich habe dir ja sofort gesagt, was du zu erwarten hattest. Der Kerl saß irgendwo auf einem Dach. Wir waren zu weit entfernt, um seinen Standort genau feststellen zu können. Außerdem wäre er bereits über alle Berge gewesen, bis wir ihn erreicht hätten.«
Ich hatte Kopfschmerzen und eine tüchtige Beule an der Stirn, aber das bedeutete nichts. Ich ärgerte mich unsäglich, dass ich hineingefallen war und froh sein musste, noch zu leben.
Es wurde doch nichts mehr aus der Schachpartie. Ich war noch zu müde und benommen, um mich selbst ans Steuer zu setzen. Phil fuhr meinen Jaguar nach Hause, und ich blieb, wo ich war. Dann wechselten wir die Plätze.
Am Morgen war ich bis auf meine Beule wieder in Ordnung. Phil war angenehm überrascht, mich zu sehen. Er hatte bereits Mr. High Bericht erstattet, der mich rufen ließ und mir einen väterlichen Anpfiff verpasste, weil ich so unvorsichtig gewesen war.
»Sie sind mir zu kostbar, Jerry, als dass ich Sie wegen eines Falles verlieren möchte, der uns gar nichts angeht.«
»Immerhin ist Marihuana dabei im Spiel«, sagte ich. »Das ist Bundessache.«
Der Chef durchschaute mich sofort. »Ich will diese Ausrede gelten lassen«, sagte er lächelnd, »wenn Sie so nebenbei herausbekommen, woher das Mädchen die Zigaretten bekommen hat, und wir die Herkunft bis an die Quelle verfolgen können.«
Ich bekam einen roten Kopf und drückte mich so schnell wie möglich.
Dann machten Phil und ich zusammen den verabredeten Besuch bei Milly. Ich dachte, es sei gut, wenn ein Zeuge zugegen wäre.Voller Erwartung kamen wir dort an.
Mrs. Carol Hall wohnte nicht nur in einer vornehmen Gegend, auch ihr kleines Haus und dessen Eichrichtung waren geschmackvoll und sicher sehr teuer. Ganz bestimmt verdiente sie bei der Fruit Cie. eine Stange Geld.
»Gerade habe ich telefoniert«, begrüßte sie uns. »Ich wollte Ihnen den unnützen Weg sparen, aber andererseits ist es ganz gut, dass Sie den Arzt sprechen können. Vielleicht würden Sie mir nicht glauben.« Sie führte uns ins Wohnzimmer, schob die fahrbare Bar heran und verschwand mit einem: »Verzeihen Sie einen Augenblick.«
»Was ist denn jetzt wieder los?«, meuterte ich.
»Mir schwant Unheil, aber probieren wir erst einmal, ob in dieser Flasche wirklich ein Black and White ist.«
Phil schenkte seelenruhig ein, und wir kosteten. Das Zeug war echt. Wir waren bereits beim zweiten Drink, als Mrs. Hall zurückkam. Ein kleiner, weißhaariger Herr, der eine schwarze Tasche trug, folgte ihr.
»Dr. Adams«, stellte sie vor und nannte dann unsere Namen. »Wollen Sie bitte den beiden Herren über das Befinden von Miss Rovelli Aufklärung geben.«
Der Arzt räusperte sich.
»Der Zustand der Patientin hat sich leider eher verschlimmert als gebessert. Während der Nacht begann sie heftig zu phantasieren. Sie bildete sich ein, sie werde verfolgt. Als ich auf Mrs. Halls dringenden Anruf kam, war die junge Dame so außer sich, dass ich ihr eine Beruhigungsspritze geben musste. Ich habe ihr soeben das gleiche Medikament nochmals verabreicht. Die Patientin hat einen schweren Nervenzusammenbruch erlitten und braucht Ruhe und nichts als Ruhe. Vor übermorgen wird sie bestimmt noch nicht wieder in der Verfassung sein, die man bei Ihnen als vernehmungsfähig bezeichnet. Verzeihen Sie, aber es fiel mir gerade kein anderer Ausdruck ein. Zurzeit könnte eine neuerliche Aufregung die schlimmsten, nicht wieder gutzumachenden Folgen haben. Natürlich bin ich auch auf Wunsch gerne bereit, einen ihnen genehmen Arzt zuzuziehen.«
Ich winkte ab. Dieser Dr. Adams strahlte eine solche Sicherheit und Korrektheit aus, dass ich mir eine Kontrolle sparen konnte.
»Also übermorgen, denken Sie.«
»Ich nehme es mit Sicherheit an, aber Sie tun besser, sich vorher mit mir in Verbindung zu setzen.«
Feierlichst überreichte er uns seine Karte und ging.
»Selbstverständlich werde ich dafür sorgen, das Miss Rovelli die beste Pflege hat«, beteuerte Mrs. Hall. »Heute werde ich selbst zu Hause bleiben, und für morgen eine Pflegerin bestellen. Übermorgen sehen wir dann wohl weiter.«
Es blieb uns gar nichts anderes übrig, als uns zu
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