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0105 - Die Bestie von Soho

0105 - Die Bestie von Soho

Titel: 0105 - Die Bestie von Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Bilder des Künstlers an der Wand hingen. In der Mitte standen einige Glasvitrinen, unter denen moderne Plastiken und Skulpturen zu sehen waren. Licht wurde von Strahlern und Spotlights gespendet, die die besonders auffälligen Kunstwerke hervortreten ließen.
    Vor dem ersten Bild blieben wir stehen.
    Es zeigte eine farbige Dschungellandschaft, durch die gewaltige Monster ritten. Mit Sensen und anderen Waffen schlugen sie auf die flüchtenden Menschen ein.
    Das Bild war so realistisch gemalt, daß mich schauderte.
    »Ist er nicht toll?« fragte Glenda.
    »Sicher.«
    »Begeistert klang das nicht«, war ihre Antwort.
    Ich hob die Schultern. »Es gibt genug Schrecken in der Welt«, kommentierte ich. »Und ich bin nicht der Meinung, daß jemand das Grauen noch übertriebener darstellen sollte.«
    »Aber er ist ein Künstler.«
    »Das ist leider oft die Ausrede.« Wir gingen weiter. Auch die nächsten Bilder zeigten ähnliche oder noch schrecklichere Motive.
    Ich stand mit meiner Meinung über die Kunstwerke so ziemlich allein da, denn aus den Unterhaltungen der anderen Besucher war zu entnehmen, wie begeistert sie waren.
    Vor einem Gemälde, das den feuerspeienden Höllenfürst zeigte, blieb Glenda interessiert stehen.
    Ich schaute mich inzwischen um.
    Golo Gulerian hatte seine Diener überall verteilt. Die Glatzköpfe waren gar nicht zu übersehen.
    Immer wenn sich mein Blick mit einem der ihren kreuzte, glaubte ich, Feindschaft in den Augen zu lesen.
    Kein gutes Omen…
    »Wen suchen Sie, John?« fragte Glenda.
    »Den großen Golo.«
    Sie lachte. »Wir werden ihn später zu sehen bekommen. Dann stellt er sich den Fragen der Besucher.«
    »Da bin ich gespannt.«
    Glenda war von den Bildern begeistert. Das kannte ich gar nicht bei ihr. Ich hatte sie immer für eine realistische Person gehalten, aber sie unterschied sich um keinen Deut von den anderen Besuchern der Ausstellung.
    Ein offener Durchlaß führte in einen weiteren Ausstellungsraum.
    Dort hingen ebenfalls die Kunstwerke des Meisters. Dieser Golo Gulerian hatte in der Tat einiges geschaffen.
    Rechts des Durchlasses hing das bisher größte Bild. Es erweckte das meiste Interesse. Aus der Beschreibung entnahm ich, daß es das neueste Kunstwerk des Meisters war.
    Über einem Bauernhaus schwebte eine gewaltige dunkle Wolke.
    Aus dieser Wolke tauchte ein Monster auf, daß mit einer Hand das Haus zertrümmerte und in der anderen zwei kleine Jungen hielt, deren Gesichter den Schrecken widerspiegelten, den sie erlebt hatten. Eine Frau wurde unter den Trümmern begraben, und neben dem Haus lag ein toter Mann in einer Haltung, die bewies, daß er sich das Genick gebrochen hatte. Das Bild verströmte einen ungeheuren Realismus. Wenn man es betrachtete, konnte man glauben, inmitten des Geschehens zu stehen.
    Schaurig…
    Das Gemälde trug auch einen Titel: Die Bestie von Soho. Mich interessierte die Bestie, und so schaute ich mir dieses Monster etwas genauer an.
    Der Schädel sah aus wie eine Mischung aus Mensch-und Hundekopf.
    Letzterer Teil stammte von einer Bulldogge. Aus der Stirn wuchsen Hörner, was wiederum eine Artverwandtschaft mit dem Teufel andeutete. Ein Raubtiergebiß mit Vampirzähnen konnte dem Betrachter Angst einflößen, und die Krallen an den Tatzen sahen ebenfalls furchterregend aus. Hinzu kamen gewaltige, muskulöse Arme, in denen eine höllische Kraft steckte.
    »Wie gefällt Ihnen dieses Bild?« fragte ich Glenda Perkins.
    Sie schauderte, als würde kaltes Wasser über ihren Rücken laufen. »Überhaupt nicht. Diese realistischen Farben, dieses gelbweiß, es ist so natürlich, so…«
    »Sie haben Angst davor?«
    »Ja, das ist es.« Glenda faßte meinen Arm und zog mich weiter.
    Nach der Betrachtung dieses Bildes war ihre anfängliche Begeisterung verflogen.
    Auch mich hatte dieses Bild angesprochen.
    Allerdings anders.
    Ich blieb plötzlich stehen, so daß Glendas Hand aus meiner Armbeuge rutschte.
    »Was ist denn, John?«
    »Ich möchte mir das Bild noch einmal ansehen.«
    »Ich dachte, es gefällt Ihnen nicht.«
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun«, erwiderte ich und blieb vor der Bildmitte stehen.
    Mir war plötzlich ein Licht aufgegangen. Beim Aufarbeiten der Akten hatte ich auch den Ordner mit den unerledigten Fällen gefunden. Jeder Beamte ist verpflichtet, diese Fälle genau durchzulesen und sich Notizen zu machen. Nun, Notizen hatte ich mir keine gemacht, aber ich hatte doch behalten, worum es in einem speziellen Fall ging.
    In

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