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0105 - Die Bestie von Soho

0105 - Die Bestie von Soho

Titel: 0105 - Die Bestie von Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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behutsam vorgehen, damit die Bestie nicht mißtrauisch wurde.
    »Kannst du mich hören, Glenda?«
    Sie schwieg.
    Himmel, warum sagte sie denn nichts? Ich wollte eine Antwort haben, brauchte ihre Reaktion.
    »Glenda!«
    Jetzt bewegte sich ihr Mund. Allerdings verstand ich nicht, was sie sagte, dafür sprach sie zu leise.
    »Geht es dir gut?«
    »Ich… ich weiß nicht …«
    »Kannst du reagieren?«
    »He, keinen langen Dialog!« schrie die Bestie.
    Ich hob den rechten Arm. »Es wird keinen Dialog geben!« sagte ich. Und im selben Augenblick sprang ich vor, um meine einzige Chance wahrzunehmen.
    »Fang das Kreuz auf, Glenda!« schrie ich. Alles oder nichts! Ich schleuderte mein Kruzifix. Im Licht der Reklame bekam das Silber einen roten Schein. Mit dem Kreuz zugleich schwang auch die Kette auf Glenda Perkins zu. Sie schlug einige Figuren und berührte ihre Hand. »Greif zu!« brüllte ich. »Greif zu!« Ich weiß nicht, ob Glenda meinen Befehl gehört hatte, ihre Finger jedoch schlossen sich instinktiv um das geweihte Metall. Golo Gulerian wußte im Augenblick nicht, was das zu bedeuten hatte.
    Er hatte noch nicht mitbekommen, daß ich ihn reinlegte. »Wirf ihm das Kreuz ins Maul!« Meine Stimme überschlug sich fast. Und diesmal begriff Glenda. Ihren Arm konnte sie bewegen. Er schwang hoch und herum. Noch in derselben Sekunde verschwand mein silbernes Kruzifix im Maul des Monsters. Ich konzentrierte mich mehr auf die Bestie. Noch saß sie auf dem Pferderücken. Wild warf sie den Oberkörper nach vorn. Sie hatte das Maul zugeklappt, riß es jetzt wieder auf, um das Kreuz auszuspeien. Das gelang nicht, es mußte sich auf der Zunge festgefressen haben. Golo Gulerian drehte durch. Und zahlreiche Augenpaare bekamen sein Ende mit. Wie ein nasser Sack kippte er vom Pferderücken. Glenda rutschte ihm dabei aus der Hand, doch bevor sie zu Boden fallen konnte, war ich da und fing sie auf. Sofort schaffte ich sie in Deckung eines überdachten Hoteleingangs. Dort brach Glenda zusammen. Golo Gulerian wälzte sich auf den Boden. Suko stand neben ihm, die Dämonenpeitsche schlagbereit. Gulerian wollte nicht sterben. Mit letzter Kraft kam er auf die Füße. Er schwankte. Verzerrt war sein Gesicht.
    Gleichzeitig begann der Schrumpfungsprozeß. Seine Hörner verschwanden ebenso wie die Raubtierfratze. Aus ihm wurde wieder ein Mensch.
    »Satan…!« brüllte er, und das Echo hallte schaurig von den Hauswänden wider. »Satan – hilf mir …«
    Der Teufel half ihm nicht. Er ließ seinen wertlosen Diener im Stich. Gulerian stolperte auf den Randstein zu, übersah ihn, knickte in den Knien ein und fiel aufs Gesicht.
    So blieb er liegen. Als Mensch… Sein Pferd existierte ebenfalls nicht mehr. Es war zu einer Rauchwolke geworden, die vom Wind weggeweht wurde. Neben Golo Gulerian ging ich in die Knie und drehte ihn auf den Rücken. Glanzlose Augen starrten mich an. Der Maler Golo Gulerian war tot! Auch der Teufel hatte ihm nicht helfen können. Aber das begriffen die Menschen, die sich mit ihm einließen, wohl nie. Sein Mund stand halboffen. Ich schaute hinein, sah eine verbrannte Zunge und darauf etwas Silbernes schimmern.
    Mein Kreuz. Mit spitzen Fingern klaubte ich es ihm aus dem Rachen. Plötzlich war der Teufel los. Ich hörte zahlreiche Stimmen.
    Jetzt wurden die Menschen wach. Ihre Erstarrung verschwand und sie redeten wild durcheinander. Die Polizisten liefen auf mich zu.
    Ich zeigte meinen Ausweis und verlangte eine Absperrung. Dann gingen wir zu Glenda. Suko und ich stützten sie, als wir gemeinsam zu meinem Bentley zurückliefen. »Ich hatte solch eine Angst«, weinte Glenda. »Aber Sie haben sich tapfer gehalten«, erwiderte ich lächelnd. »Das hätte nicht jede Frau durchgestanden.«
    »Das sagen Sie doch nur so.«
    »Nein, ich mein es ernst.« Wir baten Glenda, im Wagen zu warten. Suko und ich gingen noch einmal zurück in die Halle.
    Auch hier mußte der Tod des Malers bereits bekannt sein. Die Kuttenträger liefen völlig verstört umher. Manche lachten oder tanzten. Ihre Gesichter hatten einen stupiden Ausdruck angenommen.
    Die Menschen waren wahnsinnig geworden.
    Mir lief ein Schauer über den Rücken, als ich sie sah. Ich hoffte nur, daß die Ärzte ihnen helfen konnten.
    Der tote Polizist war inzwischen abtransportiert worden. Der Verletzte wurde gerade weggeschafft. Er weinte um seinen Kameraden.
    Ich ging wieder nach draußen und rauchte eine Zigarette. Sie schmeckte mir nicht. Nach zwei Zügen warf ich sie weg und

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