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0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

Titel: 0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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Sie stehen ausnahmslos auf dem Index.«
    Der Professor schien gar nicht zugehört zu haben.
    Seine schlanken Finger trommelten nervös auf dem Lenkrad herum, während er mit traumwandlerischer Sicherheit den Wagen in der Spur hielt. Manchmal setzte die Bodenwanne auf. Trotz der bekannt großen Bodenfreiheit auch der kleineren Ausgabe des Citroëns.
    »Ja, das ist es!« meinte Zamorra. »Sie wird als Medium mißbraucht. Der Kerl verfügt über alle Tricks dieser Branche. Ich frage mich nur, wie er Nicole aussuchen konnte. Niemand wußte davon, daß sie zu mir nach Mazamet kommen wollte. Er hätte es auch nie fertiggebracht, sie unterwegs kennenzulernen. Sie nimmt grundsätzlich keine Anhalter mit. Ich frage mich also, wie er sie in seinen Bann schlagen konnte.«
    Zamorra dachte angestrengt nach und konzentrierte sich auf das Problem als Ganzes, ohne sich in Einzelheiten zu verlieren. Er hatte diese fernöstliche Kunst des Denkens mühsam studiert und erlernt. Ein gewöhnlicher Mitteleuropäer mußte das Ganze in kleine Stücke zerteilen, um das Problem besser fassen zu können. Er bediente sich also der Methode der Analyse. Ein Morgenländer gewann gleiche und wohl umfassendere Kenntnisse, indem er sich in das Problem versenkte und darüber meditierte.
    »Ich denke, er muß ihr Bewußtsein durch eine Täuschung ausgeschaltet haben. Ähnlich wie ein Hypnotiseur mit einer wirbelnden Scheibe arbeitet oder einem Pendel, das unentwegt hin- und herschwingt, das Interesse des Opfers erlahmen läßt und gleichzeitig einschläfert, indem der Gegenstand oder besser dessen Anblick das Medium fesselt.«
    »Ginge das auch mit einem Lichteffekt?« Lapin richtete sich kerzengerade auf und schaute den Professor gespannt an.
    »Was meinen Sie?«
    »Nun, einige der Dorfbewohner wollen über der Gegend, in der wir den Wagen Ihrer Sekretärin sicherstellen konnten, ein kreisendes Licht gesehen haben, das mehrmals die Farbe wechselte. Einige tippten auf fliegende Untertassen, andere auf ein seltenes Naturphänomen. Aber natürlich konnte es unmöglich etwas Derartiges sein.«
    »Nein, das war eine sogenannte persische Lichtorgel«, meinte Zamorra. Nervös biß er sich auf die Unterlippe. »Ich kenne diese Masche, habe sie allerdings erst wenige Male sehen dürfen. Davon zuerst in Persien. Dort wohnt der ›Alte vom Berg‹, ein Eremit und Gnostiker, der niemals mehr als einen Adlatus ausbildet.«
    »Einer davon sollte sich in unsere Gegend verirrt haben?«
    Lapin schüttelte entschieden den Kopf.
    »Die Welt ist klein. ›Der Alte vom Berg‹ bildet keineswegs nur einheimische Schüler aus. Jeder, der sich dem scheußlichen Ritus unterwirft und bereit ist, böse bis ins Mark zu werden, kann bei ihm anfangen - wenn auch nicht aufgrund eines eigenen Vorstoßes. Der Eremit sucht sich seinen jeweiligen Schüler selbst aus. Die Lehre dauert mehr als fünf Jahre.«
    »Davon höre ich zum erstenmal«, staunte Lapin. »Daß es so etwas auf dieser modernen, fortschrittlichen Welt überhaupt gibt.«
    Zamorra lächelte nur.
    »Diese Behauptung war doch nicht ernst gemeint, oder? Sehen Sie, Sie reden vielleicht von einem Dutzend Ländern. Etwa Frankreich, Deutschland, England und auch den USA. Muß ich Ihnen wirklich erst klarmachen, wie weitverbreitet dort der Aberglaube ist?«
    »Ich weiß«, seufzte Lapin. »Die Menschen verlieren durch die Wissenschaft den Glauben und verdingen sich dem Aberglauben.«
    »Das kann man wohl sagen. Was da alles unter der Oberfläche schwelt - das wäre wirklich der Aufmerksamkeit aller Experten wert, sonst gibt es eines Tages eine gewaltige Explosion und die Tünche der Zivilisation und der Fortschrittsgläubigkeit versackt darin wie Pompeji in den Lavamassen.«
    Sie näherten sich dem Öden Rist.
    Zamorras Herz klopfte zum Zerspringen. Er kannte die notwendigen Schritte, um einem Untoten wie dem Scharfrichter von Mazamet die Rückkehr ins Leben ein für allemal zu verbauen, aber er durfte nicht mehr sicher sein, was sein Widerpart, von dem er annahm, es sei Houdain, plante. Womöglich saß der Kerl, der durch alle Höllen der Schwarzen Magie gegangen war, in einem sicheren Versteck, hatte Nicole in seiner Gewalt und ließ einmal den wirklichen Scharfrichter auftreten, einmal schlüpfte er in dessen Maske, um so seiner irren Rache besser frönen zu können. Zamorra kam es jetzt darauf an, dem Mann dieses Doppelspiel zu verderben, indem er den angeblich toten Scharfrichter »pflockte«, ein Verfahren, wie es auch bei

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