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0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

Titel: 0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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euch das nicht zutraut, genügt es, wenn ihr mir sagt, wo der Kerl untergekrochen ist. Ich besorge ihm den Rest.«
    »Wo finden wir Sie, Monsieur?«
    Zamorra überlegte.
    »Eine gute Frage. Ich gehe nämlich davon aus, daß Houdain hinter dem gespenstischen Treiben der vergangenen Zeit steckt. Er hat übrigens alle Touristen ermordet, die in der letzten Zeit in dieser Gegend spurlos verschwunden sind. Um zu Geld zu gelangen. Er brauchte erhebliche Mittel für seine Experimente und mußte unabhängig sein. Es steht also zu befürchten, daß wir auch ihn nur an einem versteckten, unzugänglichen Ort aufspüren können. Da er aber -- anders als das Werkzeug seiner unmenschlichen Rache - ein Dach über dem Kopf braucht, etwas Wärme in der Nacht und ein warmes Essen mindestens pro Tag, müßte es leichter sein, ihn zu stellen.«
    »Ich wüßte eine Möglichkeit«, überlegte Barret laut, der Kräutersammler, der sich aus Furcht vor dem Mordgespenst schon nicht mehr zu den vertrauten Plätzen wagte, geschweige denn ans Öde Rist oder in die Gegend des verfluchten Schafstalles. Jetzt machte er auf diesen Ort aufmerksam.
    »Ich könnte mir vorstellen, daß wir Robert Houdain dort finden. Denn er kennt die Hütte nur zu gut. Als Kind hat er dort gespielt. Es machte ihm wenig aus, daß der Ort verflucht war. Als Heranwachsender - daran erinnere ich mich genau - bezeichnete er die Kate als seinen Lieblingsplatz. Es lohnt sich zumindest, dort nachzusehen.«
    Zamorra nickte.
    »Wer würde das übernehmen?«
    Niemand meldete sich. Nach allem, was die Leute gehört hatten, lähmte Helligkeit einen Geist wie den Scharfrichter bis zur Hilflosigkeit. Also war es ungefährlich, ihm nach dem ersten Hahnenschrei gegenüberzutreten. Bei einem Wesen aus Fleisch und Blut konnte das nur umgekehrt sein. Houdain schlief nachts und richtete am Tage Schaden an. Sicher war er bewaffnet. Wenn ein Mensch, der über solche übernatürlichen Fähigkeiten und die subtilsten magischen Kenntnisse verfügt überhaupt so etwas Primitives wie eine Schrotflinte anfaßte.
    »Dann erledige ich das. Kommen Sie mit, Barret?« Der Professor schaute den Kräutersammler an.
    Barret schrumpfte unter dem Blick der kühlen forschenden Augen förmlich und verkroch sich in der hintersten Ecke der Gaststube. Stumm schüttelte er den Kopf.
    »Dann gehe ich allein«, entschied Zamorra.
    »Das dürfen Sie nicht«, protestierte Lapin erschrocken. »Wenn Sie ausfallen, ich meine, kein Mensch ist unfehlbar, geschweige denn unverwundbar und wir haben mit unserer Suche nach dem Scharfrichter keinen Erfolg - wer sollte in der nächsten Nacht unsere Häuser schützen, unser Leben und das der Angehörigen, wenn dieser teuflische Würgeengel durch das Dorf Mazamet schreitet und an unsere Türen klopft?«
    »Das ist euer Risiko«, parierte Zamorra gelassen. »Ich bin bereit, meines auf mich zu nehmen, während ihr immer noch zaudert. Ich werdet ein wenig und ganz unverbindlich in der Nachbarschaft herumstöbern - und damit Gott befohlen. Aber das reicht nicht mehr. Die Dinge treiben ihrem Höhepunkt entgegen. Noch in der kommenden Nacht wird der Rachedurst Robert Houdains gestillt. Er wird Mazamet verwüsten. Zumal er spürt, daß wir aufholen. Er hat keine Wahl mehr. Entweder er tobt sich jetzt aus oder niemals. Warum sonst mobilisiert er alle Reserven und Hilfskräfte für das letzte Gefecht: den Untoten, den Knochenmann, der einst unter dem Namen Michele Utraux in dieser Gegend als Scharfrichter gewütet hat, die Rematerialisation der gleichen Figur, ein bloßer Gauklertrick also, um uns auf die falsche Fährte zu locken. Wir sollen hinter diesen bloßen Spukgestalten herhetzen und dadurch in die eigentliche Gefahr rennen und umkommen. Und natürlich wird er selbst in der Maske auftauchen, die er als Reinkarnation seiner blutigen Rache gewählt hat.«
    »Also komme ich mit«, entschied der Abbé. Er zwang sich förmlich zu diesem Angebot. Dabei war er käsebleich und seine Haut hatte einen sehr ungesunden Stich ins Gelbliche.
    Er bekreuzigte sich tapfer.
    »Vermutlich wird mir Robert Houdain weniger Angst einjagen als der Scharfrichter selbst, in welcher Gestalt er mir auch entgegentritt. Denn mich hat er bereits einmal an der Kehle gehabt. Ich spüre noch seine scheußliche Klaue an der Gurgel. Und dieser Geruch von Erde und Verwesung, der seinen Knochen entströmt. Nicht auszuhalten, sage ich euch. Wenn ihr ihn irgendwo entdeckt, begeht keinen Fehler, sondern alarmiert uns.

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