0106 - Der Komet aus der Hölle
ging, bis er brach, fiel ihm ein. Oft schon hatte er gegen die Mächte der Finsternis gestanden, würde er dieses Mal verlieren?
Zamorra war weder unsterblich noch unbesiegbar. Eine tiefe Resignation wollte ihn erfassen. Er kehrte zu Fuß zu dem stillgelegenen Kohlenbergwerk zurück, wo er schon voller Spannung erwartet wurde.
»Wo sind meine Kinder?« schrie der Major Zamorra ins Gesicht.
Zamorra konnte nur hilflos die leeren Hände zeigen.
Da schrie Jurij Techow auf wie ein Tier. Er drehte völlig durch, riß den .38er Revolver aus der Tasche und wollte Zamorra erschießen.
»Du hast Svetlana ausgeliefert! Du bist schuld! Du, du, du! Jetzt habe ich auch noch meine Frau verloren!«
Zamorra schlug Techows Waffe zur Seite. Seine Faust traf den Rasenden genau auf den Punkt und warf ihn bewußtlos in den Schnee.
***
An diesem Tag begann auch Nicole Duval die Qualen des Hungers zu spüren. Wasser gab es genug zu trinken, aber keinerlei Nahrung. Ohne Wasser mußte ein Mensch binnen fünf Tagen verdursten. Doch wie lange konnte er es ohne Essen aushalten, wenn er genügend Wasser hatte? Zwei, drei Wochen, schätzte Nicole Duval, je nach Konstitution und Reserven. Larissa Czerskaja hungerte schon seit vierzehn Tagen.
Sie hatte unmenschliche Qualen erlitten. Nicole Duval haßte den Dämon Stenka Badzak, wie sie noch nie irgend etwas oder jemanden gehaßt hatte.
Ihre Mitgefangene versuchte, Stroh und Stoff zu essen. Nicole wußte, daß auch sie soweit kommen würde, wenn nichts zu ihrer Rettung geschah. An diesem Abend aß Stenka Badzak nicht vor den beiden Frauen, um ihre Pein zu vermehren.
Etwas anderes geschah. Die Tür wuroe aufgeschlossen, eine Laterne leuchtete herein. Dann schleiften der Bucklige Grigorij und ein Kosak Svetlana Techowa, die mit Ketten gefesselt war, in die Zelle.
»Unser Herr ist auf einem Raubzug unterwegs!« rief Grigorij. Larissa Czerskaja übersetzte die russischen Worte für Nicole Duval. »Die Techowa wird in die Nebenzelle gesperrt, sie teilt euer Schicksal. Ihre Kinder sind in unserem Lager und werden zu kleinen Teufeln erzogen.«
Svetlana Techowa seufzte, doch sie sagte kein Wort. Sie schien völlig zusammengebrochen zu sein. Die Tür flog krachend zu, Nicole und Larissa blieben in der dunklen Zelle zurück. Larissa Czerskaja murmelte Gebete und phantasierte. Manchmal schrie sie nach ihrem verstorbenen Mann Stefan Czersky und ihren beiden kleinen Töchtern, die zum Glück in Moskau bei Verwandten waren und die Stenka Badzak nicht ergriffen hatte.
Doch auch sie würde er nicht verschonen, wenn ihm nicht das Handwerk gelegt wurde. Nicole Duval stöhnte. Sie dachte an Zamorra, doch ein Gedankenkontakt wie am Vorabend kam nicht noch einmal zustande. Ratten pfiffen in der Zelle, es mußte irgendwo ein Schlupfloch geben.
Es war eine fürchterliche Lage, Stenka Badzak und der Satanskomet schienen unendlich überlegen zu sein. Was tat Zamorra? So fragte sich Nicole voller Verzweiflung. Konnte es noch eine Rettung geben, oder würde ihr Lebensweg jämmerlich in diesem finsteren Verlies enden?
***
Major Jurij Techow hatte sich beruhigt und war in eine dumpfe Apathie verfallen, nachdem ihn Zamorra, Bill Fleming und Dr. Nikolaj Kapnin im Armeejeep zur Datscha zurückgefahren hatten. Dr. Kapnin hatte die drei zur Bewachung Svetlana Techowas abgestellten Soldaten zu ihrer Einheit zurückgeschickt.
Sie mußten strengstes Stillschweigen bewahren. Natascha Podolska befand sich in Kiew in einer Klinik und war unter Beruhigungsmittel gesetzt worden. Die Dämmerang, sank nieder, die Nacht kam.
Schon früh am nächsten Tag landete ein Hubschrauber auf Dr. Kapnins Datscha. Der Militärhelikopter brachte die vier Männer ins fünfhundert Kilometer Luftlinie entfernte Kiew, wo sie die Totenbeschwörung des Popen und Wundermönchs Boromir vornehmen wollten.
Der ganze Fall Satanskomet war zur geheimen Staatssache erklärt worden. Niemand würde sich bei Zamorras Vorhaben störend einmischen. Er konnte über alle Hilfsmittel verfügen, die er brauchte, Dr. Kapnin hatte dank seiner hohen Stellung und seines Einflusses alles geregelt.
Der für sechs Passagiere bestimmte Iljuschin-Helikopter landete auf dem Vorplatz der Torkirche, die den Zugang zum Kiewo-Petscherskaja Lawra, dem Kiewer Höhlenkloster, gewährte. Einige dick mit Pelzen vermummte Neugierige fanden sich ein. Es war ein klarer, frostiger Tag, die Wintersonne strahlte am graublauen Himmel.
Das Kiewer Höhlenkloster war unter Wladimir dem
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