0106 - Wir sprengten die Garde
herausbekommen wo die Geiseln stecken«, meinte Phil.
»Das übernehme ich«, sagte ich. »Willst du die Aufstellung der Leute vornehmen?«
»Mach ich«, sagte er und wandte sich an den Offizier. »Wie sind die Männer bewaffnet?«
»Es hat jeder eine Pistole. Mehr nicht.«
Phil nickte. »Das ist wenig. Wir werden die Leute in guter Deckung aufstellen müssen. Sie sollen mar schießen, wenn jemand zu türmen versucht. Sonst nicht. Ich möchte nicht durch eigenen Artilleriebeschuss außer Gefecht gesetzt werden. Was wirst du als Erstes tun; Jerry?«
»Ich versuche es nochmals im Guten mit O’Connor. Wir müssen den Kerl sehen, bevor er eventuell verschwindet.«
»Ich bin gespannt, wie er das anstellen will. Mit einem Boot dürfte das ziemlich schwierig sein.«
»Mit einem Rettungsboot erreicht er die Küste nicht«, erklärte der Offizier, »dazu sind wir noch zu weit weg. Ich traue ihm solche seemännische Fähigkeiten auch nicht zu. Allerdings, mit unserem Motorboot am Heck des Schiffes könnte es gelingen. Es ist ausgesprochen hochseetüchtig und hat einen großen Aktionsradius.«
»Gut, dass Sie mir das sagen, doch schließlich wird es nicht so einfach sein, das Boot zu Wasser zu lassen.«
»Da ist kinderleicht. Das Motorboot steht auf einer Ablauf einrichtung. Es ist eine ganz moderne Anlage, die dazu dienen soll, über Bord gegangene Personen schnellstens auf nehmen zu können. Man drückt einfach auf einen Knopf, dann klappt eine Rutschbahn heraus, die das Boot sanft zu Wässer lässt. Die Sache ist ganz einfach.«
»Gut«, entschied ich, »wir werden einen Posten dort aufstellen. Ich spreche jetzt mit O’Connor.«
Ich ging nach vorn, bis ich schräg hinter der Kommandobrücke stand. Auf der Brücke ging ein Mann auf und ab. Als er mich kommen sah, blieb er stehen. Es war Ben Hay. In seinen Händen hielt er eine Maschinenpistole.
Bis auf dreißig Yards ging ich heran, dann hielt ich an.
»Keinen Schritt weiter, G-man«, rief Hay.
»Sag O’Connor, dass ich mit ihm sprechen will«, schrie ich zurück.
»O’Connor legt keinen Wert darauf. Wirst es schon mit mir ausmachen müssen.«
»Gut, wenn es sein muss. - Ich fordere euch hiermit auf, die Waffen niederzulegen und die Geiseln herauszugeben. Ihr habt eine halbe Stunde Zeit.«
Ben Hay lachte höhnisch. Er winkte zur Seite, und Kapitän Millard erschien.
»Hallo, Kapitän Millard, wie geht es?«, rief ich.
»Nicht gut«, antwortete er. »'Wenn ich allein wäre, würde ich sagen, greift an. Es sind aber auch Passagiere dabei. Ich kann euch keinen Rat geben«
»Bei dem ersten Versuch, die Brücke zu stürmen, schießen wir rücksichtslos die Leute nieder«, fügte Ben Hay hinzu.
Ich biss mich auf die Lippen und musste mich beherrschen, um nicht die Maschinenpistole hochzureißen.
»Wir sprechen uns noch, Ben Hay.«
Er hob den Lauf seiner Maschinenpistole. »Verschwinde, G-man, verschwinde. Du hast dreißig Sekunden Zeit.«
Ich sprang hinter ein Rettungsboot und brachte mich außer Sichtweite.
Phil erwartete mich. »Sieht schlecht aus. Willst du es wagen?«
»Die Leute müssen raus, wir können sonst nichts unternehmen.«
»Ich gehe mit.«'
»Du bleibst besser da. Zwei werden eher gesehen. Außerdem brauche ich jemanden, der mir den Rückweg offen hält.«
***
Ich schlich von hinten an die Kommandobrücke heran. Auf den Laufsteg, der den ganzen Komplex umgab, patrouillierte ein Gangster. Ich hatte ihn vorher noch nicht gesehen. Es musste Ferry Crosh sein, da nicht anzunehmen war, dass sich O’Connor mit solch einer Tätigkeit befasste. Crosh lief langsam um den ganzen Aufbau herum. Es dauerte jedesmal drei Minuten, bis er wieder erschien.
Ich stand gut in Deckung, und er konnte mich nicht sehen. Ich wartete, bis er zum vierten Mal vorbeigekommen war, dann sprang ich auf, erreichte die Wand, schnellte mich hoch. Meine Finger umklammerten das Geländer. Ein Klimmzug, ich stand oben.
Vom Geländer aus sprang ich hoch, hielt mich an der oberen Kante der vor mir liegenden Wand fest. Das Metall war glatt, und ich hatte Mühe, nicht abzurutschen. Langsam stemmte ich mich hoch. Meine Hände griffen um. Endlich hatte ich es geschafft.
Ich rollte mich zur Mitte der kleinen Plattform, wo sich ein Oberlicht befand und blieb liegen. Von meinem Platz aus konnte ich Phil erkennen. Unter mir auf dem Laufsteg klangen Schritte auf. Ferry Crosh kam auf seinem Patrouillengang vorbei.
Jetzt galt es. Ich hob das Fenster etwas hoch und blickte in den
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