0107 - Das blaue System
schwiegen beharrlich.
„Es ist mir bekannt, mit wem ich es zu tun habe”, behauptete Auris. „So verlange ich Informationen über den Sinn Eurer Maßnahmen, die - den Umständen entsprechend - sehr leicht zu einem ernsthaften Zerwürfnis zwischen den Völkern führen können.” Sie sah mich mit einer Mischung aus Mitleid, Interesse und Stolz an. „Ich bin nicht beauftragt worden, auf Eure wenig stichhaltigen Argumente einzugehen.” „Was ist also Euer Auftrag?” „Den ich Menschenraub und ein Verbrechen nenne”, fügte Perry hinzu. Sie verfärbte sich. Zorn schimmerte in ihren dunklen Augen, die so wenig Ähnlichkeit mit denen moderner Arkoniden hatten.
Zeichen der erfolgten Degenerierung! gab mein Logiksektor durch. „Die Beschlüsse des Regierenden Rates von Akon sind weder dies noch jenes. Ich bin das ausführende Organ. Ich darf Euch ersuchen, meine Anweisungen widerspruchslos zu befolgen.” Sie neigte flüchtig den Kopf und wollte gehen.
Rhodans Worte hielten sie zurück. Jetzt zeigte er wieder sein seltsames Lächeln. Auch seine Sprache hatte sich gewandelt.
Perry dachte nicht mehr daran, nach diplomatischen Richtlinien zu handeln. Was er sagte, war hart und unmißverständlich. „Mir scheint, Madam, der Überheblichkeit Eures Volkes gebührt ein Dämpfer! Ich darf Euch versichern, daß die von Euch befohlene Entführung von zwei intergalaktisch bekannten Staatsmännern nicht ohne Folgen bleiben wird. Wenn Euer sogenannter Regierender Rat an dem terranischen Hypertriebwerk interessiert sein sollte, so darf ich dazu bemerken, daß ein Vorgehen in dieser Form keinesfalls dazu geeignet ist, Politiker und Militärs des Solaren Imperiums zur Freigabe der Unterlagen zu bewegen. Ihr überschätzt Eure Macht, Auris von Las-Too'r!” Sie schien zu überlegen, bis sie schließlich doch ohne zu antworten ging. Als sich das Schott hinter ihr und den beiden Akonen geschlossen hatte, legte sich Rhodan wortlos auf das Lager. Er verschränkte die Hände unter dem Kopf und schloß die Augen. Ich wollte etwas sagen, doch Tama Yokida winkte hastig ab. Da wußte ich, daß Perry versuchte, mit den Telepathen der IRONDUKE Verbindung aufzunehmen, was auch zu gelingen schien. Schweißüberströmt lag Rhodan da. Schließlich verzerrte sich sein Gesicht. So, wie ich die fähigen Mutanten des terranischen Geheimkorps kannte, bildeten die Telepathen unter ihnen nun einen parapsychischen Willensblock, in dem alle Kräfte koordiniert wurden. Rhodan war ein sehr schwacher Telepath. Ein Mutant allein hätte seine Nachrichten wahrscheinlich nicht aufnehmen können. Es dauerte einige Minuten, bis sich der Terraner entspannte. Nach nochmals fünf Minuten hatte er sich so erholt, daß er sich aufrichten konnte. Ich ahnte, was in diesen Augenblicken geschehen war. Rhodan gehörte nicht zu den Männern, die sich ohne weiteres entführen lassen. Wie leicht hätten wir durch unglückliche Umstände ums Leben kommen können. Ich war ja nicht sehr weit vom Tode entfernt gewesen. Man hatte auf mich geschossen, was mir bewies, daß man bereit gewesen war, mich unter Umständen zu opfern. Daraus ließen sich einige Schlüsse ziehen. Verblüfft über meine eigenen Gedankengänge, stellte ich fest, daß man anscheinend nur mit Rhodan gerechnet hatte. Ich war ein unliebsamer Störenfried gewesen, den man wahrscheinlich mitgenommen hatte, weil es sich nun einmal so ergeben hatte.
Rhodan schien ähnliche Überlegungen anzustellen. Natürlich fragte er sich, wieso die Akonen im genau richtigen Augenblick hatten erscheinen und die Betäubungswaffe einsetzen können.
Dieses Rätsel bedurfte einer baldigen Lösung. „Du sprichst doch Japanisch?” sprach mich Perry an. Ich brauchte einige Augenblicke, bis ich die in dieser Sprache gestellte Frage verstanden hatte. Ich mußte schleunigst umdenken. „Seit einigen Jahrhunderten. Ich war dabei, als Kublai Khans Flotte versuchte, das japanische Inselreich anzugreifen, bis die Schiffe vom Göttersturm zerschlagen wurden.” Tama Yokida sah mich neugierig an. Mein Japanisch war veraltet und wohl kaum noch verständlich. „Sehr gut”, meinte Rhodan. Argwöhnisch sah er sich in dem kleinen Raum um, schließlich blickte er auf die Uhr. Er benutzte weiterhin die Sprache des Inselstaates. „Natürlich werden wir belauscht. Man wird aber einige Zeit benötigen, um die noch nie gehörten Laute mit mechanischen Geräten zu übersetzen.
Etwa vierundzwanzig Stunden, schätze ich. Wir können also reden,
Weitere Kostenlose Bücher