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0107 - Die Hand des Hexers

0107 - Die Hand des Hexers

Titel: 0107 - Die Hand des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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schreiben wir das zwanzigste Jahrhundert.«
    Cher Cobalt zuckte die Achseln. »Es war nicht mehr als das aus Flo herauszukriegen. Die Angst, die sie hatte, war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Ich hatte Mitleid mit ihr, und ich versicherte ihr, daß ihr der Psychiater die Angst bestimmt wieder nehmen könne. Nach vielen Sitzungen ging es Flo Danning tatsächlich wieder besser. Sie erholte sich geistig und körperlich. Sie fürchtete sich nicht mehr und hatte keine Alpträume mehr. Wir dachten beide, alles wäre endlich wieder im Lot, und wir freuten uns darüber…«
    Cher machte eine Pause.
    Sie betrachtete ihr Hände.
    »Und nun…«, fuhr sie nach einer Weile schleppend fort. »Und nun ist Flo Danning ganz plötzlich verschwunden… Möglicherweise wurde sie doch das Opfer jenes Hexenjägers, von dem sie gesprochen hat. Ich weiß nicht, was ich von alldem halten soll. Meine Vernunft sagt mir natürlich, daß es verrückt ist zu glauben, daß es einen solchen Hexenjäger geben kann. Andererseits aber ist Flo spurlos von der Bildfläche verschwunden, und ich habe absolut keine Erklärung dafür.«
    Nicole Duval warf Zamorra einen raschen Blick zu.
    Sie konnte im Gesicht des Professors wie in einem offenen Buch lesen.
    Und da stand, daß er jedes Wort glaubte, das Cher gesagt hatte.
    Er war davon überzeugt, daß es einen solchen geheimnisvollen Hexenjäger gab, und er schien entschlossen zu sein, dieser mysteriösen Sache nachzugehen.
    »Aber das, was ich bis jetzt erzählt habe, ist noch nicht der Grund, weshalb ich Nicole und Sie, Professor, gebeten habe, nach London zu kommen«, sprach Cher Cobalt mit belegter Stimme weiter. »Seit Flos Verschwinden habe ich das Gefühl, daß mir das gleiche Schicksal droht. Ich kann beim besten Willen nicht erklären, wie es dazu kommt. Dieses lästige Gefühl ist in mir und macht mich krank. Es verfolgt mich Tag und Nacht. Es ist mir unmöglich, mich davon zu befreien. Ich bin…«
    Cher Cobalt brach jäh ab.
    Durch ihren Körper schien ein lähmender Stromstoß gefahren zu sein. Wie zu Stein erstarrt saß sie da. Nacktes Grauen verzerrte ihr hübsches Gesicht. Mit weitaufgerissenen Augen blickte sie an Zamorra und Nicole vorbei.
    Mühsam preßte sie hervor: »Da steht jemand in der Tür! Ein Bote! Ein Bote aus dem Jenseits!«
    ***
    Zamorra kreiselte herum. Im selben Moment knallte die Tür zu. Zamorra hatte den Mann, den Cher Cobalt erblickt hatte, nicht gesehen. Die Schauspielerin vergrub ihr Gesicht in den Händen und begann, hysterisch zu schluchzen. »O Gott! O Gott! Es bleibt mir nicht erspart.. Ich werde enden wie Flo!« wimmerte sie verzweifelt.
    »Der Sache werden wir gleich mal auf den Grund gehen!« zischte Zamorra. Mit wenigen Sätzen war er bei der Tür.
    Er riß sie auf.
    Dumpf stampfende Schritte drangen an sein Ohr. Zamorra wandte sich in diese Richtung und jagte los.
    Eine Tür.
    Halb offen.
    Die Schritte hämmerten eine Treppe hinunter. Zamorra folgte den Geräuschen bedenkenlos.
    Er holte auf.
    Atemlos erreichte er den Theaterkeller, in dem alte Requisiten und unbrauchbar gewordene Bühnendekorationen herumstanden. Ein chaotisches Labyrinth war das, mit unzähligen Möglichkeiten, sich zu verstecken.
    Zamorra blieb stehen.
    Seine Sinne waren auf Empfang eingestellt. Er lauschte mit angehaltenem Atem, während sein scharfer Blick all die Gegenstände streifte, die hier herumstanden.
    Der Bursche, der so hastig Reißaus genommen hatte, war weder zu hören noch zu sehen.
    Dennoch war er da.
    Zamorra konnte ihn fühlen.
    Und noch etwas fühlte er: ein leichtes Prickeln auf seiner Brust. Genau da, wo er sein silbernes Amulett trug, ein Erbstück von Leonardo de Montagne, seinem Vorfahren. In diesem Talisman wohnten große magische Kräfte, mit denen Zamorra den Abgesandten der Hölle mächtig zusetzen konnte. Viele von ihnen hatte der Professor bereits mit der Kraft seines Amuletts vernichtet, und nun machte der silberne Talisman ihn darauf aufmerksam, daß er hier unten, in diesem unheimlichen Theaterkeller, einmal mehr mit der Macht des Bösen konfrontiert war.
    Während er zwischen schäbigen, verstaubten Kulissenteilen hindurchschlich, öffnete er sein Hemd.
    Er wollte sich mit dem Amulett bewaffnen, um gegen einen etwaigen Angriff des gefährlichen Gegners gewappnet zu sein.
    Doch der Bote aus dem Jenseits, der Cher Cobalt vermutlich eine Nachricht zu überbringen gehabt hatte, schlug schneller zu, als Zamorra seinen silbernen Talisman freilegen

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