0108 - Das Eisgefängnis
Verteidigung.«
Da gab mir Suko recht. Zudem wollte ich nicht so lange warten, bis Dr. Tod etwas unternahm. Die Zeit arbeitete nur für ihn.
Suko schob die Falttür zur Dusche auf, für mich ein Zeichen, daß ich verschwinden sollte.
Ich ging zurück in mein Zimmer.
Es war ebenso eingerichtet wie das meines Partners. An den Raum schloß sich ein Balkon an. Die beiden Türhälften reichten bis zum Boden. Die rechte zog ich auf und trat hinaus auf den Balkon.
Es war mehr ein Balkonchen.
Klein, halbrund und mit einem schmiedeeisernen Gitter versehen. Ich befand mich an der Rückseite des Kastens. Die Balkone klebten wirklich wie Schwalbennester an der Wand. Unten im Garten schimmerte das Wasser des Pools grün. Ein paar Müßiggänger lagen am Rand und dösten. Zwei Bikinischönheiten flanierten auf die Bar im Freien zu und ließen sich auf den Hockern nieder.
Jenseits des Hotelparks wuchs die graue Wand eines Mietshauses hoch. Meine Blicke glitten darüber hinweg, und plötzlich stutzte ich.
Das Sonnenlicht hatte sich nicht in einer Scheibe gebrochen, sondern in einem anderen Gegenstand.
Dieser Blitz war jedoch nur kurz, als würde jemand etwas hinund herbewegen.
Das konnte eine Fernglas sein oder ein Gewehr…
Vorsicht ist besser als Nachsicht, deshalb trat ich schnell in das Zimmer zurück. Auf dem Balkon hätte ich eine zu gute Zielscheibe abgegeben.
Ich schloß die Tür und beobachtete hinter der Gardine stehend.
Jetzt blitzte nichts mehr.
Trotzdem glaubte ich nicht an eine Täuschung.
Bestimmt wußte Solo Morasso, alias Doktor Tod, längst von meinem Aufenthalt in Palermo, und sicherlich hielt er mich auch unter Beobachtung, denn er kannte mich. Schließlich hatte ich ihn erledigt. Bei dem Gedanken an diesen Verbrecher begann meine Narbe wieder zu brennen. Sein Andenken würde ich wohl nie wegbekommen.
Die Dusche war so klein, daß man sich kaum drehen konnte, und den Wasserdruck konnte man vergessen. Trotzdem war ich froh, mir Schweiß und Schmutz vom Körper spülen zu können. Ich zog frische Wäsche an und auch andere Kleidung: eine helle Leinenhose, ein blaues Hemd. Die leichte Windbluse lag noch im Koffer.
Mit noch nassen Haaren verließ ich die Minidusche und gelangte in den schmalen Korridor, der in das eigentliche Zimmer führte.
Alles war so wie immer. Nichts warnte mich.
Ich ging durch die offenstehende Tür auf das Bett zu – und bekam den Hieb voll mit.
Plötzlich explodierte etwas dicht unterhalb der Schulterblätter.
Ein greller Sternenregen platzte vor meinen Augen auf. Ich war gelähmt, konnte mich nicht rühren und fiel steif wie ein Stock nach vorn.
Zum Glück aufs Bett.
Dort blieb ich liegen.
Meine Lungen drohten zu platzen, weil ich keine Luft mehr bekam. Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht. Dafür spürte ich jedoch etwas Hartes, Kaltes in meinem Nacken und wußte sofort, was das war.
Die Mündung einer Waffe.
Neben mir bewegte sich das Bett.
Ich verdrehte die Augen und erkannte einen Kerl im grünen Overall, der sich auf die Decke gekniet hatte.
Grüner Overall!
Auch der Fahrer des Lieferwagens hatte einen getragen. Mir wurde bewußt, daß ich Dr. Tod gar nicht groß zu suchen brauchte, denn jetzt hatte er mich.
Ich vernahm auch Schritte.
Demnach befand sich noch ein zweiter Mann im Zimmer. Meine Chancen sanken rapide.
Zum Glück ließ man mich in Ruhe, und der Schmerz ebbte allmählich ab.
Ich bekam wieder Luft.
Dann verschwand der Mündungsdruck.
Trotzdem blieb ich still liegen, beide Hände in die grüne Bettdecke gekrallt.
»Steh auf!« Der Befehl wurde in Englisch gegeben.
Ich winkelte die Arme an und erhob mich ächzend. Das Zimmer schwankte vor meinen Augen, die Lampe bewegte sich so schnell, daß ich Angst hatte, sie würde von der Decke fallen. Ich taumelte nach rechts und stützte mich oberhalb der Bettkommode an der Wand ab.
Dann drehte ich den Kopf.
Ja, es waren zwei Typen. Sie standen am Fußende des Bettes und hielten ihre Pistolen auf mich gerichtet. Der rechte hatte einen Igelhaarschnitt, sein Kumpan trug unter der Nase einen dichten, dunklen Schnauzer.
Grüne Overalls trugen sie, das hatte ich bereits gesehen. Doch nun entdeckte ich auch den Totenkopf auf ihrer Brust. Er schimmerte bleich und weiß.
Diese Männer gehörten zu Dr. Tod, daran gab es überhaupt keinen Zweifel mehr.
Mittlerweile ging es mir besser. Ich konnte wieder einigermaßen durchatmen.
Das merkten die Kerle auch und stellten deshalb ihre Fragen.
»Wo ist
Weitere Kostenlose Bücher