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0109 - Verlies der Angst

0109 - Verlies der Angst

Titel: 0109 - Verlies der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und wurden vorgestellt.
    »Es geht um diesen Naturforscher. Ich habe schon mit ihm geredet. Er möchte, daß Sie sofort zu ihm kommen. Wahrscheinlich kann er Ihnen mehr zu diesem seltsamen Fall sagen.«
    Will Mallmann schaute Suko und mich an. Wir nickten, dann gingen wir los.
    ***
    Fräulein Haupt regte sich unheimlich auf, weil die Kinder quer durch den Wald liefen und nicht in der Reihe blieben.
    »Lassen Sie doch«, sagte Rolf Hartmann lächelnd, »warum sollen sich die Kleinen nicht austoben?«
    »Weil wir die Verantwortung tragen, Herr Hartmann.«
    »Was kann hier schon passieren?«
    »Das sagen Sie so leicht!« Ungehalten schlug Fräulein Haupt mit dem Stock auf.
    Hartmann winkte ab.
    Die Kinder lachten und lärmten. Einige spielten Verstecken, andere wollten auf die Bäume klettern, doch das war selbst dem guten Rolf Hartmann zuviel.
    »Kommt da runter!« rief er.
    Die Jungen gehorchten.
    »Wären sie jetzt in der Klasse gewesen, hätte ich ihnen schon Ordnung beigebracht«, meinte die alte Lehrerin.
    Hartmann schüttelte nur den Kopf.
    Der Boden war weich und nachgiebig. Tannennadeln hatten einen regelrechten Teppich gebildet. Braune Blätter lagen dazwischen, noch gefault vom letzten Jahr.
    Die Sonnenstrahlen stießen wie Speere durch den Wald und tupften helle Inseln auf den Erdboden. Eines der Kinder sah ein Eichhörnchen. Es gab den anderen Bescheid, und sofort rannten die Kleinen hinter dem Tier her.
    Es war jedoch viel schneller und lief wieselflink einen Baumstamm hoch.
    Dann war es verschwunden.
    Sie erreichten einen Weg, nachdem sie bis jetzt quer durch den Wald gelaufen waren.
    Neben einem hohen Holzstapel waren Reifenspuren im weichen Boden zu sehen. Hier hatte in der Nacht Mallmanns Manta geparkt.
    Die Lehrpersonen sahen die Spuren zwar, sie dachten sich aber nichts dabei. Wozu auch? Hier fuhren so oft Wagen vorbei, da fielen Reifenabdrücke im feuchten Boden nicht auf.
    »Bleibt jetzt zusammen!« rief der Lehrer. »Wir sind gleich da!«
    Die Kinder gehorchten, was Fräulein Haupt wiederum wunderte, wo sie doch für die Strenge votierte.
    Die Jungen und Mädchen scharten sich um die beiden Lehrpersonen. Schlendernd gingen sie weiter, während Rolf Hartmann über die Bäume sprach, die in diesem Wald wuchsen.
    »Da vorn seht ihr Fichten«, erklärte er.
    »Wie unsere Weihnachtsbäume!« rief eine helle Stimme.
    »Genau!«
    Er sprach auch von Buchen und Eichen, von Linden und Eschen und vergaß auch nicht zu erwähnen, wie wichtig der Wald für das Land war.
    Aufmerksam hörten die Kinder zu. Sie merkten gar nicht, daß sie sich immer mehr der Lichtung näherten, wo die alten Hügelgräber aus dem Boden wuchsen.
    Dann hatten sie den Rand erreicht.
    Alle blieben stehen.
    Rolf Hartmann runzelte die Stirn. Etwas kam ihm seltsam vor.
    Nicht ein Laut war zu hören. Selbst die Sonnenstrahlen schienen hier fahler zu sein als im übrigen Wald.
    Er sprach Fräulein Haupt darauf an.
    »Ich merke nichts«, erwiderte die alte Lehrerin.
    »Aber es ist so ruhig!«
    »Das stimmt.«
    »Haben Sie vielleicht eine Erklärung dafür?« erkundigte sich Hartmann.
    »Nein, Herr Kollege, und es lohnt sich auch nicht, danach zu suchen. Es ist eben so.«
    Diese Antwort befriedigte Rolf Hartmann nun gar nicht. Er war es gewohnt, den Dingen auf den Grund zu gehen. Der junge engagierte Lehrer gab sich nicht einfach mit Erklärungen der Obrigkeit zufrieden, sondern hakte und fragte nach, was ihm wiederum an höherer Warte dicke Minuspunkte eingebracht hatte.
    »Sollen wir die Gräber überhaupt besichtigen?« murmelte er mehr zu sich als zu den anderen.
    Fräulein Haupt hatte die Worte trotzdem vernommen. »Warum denn nicht? Schließlich sind wir doch deshalb hergekommen.«
    »Stimmt. Aber haben Sie nicht vorhin auch von Verantwortungsgefühl gesprochen?«
    »Ich sehe keine Gefahr für die Kinder.« Ein spöttisches Lächeln kräuselte ihre dünnen Lippen. »Sie etwa?«
    »Ich weiß nicht…«
    »Oder sehen Sie Gespenster?«
    »So kann man es nennen.«
    »Jetzt drehen Sie nur nicht durch«, erwiderte das ältere Fräulein.
    »Sie sind doch sonst immer so forsch.«
    Rolf Hartmann biß sich auf die Unterlippe. Er wollte nicht mehr lange diskutieren und vor allen Dingen nicht vor den Kindern. Das hatte keinen Sinn.
    »Gut«, sagte er, »gehen wir.« Er wandte sich an die Kinder. »Wir bilden auf der Lichtung einen Kreis, so daß jeder von euch auf ein Grab schauen kann.«
    Die Kinder nickten und gingen vor.
    Auch das war seltsam.

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