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0109 - Verlies der Angst

0109 - Verlies der Angst

Titel: 0109 - Verlies der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden waren und daß ein Fluch über dieser Lichtung im Wald liegen sollte.
    Aber das war Sage.
    Trotzdem…
    Warum fielen ihm jetzt die alten Geschichten ein? Warum kamen ihm die Hügelgräber plötzlich so drohend und feindselig vor?
    War die Luft nicht anders geworden? Hatte es sich nicht abgekühlt? Weit entfernt hörte er die Stimmen der Kinder. Sie riefen immer wieder den Namen der Lehrerin, doch eine Antwort bekamen sie nicht.
    Vielleicht habe ich doch einen Fehler gemacht, überlegte er. Ich hätte die Kinder nicht gehen lassen sollen, wir hätten die Polizei benachrichtigen müssen.
    Seine Gedanken stockten. Wie er es auch drehte und wendete, es war alles verkehrt.
    Wenn nur die Lehrerin wieder auftauchte. Um sie machte er sich die größten Sorgen.
    Er schaute nach vorn und sah das Hügelgrab, vor dem sie gestanden hatte.
    Und er sah den Spalt!
    Ein schrecklicher Verdacht keimte in ihm auf. Sollte die Frau etwa in das Grab hineingegangen sein? Das war mehr als unwahrscheinlich, aber auch nicht ganz auszuschließen.
    Rolf Hartmann schritt näher. Sein Herz klopfte plötzlich schneller. Er schaute sich den Spalt genauer an und stellte fest, daß er groß genug war, um einen Menschen hindurchzulassen. Nur – was hatte die Lehrerin in dem Hügelgrab gesucht?
    Es entsprach nicht ihrer Natur, soviel Neugierde zu zeigen. Nein, da mußte einfach etwas anderes dahinterstecken.
    Vielleicht war sie nicht freiwillig verschwunden. Konnte es sein, daß sie jemand in das Grab hineingestoßen hatte? Aber wer? Gesehen hatte sie doch niemand.
    Der Lehrer schüttelte den Kopf. Er fand keine Lösung.
    Vor dem Hügelgrab blieb er stehen.
    Er schaute in den Spalt hinein und sah dahinter die Dunkelheit wie eine Wand.
    Drohend und unheimlich kam sie ihm vor, eine Gänsehaut rieselte über seinen Rücken, und eine innere Stimme warnte ihn, das Hügelgrab genauer zu untersuchen.
    Rolf Hartmann holte tief Luft und rief den Namen seiner Kollegin. Dumpf drang seine Stimme in das Hügelgrab.
    Er bekam keine Antwort.
    »Fräulein Haupt! Bitte, melden Sie sich!«
    Keine Antwort.
    Rolf Hartmann trat wieder zurück. Er wischte sich über die Stirn.
    Sie war schweißfeucht. Er hörte die Stimmen der Kinder. Sie riefen noch immer.
    Jetzt hätte er gern eine Taschenlampe bei sich gehabt, um in das Hügelgrab hineinzuleuchten.
    Aber wenn er nur einen oder zwei Schritte in das Grab hineinging, konnte ihm eigentlich nichts passieren. Die Menschen, die dort lagen, waren schon seit Hunderten von Jahren tot. Sie taten nichts mehr.
    Dachte er…
    Rolf Hartmann glaubte nicht an die Erfüllung alter Flüche, er dachte realistisch, und deshalb ignorierte er die Warnungen seines Gefühls und quetschte sich durch den Spalt.
    Eine andere Welt nahm ihn auf.
    Zuerst die Dunkelheit.
    Sie war schlimm und drückte auf die Seele. Das Licht, das durch den Spalt fiel, reichte kaum einen Schritt weit, dann wurde es von der Finsternis verschluckt.
    Rolf Hartmann hatte damit gerechnet, in eine völlige Stille zu treten, doch er sah sich getäuscht.
    Von irgendwoher ertönten Geräusche.
    Kratzen, knistern, auch Schritte…
    Und sie drangen aus der Tiefe des Grabes an seine Ohren. Sollte sich Fräulein Haupt so weit vorgewagt haben? Hatte sie tatsächlich den Mut besessen, in völliger Dunkelheit das Grab zu durchforsten?
    Er ging weiter.
    »Fräulein Haupt! Melden Sie sich!«
    Keine Antwort.
    Tief atmete er ein. Die Luft schmeckte abgestanden, nach Moder und Verwesung, sie war kaum zu atmen, es fehlte der wichtige Sauerstoff.
    Der nächste Schritt.
    Immer mehr verschwamm der Eingangsspalt in der Dunkelheit.
    Das jedoch merkte Rolf Hartmann nicht mehr. Etwas hatte ihn gefangengenommen, eine andere Welt, eine fremde Ausstrahlung.
    Erst als er das Kratzen hörte, wirbelte er herum.
    Da war es bereits zu spät.
    Irgend jemand hatte einen Stein vor den Spalt geschoben.
    Rolf Hartmann war gefangen!
    ***
    »Wenn das so weitergeht, kann ich mir bald neue Stoßdämpfer kaufen«, murrte Kommissar Mallmann.
    Er war von der normalen Straße abgebogen und in den Wald hineingefahren. Ein schmaler Weg führte an Bäumen und Unterholz vorbei. An den Spuren war zu erkennen, daß hier oft die Transportwagen der Holzfäller fuhren.
    Will Mallmann hatte uns erklärt, daß er dort halten würde, wo er auch in der Nacht gewartet hatte. Das war ziemlich nahe der Lichtung. Wir hatten von dort aus nicht mehr weit zu laufen.
    Ich stieß mir meinen Kopf ein paarmal am Dach des Mantas, weil

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