Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
011 - Das Mädchen in der Pestgrube

011 - Das Mädchen in der Pestgrube

Titel: 011 - Das Mädchen in der Pestgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
sagte er und verschränkte die Hände ineinander. »Aber irgend etwas hielt mich zurück, und es fällt mir noch immer schwer zu reden.«
    Ich steckte mir eine Zigarette an und rauchte hastig. Helnwein stand auf, öffnete einen Schrank, holte einige Zeitungsausschnitte hervor, setzte sich dann wieder und reichte mir die Ausschnitte. Ich blätterte sie flüchtig durch, ehe ich sie der Reihe nach las. Es ging um den mysteriösen Tod eines Bauarbeiters und das Auftauchen eines Mädchens aus einer Baugrube. Das Mädchen wurde als blond und hübsch geschildert. Es war mit einem zerrissenen Hemd und einem langen Rock bekleidet gewesen und so plötzlich verschwunden, wie es aufgetaucht war. Der Arbeiter, Fritz Heller, war tot aufgefunden worden. Sein Körper hatte sich eisig angefühlt, so als wäre er gefroren. Und die Obduktion erbrachte ein seltsames Ergebnis: Sein Herz und die gesamten Innereien waren in seinem Körper verbrannt. Sein Tod und vor allem die Todesursache blieben ein Rätsel.
    Ich legte die Zeitungsausschnitte auf den Tisch und drückte die Zigarette aus.
    »Hm, lassen Sie mich kombinieren, Herr Helnwein.« Ich sah den Alten grinsend an. »Sie lasen die Zeitungsberichte über das seltsame Auftauchen der Fremden und wurden neugierig. Und irgendwie gelang es Ihnen, sie zu finden. Diese Frau, von der in dem Artikel die Rede ist, ist Eva. Habe ich richtig kombiniert?«
    Helnwein nickte. »Sie haben es erraten. Es war vor fünf Tagen. Ich kaufe mir die Morgenausgaben der Zeitungen immer schon in der Nacht, und da las ich vom seltsamen Tod des Bauarbeiters und dem Auftauchen des Mädchens. Kurz entschlossen fuhr ich zum Stephansdom. Ich wanderte stundenlang umher. Es war gegen vier Uhr morgens. Ich wollte gerade wieder nach Hause fahren, als die Frau auftauchte. Sie stand plötzlich vor mir und sah mich an. Sie sagte kein Wort, blickte mir nur in die Augen. Ich faßte sie am Arm und zuckte zusammen, denn sie war eiskalt. Als ich zu meinem Wagen ging, folgte sie mir. Sie stieg ein, und ich fuhr nach Hause. Ich wollte mit ihr sprechen, doch sie gab keine Antwort. Ich zeigte ihr die Zimmer in meinem Haus, und sie schloß sich in einem ein. Am nächsten Morgen kam sie ins Wohnzimmer. Sie sprach noch immer nichts. Ich machte ihr Frühstück, doch sie rührte es nicht an. Sie saß wie eine Statue da. Ich wollte ihr Geheimnis ergründen, deshalb meldete ich ihr Auftauchen nicht. Irgendwie war ich sicher, daß sie ein Opfer der Schwarzen Familie war. Ich kaufte ihr Schuhe, Röcke und Blusen. Und seither lebt sie bei mir. Sie sprach noch kein einziges Wort, aß nicht einen Bissen. Nur die Kleidung, die ich ihr brachte, zog sie an. Und jede Nacht verschwindet sie und taucht erst im Morgengrauen wieder auf.«
    »Den Namen Eva haben Sie erfunden?« fragte ich.
    Helnwein nickte. »Ja, ich weiß nicht, wie sie heißt.«
    Ich dachte nach, doch mir fiel keine Lösung ein. Ich erzählte Helnwein von meinem Besuch in der Wohnung der Schwestern und von der seltsamen Vision, die ich dort gehabt hatte. Er hörte schweigend zu.
    »Gibt es keinen Zweifel, daß Sie sich nicht geirrt haben, als Sie Michael Zamis' Stimme zu erkennen glaubten?«
    »Keinen Zweifel«, sagte ich. »Ich habe ein gutes Stimmengedächtnis. Es war Cocos Vater. Jeder Zweifel ist ausgeschlossen.«
    »Also spielt die Familie Zamis eine Rolle bei den seltsamen Ereignissen.«
    »Das ist anzunehmen«, sagte ich. »Ich werde mir jetzt das Mädchen vornehmen. Ist sie in ihrem Zimmer?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Helnwein.
    »Sehen wir nach«, sagte ich und stand auf.
    Ich ging vor, und Helnwein folgte mir. Vor der Tür zum Zimmer des Mädchens blieben wir stehen. Sie war abgesperrt. Ich kniete nieder und sah das Schlüsselloch an. Der Schlüssel steckte von innen.
    »Sie hat sich eingeschlossen.«
    »Wollen Sie etwa die Tür aufsprengen?« fragte Helnwein.
    »Keine Angst«, sagte ich, »das geht auch anders.«
    Jetzt kam mir die Ausbildung zugute, die ich beim Secret Service auf Betreiben des O. I. erhalten hatte. Ich holte mein Werkzeug hervor, schob einen pinzettenartigen Gegenstand in das Schlüsselloch, drückte die Griffe zusammen und drehte den Schlüssel so weit herum, daß er gerade im Schloß steckte. Dann stieß ich ihn zurück. Er fiel zu Boden. Wir hörten deutlich den Aufprall. Ich suchte den passenden Dietrich heraus, steckte ihn ins Schloß, und eine halbe Minute später sprang die Tür auf.
    Es war dunkel im Zimmer. Die Jalousien waren

Weitere Kostenlose Bücher