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011 - Das Mädchen in der Pestgrube

011 - Das Mädchen in der Pestgrube

Titel: 011 - Das Mädchen in der Pestgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Steffi und ließen sie nicht aus den Augen. Ihre Finger suchten fieberhaft nach dem Schlüssel. Nach einer halben Minute gab sie das Suchen auf. Ich trat näher an sie heran. Sie öffnete die Augen, streckte eine Hand aus, und ich hielt den Atem an. Die Hand glitt durch das Holz hindurch, dann folgte die zweite Hand, und schließlich trat sie einfach durch die geschlossene Tür.
    »Das kann es nicht geben!« keuchte Helnwein mit versagender Stimme.
    »Rasch!« schrie ich. »Sperren Sie die Tür auf!«
    Helnweins Finger zitterten. Er fand das Schloß nicht. Ich nahm ihm den Schlüssel ab, sperrte die Tür auf und raste auf den Gang. Von dem Mädchen war nichts mehr zu sehen. Ich lief die Treppe hinunter. Sie sperrte gerade die Haustür auf und trat auf die Straße hinaus.
    Helnwein folgte mir.
    »Haben Sie ihr einen Haustürschlüssel gegeben?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Schon heute morgen habe ich gesehen, daß sie aus ihrer Tasche einen Schlüssel holte und die Haustür aufsperrte. Woher bekam sie den Schlüssel, Helnwein?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Dorian. Es ist mir unerklärlich.«
    »Ich folge dem Mädchen zu Fuß«, sagte ich. »Nehmen Sie den Wagen!«
    Helnwein nickte, stieg in den klapprigen VW und startete.
    Steffi war fünfzig Meter vor mir. Sie ging recht rasch, und ich hatte Mühe, sie einzuholen. Dann verlangsamte ich meine Schritte und hielt einen kleinen Abstand. Sie wandte sich kein einziges Mal um, ging immer rascher und bog schließlich nach links in die Lainzer Straße ein.
    Helnwein folgte uns langsam. Einige entgegenkommende Passanten warfen Steffi verwunderte Blicke zu. Ich ging einfach kurze Zeit neben ihr. Sie hatte die Augen geöffnet und atmete rascher. Es war ein ziemlich weiter Weg, bis wir endlich die Hietzinger Hauptstraße erreichten. Auf der Kennedy-Brücke blieb sie stehen, sah sich um, betrat dann die Stadtbahnhaltestelle und ging durch die Sperre zu den Zügen Richtung Meidling. Natürlich löste sie keine Karte.
    Ich rannte zum Schalter, kaufte zwei Karten und raste die Stufen zum Bahnsteig hinunter. Ein Zug rollte ein. In diesem Augenblick tauchte Helnwein auf.
    »Was soll ich tun?« fragte er.
    »Ich bin sicher, daß sie zum Stephansplatz fahren wird«, sagte ich. »Fahren Sie mit dem Wagen hin! Ich folge ihr weiter.«
    Steffi stieg in einen Waggon. Sie schenkte mir keine Beachtung und blieb auf der Plattform stehen.
    Der Zug fuhr das Wiental entlang. Die Fahrt dauerte etwa zwanzig Minuten. An der Haltestelle Landstraße stieg sie aus. Sie benutzte nicht die Rolltreppe, sondern ging die Stufen hoch. Unbekümmert überquerte sie die Straße, ohne auf die Autos zu achten, die abbremsten und wütend hupten. Sie ging an der Großmarkthalle vorbei und am Stadtpark und blieb schließlich neben dem Kiosk am Park-Ring einige Minuten lang unbeweglich stehen, ehe sie die breite Straße überquerte und die Wollzeile entlangschlenderte. Dann bog sie in die Strobelgasse ein, und ihre Schritte wurden rascher. Sie erreichte den Stephansplatz und blieb vor der Auslage eines Buchgeschäftes stehen.
    Ich ließ sie nicht aus den Augen, und trotzdem war sie plötzlich von einer Sekunde zur anderen verschwunden. Sie hatte sich einfach in Luft aufgelöst. Ich unterdrückte einen Fluch und lief einmal rund um den Dom herum, aber sie blieb verschwunden.
    Fünf Minuten später kam mir Helnwein entgegen. »Wo ist das Mädchen?« fragte er. Als er meinen Gesichtsausdruck sah, verzog er den Mund. »Sie ist verschwunden, hm?«
    Ich nickte. »Sie stand vor diesem Buchladen, und plötzlich war sie weg. Einfach nicht mehr da.«
    »Was nun?«
    »Ihre Fragen gehen mir langsam auf die Nerven«, sagte ich unbeherrscht und lächelte dann schwach. »Entschuldigung.«
    Er klopfte mir auf die Schulter. »Ist schon gut. Ich kann Ihren Ärger verstehen.«
    Ich sah auf die Uhr. Es war noch nicht einmal zehn.
    »Gehen wir ein Bier trinken«, sagte Helnwein. »Dabei können wir überlegen, was wir weiter tun sollen.«
    »Manchmal haben Sie recht brauchbare Ideen«, gestand ich.
    »Gehen wir gleich ins Deutsche Haus«, sagte Helnwein. »Dort gibt es gutes Bier.«
    Wir setzten uns in den kleinen Garten und bestellten zwei große Bier. Ich trank mein Glas in einem Zug leer und berichtete Helnwein dann von meiner Verfolgungsjagd.
    »Sie kann durch Türen gehen«, sagte ich leise. »Sicherlich stellen auch Wände für sie kein Hindernis dar.« Ich bestellte noch ein Bier. »Ich möchte gern in den Dom gehen, aber wir

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