011 - Das Transmitterinferno
Sie!«
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Mannings, Yanner und Dörrendorf, die drei Spezialisten, wurden eingehend mit den Mechanics-Einrichtungen vertraut gemacht. Yanner äußerte Bedenken. »Bei einer Überlebenschance von dreißig Prozent, wie der Computer errechnet, müsste es doch besser sein, noch ein paar Leute mehr einzusetzen.«
»Yanner, bei einem Einsatz von mehr als drei Spezialisten sinken die Überlebens- und Erfolgsaussichten auf unter zwei Prozent!«
Kramert konnte seine Behauptung mit Computerdaten untermauern. Zwei gegensätzlich programmierte Computer hatten ein Planspiel ausgeführt, in dem alle Eventualitäten berücksichtigt worden waren – sogar die, dass man einer gezielten Falschmeldung aufgesessen war. Die verschiedenen Szenarios, die der konträre Rechnerverbund konstruierte, waren beeindruckend.
Die drei Survival-Spezialisten protestierten nicht. Sie wussten, dass jeder von ihnen bei jedem beliebigen Einsatz fallen konnte. Das war ihnen schon klar gewesen, als sie ihre Verträge unterzeichneten und sie wussten, dass es bei den Konkurrenzunternehmen nicht anders aussah. Jeder Einsatz war ein Kampf auf Leben und Tod. Und dass die Computer eine Chance von einem Drittel einräumten, bedeutete nicht, dass zwei der drei Männer starben.
Es konnte geschehen. Es konnte auch geschehen, dass keiner von ihnen sein Ziel erreichte oder anschließend lebend zurückkehrte. Es konnten aber auch die restlichen zwei Drittel Realität werden.
Die drei Männer wurden eingehend geschult und darauf verwiesen, dass schlafende Agenten, die lange vor ihnen eingeschleust worden waren, alles Nötige vorbereiteten. Dörendorf, Mannings und Yanner brauchten sich nur um ihre ureigenste Aufgabe zu kümmern. Alle Nebenarbeiten wurden von anderen erledigt.
Die Planung war perfekt und ließ nichts aus, nicht einmal, dass einer der Männer überraschend an Durchfall erkrankte.
Die Hypno-Schulung lehrte sie in der Tiefschlaf-Phase alles, was sie über die internen Gebräuche innerhalb des Sicherheitsbereiches wissen mussten. Ihre Gesichter wurden auf biochemischem Wege verändert und Fotos angepasst, die von Mechanics-Männern vorlagen. Diese Männer waren durch die Agenten zu ersetzen.
Es konnte einfach nichts fehlschlagen.
Und wenn doch, war da noch etwas, das in der Tiefschlaf-Phase in das Bewusstsein der drei Männer gesenkt wurde, ohne dass sie es wussten.
Volker Kramert, der Vater zweier Kinder, war schon immer kompromisslos in der Wahl seiner Mittel gewesen.
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Am elften September 2063 verließen drei unauffällige Männer Rheinstadt in einem überschallschnellen Strahl-Jet und erreichten in den späten Abendstunden Florida-City. Mit einem Kontinentalgleiter waren sie noch vor Mitternacht in Detroit.
Das Spiel um die Macht konnte in die entscheidende Phase treten.
In seinem Büro im Verwaltungskomplex von Mechanics Inc. hatte Jerry Bernstein die besten Möglichkeiten, aktiv zu werden und Informationen einzuholen. Vor allem interessierten ihn Vorgänge um den zwanzigsten Juli und später.
In diesen Zeitraum fiel die irrtümlich gegen ihn ausgelöste Terroristenfahndung und in diese Zeit fiel auch jene mysteriöse Kontoabbuchung. Die hatte sich inzwischen dahingehend aufgeklärt, dass der jetzt tote Vallon sich das Geld beschafft hatte. Wie, das verstand Bernstein immer noch nicht.
Er wollte es auch nicht verstehen. Er sah eine zu große Gefahr darin, Wissen dieser Art irgendwann einmal auszunutzen und dadurch ungewollt selbst zum Kriminellen zu werden. Wenn er das Prinzip nicht kannte, fehlte auch die Versuchung, es anzuwenden.
An die Sicherheitsabteilung kam er nicht heran. Was sich dort tat, war ohne besonderen Code nicht abzufragen und er konnte auch nicht einfach hingehen, an die Tür klopfen und fragen: »Was war hier eigentlich am Soundsovielten los?«
Aber er konnte es anders versuchen.
Mechanics Inc. war in sich autark. Es gab auf dem Werksgelände Vergnügungseinrichtungen für die hier Wohnenden. Es gab Sporthallen, es gab die Zeitungsdruckerei, es gab Holokinos, es gab einfach alles. Es gab auch ein großzügig angelegtes Medo-Center auf dem modernsten Stand der Technik. Und wo sich ein Medo-Center befand, da gab es auch Ärzte.
Zu denen bekam er Computerzugriff über seinen ungeliebten Job. Kollege Waters hatte die Artikelreihe ›Du und Dein Hobby‹, die Bernstein eigentlich nur als Krankheitsvertretung hatte übernehmen müssen, endgültig an ihn abgetreten. Und als nächstes Opfer für ›Du und
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