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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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alter Doktor, und dieser würdevolle Herr, der ein Gesicht wie ein pensionierter Leichenbestatter macht, scheint mir auch nicht ganz unbekannt zu sein.«
    Mr. White zuckte nervös zusammen.
    »Donnerwetter«, fuhr Mr. Beale vergnügt fort, »die hohe Polizei ist ja auch dabei. Kriminalkommissar Petersen und Wachtmeister Fairbanks, wie? Willkommen in diesem Haus der Tugend!«
    Der Kriminalkommissar lachte, sagte aber nichts. Der Doktor rieb sich unentschlossen das Kinn, während Mr. White den Versuch unternahm, möglichst schnell den Schauplatz zu verlassen. Doch als er an Mr. Beale vorbeigehen wollte, torkelte dieser einige Schritte vorwärts und klopfte ihm begeistert auf die Schulter.
    »Mein liebes, gutes Dickerchen!«
    »Ich kenne Sie nicht, mein Herr!« rief White entrüstet. »Lassen Sie mich gefälligst los.«
    »Mich nicht kennen? Das ist ja kaum zu glauben! Hören Sie gut zu, Herr Kriminalkommissar, und auch Sie, Wachtmeister -er verleugnet mich!«
    Mr. Beale schüttelte schmerzlich berührt den Kopf, faßte die schlaffe Hand Mr. Whites, schüttelte sie heftig und stolperte dann in seine Wohnung zurück. Krachend schlug er die Tür hinter sich zu.
    »Kennen Sie diesen Mann?« fragte der Doktor die Kriminalbeamten.
    »Sein Gesicht kommt mir bekannt vor«, entgegnete der eine nachdenklich. »Na, kommen Sie, Fred; wir haben hier nichts mehr zu suchen. Guten Tag, meine Herren.«
    Sie warteten, bis die Kriminalbeamten außer Sicht waren, dann wandte sich der Arzt an Mr. White und sagte in einem völlig veränderten Ton: »Kommen Sie in meine Wohnung.«
    Mr. White folgte ihm gehorsam.
    Der Doktor verschloß sorgfältig die Tür hinter sich, während Mr. White erschöpft in einen Sessel sank. In der Mitte des Zimmers stand ein langer Tisch, vollgestellt mit Reagenzgläsern und chemischen Apparaturen.
    »Wie war das möglich?« knurrte White.
    »Das möchte ich auch gerne wissen«, entgegnete der Doktor. Wütend ging er im Zimmer auf und ab, blieb dann vor dem Fenster stehen und starrte auf die Straße.
    »Ich möchte wirklich wissen, wo die Briefe sind«, begann er nach einiger Zeit wieder. »Aber das wird sich schließlich noch herausstellen. Sagen Sie mir jetzt vor allem ganz genau, wie Ihre Angelegenheit bei Punsonby steht.«
    »Ich habe alle Unterlagen hier«, sagte Mr. White und steckte die Hand in seine Rocktasche. »Vierzigtausend Pfund kann ich sofort bereitstellen . . . Nanu, was ist denn das?«
    Er zog aus seiner Tasche ein weißes, von einem Gummiband zusammengehaltenes Päckchen. Aufgeregt streifte er das Bändchen ab und schnappte dann entgeistert nach Luft. Er hatte drei an die Firma Punsonby gerichtete Einschreibebriefe in der Hand, und alle drei waren geöffnet.

5
    Nummer 342, Lothbury, ist ein Häuserblock, der ausschließlich Geschäftsräume enthält. Äußerlich etwas unansehnlich, macht er von innen einen ziemlich geräumigen Eindruck.
    Margaret Cresswell stand schon eine Zeitlang vor der großen Eingangstür und studierte die Namen der Geschäftsleute, die links und rechts auf Tafeln verzeichnet waren.
    Nach längerem Suchen entdeckte sie die Aufschrift ›Beale-Agentur, 4. Stock‹. Sie zögerte einen Augenblick und ging dann zum Aufzug.
    Das Büro von Mr. Beale lag am Ende eines langen Korridors und bestand aus zwei Räumen. Das vordere Zimmer war nur mit einem Tisch und zwei Stühlen möbliert und durch eine dünne Trennwand halbiert. An dem Tisch saß ein Junge, der sich verbissen bemühte, mit einem Finger auf einer Schreibmaschine zu schreiben.
    Er sprang auf, als sie hereinkam.
    »Mr. Beale erwartet Sie schon.«
    Er führte sie zu einer Tür, auf der ›Privat‹ stand.
    Beale öffnete selbst, als sie an die Tür klopfte.
    »Kommen Sie nur herein, Miss Cresswell«, sagte er freundlich. »Eigentlich habe ich Sie erst in einer halben Stunde erwartet.«
    »Ich wollte pünktlich anfangen«, lächelte sie.
    Sie hatte unruhig geschlafen und sich mit Zweifeln gequält, ob es klug gewesen sei, sich von einem Mann anstellen zu lassen, der einen so schlechten Ruf hatte. Doch jetzt stellte sie alle Bedenken beiseite und wollte es auf jeden Fall einmal mit der neuen Arbeit versuchen.
    »Das hier ist Ihr Schreibtisch«, sagte er und deutete auf ein in der Mitte des Zimmers stehendes großes Möbel. »Und dies ist meine kleine Bibliothek. Sie enthält in der Hauptsache Wirtschaftsberichte - können Sie Französisch?«
    Sie nickte.
    »Fein! Und wie steht's mit Spanisch - das ist wahrscheinlich ein

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