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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Lebensgewohnheiten. Er hatte eine Abneigung gegen jede Art von Verschwendung und war stolz darauf, niemals in einem Taxi gefahren zu sein, das nicht ein anderer bezahlt hatte. Er kam stets mit dem Omnibus von der Baywater Road in die Stadt. Sein Mittagessen nahm er in der Kantine des Geschäftshauses ein und zahlte mit peinlicher Genauigkeit die Rechnung. Das Abendessen verzehrte er ganz ohne Gesellschaft zu Hause. Er war unverheiratet, und früher hatte ihm eine ältere Schwester den Haushalt geführt, die aber aus Mangel an ausreichender Ernährung gestorben war. Dies erzählte man sich jedenfalls in der Nachbarschaft.
    Mr. White war also Direktor und Geschäftsführer bei Punsonby. Man konnte annehmen, er besitze ein Drittel der Aktien dieses Konzerns, die er von seinem Onkel, John Punsonby, dem Gründer der Firma, geerbt hatte. Er bekam ein hohes Gehalt und eine erhebliche Dividende ausgezahlt und galt allgemein als reicher Mann.
    In Wirklichkeit war Mr. White gar nicht so reich. Nicht daß er für seine persönlichen Bedürfnisse sehr viel verbraucht hätte, sein Geld floß zum größten Teil in die Hände eines Herrn namens Markowitsch, der sich mit Geldverleih und Kapitalanlagen beschäftigte. Denn dies war die große Schwäche Mr. Whites, er steckte sein Geld unentwegt in die unmöglichsten Unternehmungen. Ob er sich an einem Syndikat zur Hebung der Goldbarren der versunkenen spanischen Armada beteiligen sollte oder an einer Gesellschaft, die am Nordpol nach Uran schürfte - er konnte nicht widerstehen. Die Möglichkeit, eines Tages sein Anlagekapital mit dreihundert Prozent Gewinn zurückzuerhalten, ließ ihm keine Ruhe. Einstweilen allerdings hatte er nur Verluste hinnehmen müssen. Der einzige, der an seinen Geschäften etwas verdiente, war Mr. Markowitsch.
    Am Abend des Tages, an dem Margaret Cresswell die Arbeit für ihren neuen Chef angenommen hatte, verließ Mr. White sein düsteres Haus. Seine beiden Dienstmädchen begrüßten es mit Freude, ihn los zu sein. Er stolzierte majestätisch durch die Straßen. Der altmodische Zwicker, den er mit Vorliebe bei sich trug, pendelte an der Schnur, die er zwischen den Fingern hielt, wie eine tote Maus. Er schmeichelte sich, daß man ihn seinem Aussehen nach für einen Akademiker halten konnte; und doch waren es keineswegs wissenschaftliche Erörterungen, denen er sich hingab.
    In einem Augenblick größter Bedrängnis war Dr. Harding innerhalb seines Gesichtskreises aufgetaucht, und es lag unbedingt etwas in Dr. Hardings Art, das Vertrauen und Achtung einflößte. Sie hatten sich durch Zufall bei der Liquidierung irgendeines obskuren Unternehmens kennengelernt.
    Harding selbst war natürlich nicht Aktionär gewesen, aber er interessierte sich außerordentlich für Menschen, die ihr Geld in Goldminen investieren, die nur im Traumland bestehen. Mr. White, mit dem er ins Gespräch gekommen war, hatte sich sehr gefreut, eine - wie er glaubte - verwandte Seele zu finden.
    Er war jetzt auf dem Weg zu Dr. Harding und erreichte nach einem längeren Fußmarsch das Kroomanhaus. Den Doktor traf er schon im Treppenhaus. Das Licht in Miss Cresswells Wohnung brannte, denn sie hatte sich Arbeit mit nach Hause genommen, aber die Wohnung Mr. Beales war dunkel. Dies bemerkte Harding, bevor er mit dem Besucher in seine eigene Wohnung ging.
    »Nun, White, haben Sie sich entschlossen?« fragte er ohne weitere Umstände.
    »Hm, einerseits hab' ich, und andererseits habe ich nicht«, entgegnete Mr. White vorsichtig. »Vierzigtausend ist eine Menge Geld, ein Vermögen, kann man ruhig sagen!«
    »Haben Sie sie flüssig gemacht?«
    Mr. White drückte seine Abneigung gegen diese direkte Frage durch ein unwilliges Grunzen aus.
    »Mein Bankier hat mir den Betrag liebenswürdigerweise zur Verfügung gestellt, obwohl ich - hm - etwas in seiner Schuld bin. Ich mußte dafür . . . Nun ja, das Geld liegt auf der Bank.«
    Er sah den anderen strahlend an, als ob er ihm bereits einen Beweis seines höchsten Vertrauens gegeben hätte. Dann fuhr er fort: »Seien Sie mir nicht böse, lieber Doktor, wenn ich etwas vorsichtig vorgehe - aber zuerst möchte ich doch etwas mehr von Ihrem großartigen Plan wissen. Ich bin natürlich überzeugt davon, daß er großartig ist!«
    »Was meinen Plan anbelangt«, entgegnete der Doktor, »so muß ich Sie leider bitten, Ihr Geld ohne Sicherheiten zu investieren. Ich kann Ihnen dafür versprechen, daß Sie Ihr Kapital hundertfach zurückerhalten werden. Natürlich

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