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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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stand auf, streckte sich und ging in das Vorzimmer; der Junge war nicht da, und sie erinnerte sich jetzt, daß er vor einiger Zeit bei ihr gewesen war und ihr gesagt hatte, daß er zum Essen gehen würde.
    Sie blieb unschlüssig stehen. Sollte sie auf die Rückkehr des Jungen warten oder das Büro ganz schließen? Eben hatte sie sich zu letzterem entschlossen, als sie schlürfende Schritte hörte.
    Gleich darauf klopfte es, sie öffnete - und blieb sprachlos stehen. Draußen stand ein kleiner Mann mit einem ungewöhnlich blassen Gesicht - es war der Mann, der am Abend vor ihrer Entlassung in ihrem Zimmer gewesen war, der Mann, der das grüne Pulver in der Tasche gehabt hatte.
    Es war offenkundig, daß er sie nicht wiedererkannte, denn er grüßte höflich und fing dann in einem merkwürdigen Kauderwelsch zu reden an: »Mr. Beale mir sagen, ich müssen ihn rufen mit die Telefon, aber Nummer ist mir gegangen aus meine Kopf.«
    »Kommen Sie herein, nehmen Sie Platz«, sagte sie atemlos und deutete auf einen Stuhl. »Ich rufe Mr. Beale.«
    »Si, si«, sagte er gehorsam. »Sagen Sie ihm, der Professor ist da.«
    Sie eilte in ihr Zimmer und wählte mit zitternder Hand die Nummer, die ihr Mr. Beale gesagt hatte. Gleich darauf hörte sie seine Stimme.
    »Es ist ein Mann hier«, sagte sie hastig, »der Mann, der in meiner Wohnung war - er nennt sich Professor.«
    Sie hörte einen ärgerlichen Ausruf.
    »Tut mir leid! Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen, regen Sie sich nur nicht auf - er ist wirklich ein ganz harmloser alter Herr.«
    »Bitte beeilen Sie sich!«
    Sie legte den Hörer auf und blieb dann zögernd stehen. Was hatten Mr. Beale und dieser Mann miteinander zu tun? Es fiel ihr jetzt ein, daß die beiden in jener Nacht auch zusammen fortgegangen waren . . .
    Nach zehn Minuten hörte sie endlich das Schnappen der äußeren Tür und dann die Stimme Beales. Er sprach schnell und leise in einer Sprache, die sie nicht verstand.
    Kurz darauf verließ der Besucher anscheinend das Haus, und Mr. Beale kam zu ihr herein; sein Gesicht war besorgt.
    »Es tut mir sehr leid, daß der alte Herr erschienen ist - ich hatte ganz vergessen, daß er mit mir verabredet war.«
    Sie lehnte am Schreibtisch und hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt.
    »Mr. Beale«, sagte sie, »würden Sie mir bitte ein paar Fragen beantworten?«
    Er nickte.
    »Ist der Professor mit Ihnen befreundet?«
    »Nein - ich kenne ihn schon länger, und er tut mir leid. Er ist arm, aber ein sehr begabter Chemiker. Sein Können würde ihn zu einer hervorragenden Stellung befähigen, er ist aber leider kein Mensch, der sich ohne weiteres durchsetzen könnte.«
    »Und nun habe ich noch eine Frage, die Sie aber nicht beantworten müssen, wenn Sie nicht wollen.«
    »Das werde ich auch nicht«, sagte er.
    »Sie sind wenigstens ehrlich. Bitte, Mr. Beale, sagen Sie mir, um was sich diese ganze geheimnisvolle Geschichte dreht? Was ist der grüne Brand? Warum stellen Sie sich immer betrunken, wenn Sie es gar nicht sind?« Bei dieser Frage errötete sie ein wenig. »Weshalb sind Sie immer da, wenn man Sie braucht, mit Ausnahme von gestern, als ich beinahe wegen eines angeblichen Diebstahls verhaftet wurde?«
    »Frage Nummer eins kann nicht beantwortet werden. Was die zweite anbetrifft, so sage ich, daß es außer dem Alkohol noch eine Menge Dinge gibt, die einen Mann berauschen können.«
    Sie schaute ihn erstaunt an.
    »Nun wollen Sie noch wissen, weshalb ich nicht da war, als die Polizei bei Ihnen herumstöberte? Natürlich war ich da, bloß etwas früher; ich bin gerade noch über die Feuerleiter entwischt.«
    »Mr. Beale«, rief sie überrascht, »dann waren Sie es . . .«
    »Ja, ich habe Ihren Schreibtisch und Ihre Kommode durchwühlt«, sagte er leichthin. »Ich suchte nämlich etwas.«
    »Sie suchten etwas!« wiederholte sie. »Was suchten Sie denn?« »Drei eingeschriebene Briefe, die gestern früh in Ihrer Wohnung versteckt worden waren«, sagte er. »Und ich habe sie auch gefunden.«
    Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Dann haben Sie mich . . .«
    »Vor einer kalten Gefängniszelle bewahrt«, fuhr er fort. »Haben Sie übrigens schon zu Mittag gegessen? Sie müssen ja am Verhungern sein!«
    Sie wollte etwas einwenden.
    »Was Sie jetzt brauchen«, sagte der praktische Mr. Beale, »ist ein ordentliches Mittagessen.«
    Und er drängte sie schnell aus dem Büro hinaus.

6
    Mr. White, der geschäftsführende Direktor der Firma Punsonby, war ein Mann von bescheidenen

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