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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Schreibtisch. Dann legte er die Spitzen seiner Finger aneinander und blickte hilfesuchend zur Zimmerdecke.
    »Ich habe leider eine sehr unangenehme Aufgabe vor mir, Miss Cresswell«, begann er mit heiserer Stimme.
    »Eine unangenehme Aufgabe, Mr. White?« entgegnete sie mit einem unbehaglichen Gefühl in der Magengrube.
    »Ich muß Ihnen - zu meinem größten persönlichen Bedauern natürlich - sagen, daß die Firma Punsonby auf Ihre Dienste verzichtet.«
    Sie stand auf und sah ihn völlig fassungslos an.
    »Auf meine Dienste verzichtet?« sagte sie stockend. »Soll das heißen, daß ich entlassen bin?«
    Er nickte.
    »Wir haben uns außerdem entschlossen, daß Sie gleich aufhören können zu arbeiten. Selbstverständlich erhalten Sie Ihr Gehalt für diesen Monat und außerdem noch ein zusätzliches volles Monatsgehalt ausgezahlt.«
    »Aber warum werde ich denn entlassen, um Himmels willen? Warum denn nur?«
    Mr. White, der es bisher geflissentlich vermieden hatte, ihr in die Augen zu sehen, gab sich einen Ruck und blickte ihr voll ins Gesicht.
    »Es ist bei Punsonby nicht üblich, einen Grund anzugeben, wenn auf die Dienste eines Angestellten verzichtet wird«, sagte er mit aller Energie, die er besaß. »Es muß Ihnen genügen, wenn ich sage, daß wir bisher mit Ihren Leistungen vollständig zufrieden waren, aber aus Gründen, die ich Ihnen nicht näher erläutern kann, gezwungen sind, eine Umdisposition in bezug auf Ihre Stellung vorzunehmen.«
    Sie mußte sich am Schreibtisch festhalten. Seit fünf Jahren hatte sie unter den angenehmsten Bedingungen in diesem Hause gearbeitet; jeder war freundlich zu ihr gewesen, und jeder war mit ihrer Arbeit zufrieden. Dieser Schlag aus heiterem Himmel war ihr einfach unfaßbar.
    »Verstehe ich Sie wirklich richtig?« fragte sie. »Ich soll sofort gehen?«
    Mr. White nickte gewichtig. Er schob ihr einen Scheck zu, den sie mechanisch in die Hand nahm und zusammenfaltete.
    »Und Sie wollen mir nicht den eigentlichen Grund meiner Kündigung angeben?«
    »Es gibt keinen eigentlichen Grund . . . das heißt, das heißt, natürlich gibt es einen Grund. Punsonby tut nie etwas grundlos! Ich kann Ihnen aber wirklich nicht sagen ... Es ist unangenehm -sehr unangenehm . . .«
    Er war jetzt rettungslos ins Stottern gekommen. Seine ganze Würde war dahin, und er schaute sie so verlegen an, daß sie sich kurz umdrehte und das Zimmer verließ. Wie im Traum ging sie zu ihrem Schrank, zog ihren Mantel an, setzte ihren Hut auf und verließ Punsonby für immer, ohne sich von jemand zu verabschieden.
    Auf der Straße blieb sie mit einem Ruck stehen - Mr. Beales Worte waren ihr eingefallen. Hatte er etwas gewußt? Warum dieses seltsame Angebot zu einer so ungewöhnlichen Zeit? Sie ging ein paar Schritte bis zur nächsten Straßenecke, und da - wie um diesem verdrehten Morgen die Krone aufzusetzen - sah sie Mr. Beale schon wieder vor sich stehen. Er stützte sich auf seinen Spazierstock, rauchte eine Zigarette aus einer ziemlich langen Elfenbeinspitze und schien völlig in Betrachtung eines Arbeiters versunken, der eine Lichtleitung reparierte.
    Sie machte einen Schritt rückwärts, aber schon war er an ihrer Seite.
    »Warum gehen Sie denn schon wieder nach Hause, Miss Cresswell?« erkundigte er sich in freundlichem Ton.
    »Wissen Sie wirklich nicht, weshalb?« fragte sie.
    »Ich kann es mir eigentlich nicht denken, es sei denn . . .«
    »Es sei denn?«
    »Es sei denn, daß man Sie entlassen hat«, sagte er kühl.
    Sie sah ihn schräg von der Seite her an.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »So was kommt vor«, meinte Mr. Beale.
    »Wußten Sie denn, daß ich entlassen werden sollte?« fragte sie.
    Er nickte mit dem ruhigsten Gesicht von der Welt.
    »Ich hatte eine leise Ahnung, daß es in nächster Zeit so weit kommen würde. Deswegen habe ich Ihnen auch mein Angebot gemacht.«
    »Das ich selbstverständlich nicht annehme«, fuhr sie ihn an.
    »Das Sie selbstverständlich annehmen werden«, erwiderte er höflich. »Im übrigen weiß ich auch nicht mehr, als daß Punsonby veranlaßt worden ist, Sie zu entlassen.«
    »Aber weshalb denn nur?«
    Er wurde plötzlich sehr ernst.
    »Mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Auf jeden Fall hatte ich meine guten Gründe, Ihnen ein Angebot zu machen.«
    Sie schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Ich verstehe überhaupt nichts mehr - jetzt ist mir dann wirklich alles egal«, sagte sie. »Wollen Sie ernstlich, daß ich für Sie arbeite?«
    Er nickte.
    »Meine

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