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011 - Die Amazonen von Berlin

011 - Die Amazonen von Berlin

Titel: 011 - Die Amazonen von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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weg. Aruula stürzte.
    »Wie kommen wir hier am besten raus?«, fragte Matt seine Gefährtin. Er selbst war bewusstlos gewesen, als man ihn ins Lager brachte. Deshalb konnte er nicht wissen, ob die Frawen Wachen postiert hatten oder ob die Trümmer des Reichstags manche Wege unmöglich machten.
    Aruula sah sich kurz um. »Dort lang«, entschied sie.
    Die Richtung, die sie anzeigte, führte sie im Bogen an den Ställen der Sebezaan vorbei. Einige Tiere knurrten tief, als die Menschen an ihnen vorbei schlichen. Sie waren mit Lederriemen an Pflöcken festgebunden, die nicht so aussahen, als könnten sie einem ernstgemeinten Befreiungsversuch widerstehen. Matt sah sich nervös nach den Sebezaan um, aber die Riesenkatzen schienen - im Moment jedenfalls - kein Interesse an einem Angriff zu haben.
    Dafür wurden laute Rufe und Schreie im Lager hörbar. Ein heiseres Kreischen drang über die Stimmen bis zu Matt und Aruula herüber.
    »Der Frevler ist entkommen!«, schrie die Mutter. »Er hat die Königin verhext! Tötet ihn!«
    »Scheiße«, kommentierte Matt und rannte los.
    Aruula folgte ihm. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass eine Kriegerin aus dem Stall kam, wo sie anscheinend die Riesenkatzen versorgt hatte. Ihr laut gerufenes »Da sind sie!« ließ Aruula
    ***
    »Nein!«, schrie Jennifer verzweifelt.
    »Lasst sie gehen!«
    Einige Frawen blieben zögernd stehen und drehten sich zu ihrer Königin um. Die meisten liefen jedoch weiter. Entweder hatten sie die Worte nicht gehört oder nicht hören wollen.
    »Ich befehle euch, den Mann und seine Gefährtin ziehen zu lassen«, sagte Jennifer zu der kleinen Gruppe, die ihr zuhörte. »Ihr dürft sie nicht töten.«
    »Hört nicht auf sie!«, mischte sich die Mutter ein. Sie hatte Jennifer allein in ihren Gemächern entdeckt und die für sie einzig logische Schlussfolgerung gezogen: Der Göttliche musste sie verhext haben. Dass sie ihn aus freien Stücken hatte gehen lassen, war eine undenkbare Vorstellung.
    »Die Königin steht unter einem Zauber«, fuhr sie fort. »Nicht sie spricht zu euch, sondern der böse Geist, der sie beherrscht.«
    Die Kriegerinnen sahen sich an. Die Verwirrung stand deutlich sichtbar auf ihren Gesichtern.
    Auch wenn die Mutter eine von allen verehrte Person war, stand doch die Königin über ihr. Aber was sie verlangte, deutete tatsächlich darauf hin, dass sie nicht Herrin ihrer Sinne war, denn niemand hatte je einem Lofre die Flucht ermöglicht.
    Jennifer begriff, dass die Kriegerinnen ihr nicht folgen würden. Der Meinungsumschwung war zu radikal und die Worte der Mutter hatten ein Übriges getan, um ihre Position zu schwächen.
    Mit ihrer Vermutung über einen bösen Geist hatte die alte Frau sich ins Zentrum der Macht gebracht. Jennifer war sicher, dass die Frawen sie bitten würden, ihre Königin von dem Zauber zu befreien. Abgesehen von den Torturen, die zweifellos mit diesem »Exorzismus« verbunden waren, bedeutete das auch den kompletten Machtverlust. Schließlich lag die Entscheidung darüber, welche Befehle sie selbst und welche der angebliche böse Geist traf, bei der Mutter. Sie konnte jede Reform, die ihr nicht passte, zum Werk des Zaubers erklären und somit abschmettern. Jennifer hatte den Kampf bereits verloren, bevor sie ihn begonnen hatte.
    Sie senkte den Kopf und wandte sich von den Kriegerinnen ab. Ihr Blick traf den der Mutter. Überrascht bemerkte Jennifer die aufrichtige Besorgnis, die sie in den Augen der alten Frau lesen konnte. Anscheinend glaube sie selbst an ihre Worte.
    Jennifer wollte langsam an ihr vorbei gehen, aber die Mutter griff mit erstaunlicher Kraft nach ihrem Arm.
    »Lass mich dir helfen, Königin«, flüsterte sie.
    »Gemeinsam können wir den Zauber zerschlagen.«
    Die Kanadierin löste sich aus ihrem Griff.
    »Nein, Mutter«, entgegnete sie so laut, dass auch die umstehenden Frawen sie verstehen konnten, »ich werde mir von dir nicht helfen lassen. Es gibt keinen Zauber, nur eine Entscheidung, die ich getroffen habe. Aber da ihr mir nicht mehr vertraut und meine Befehle missachtet, habe ich versagt. Ich konnte die Aufgabe, mit der Qadra mich zu euch geschickt hat, nicht bewältigen. Ich war zu schwach. Daher werde ich euch verlassen.«
    Um sie herum wurde es still. Die Mutter taumelte kurz, als habe sie der Schlag getroffen.
    »Welche Aufgabe?«, krächzte sie dann. »Was hat Qadra dir gesagt?«
    Jennifer ignorierte sie und ging mit betont würdevollen Schritten zurück zu ihren Gemächern. Innerlich war

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