011 - Die Mühle des Unheils
Er konnte nur hoffen, da heil wieder herauszukommen. Wenn möglich mit Nancy.
Sie tat ihm leid. Nichts wie Pech hatte sie in ihrem Leben. Zuerst verlor sie auf tragische Weise den Mann, dann ging es mit ihrer Landwirtschaft rasant bergab, und jetzt auch noch das…
Hoch ragte die Mühle vor ihm auf. Mächtig und wuchtig. Das Flügelkreuz wie vier Arme weit ausgespannt. Fangarmen gleich.
Luckett streckte die Hand aus und berührte den rauhen Stein, aus dem das Gebäude bestand. Er tastete sich behutsam vorwärts. Sein Herz schien hoch oben im Hals zu klopfen.
Noch hätte er gefahrlos umkehren können, aber er tat es nicht.
Wenn er schon so weit gegangen war, wollte er auch weitergehen.
Er erreichte die Tür. Sie bestand aus dicken rissigen Bohlen. Er öffnete sie. Lautlos bewegte sie sich in den Angeln. Jemand mußte sie geölt haben. Luckett huschte hinein. Er sah niemanden. Sein Blick fiel auf die Stufen, die nach unten, unter die Erde führten. Ein schleifendes Geräusch drang an sein Ohr. Er biß sich auf die Unterlippe und setzte seinen gefährlichen Weg fort. Auf der ersten Stufe blieb er kurz stehen. Die Treppe schraubte sich zum Mühlenkeller hinunter.
Seymour Luckett stellte fest, daß sämtliche Stufen erneuert worden waren. In dieser kurzen Zeit!
Wie hatten Scurrah und Tanne das geschafft? Konnten die beiden etwa zaubern?
Die Stufen bestanden aus glattem schwarzem Marmor. Der Makler schlich sie langsam hinunter. Ihm fiel auf, daß Tanne und Scurrah den gesamten Keller bereits umgebaut hatten. Es war ihm ein Rätsel, wie sie das fertiggebracht hatten. Sie hatten die Mühle doch erst gestern gekauft. Es lag der Verdacht nahe, daß sie mit den Umbauten bereits begonnen hatten, bevor sie rechtmäßige Besitzer der Mühle geworden waren.
Eine andere Erklärung hatte Luckett nicht.
Er sah die Schatten. Sie trugen Nancy Rubin zu einem Steinblock.
Es war der Altar des Schreckens.
Nancy wurde daraufgelegt. Die Schatten traten zurück, und im nächsten Moment kam die junge Witwe zu sich…
***
Freunde, ihr könnt euch vorstellen, wie aufgeregt ich war. Ein Krematorium des Grauens in Alton. Dämonen wollten da die Seelen unglücklicher Menschen verbrennen. Es gab nichts, was das Höllenfeuer lieber fraß als Seelen. Und Vicky Bonney hatte sich nach Alton begeben. Das konnte für sie verdammt gefährlich werden. Sie war meine Freundin. Wenn die Dämonen Wind davon kriegten, daß Vicky in Alton war, würden sie sie sich schnappen, denn sie wußten, daß sie mich damit am empfindlichsten treffen konnten.
Vicky Bonney war mein schwacher Punkt. Auf den zielten die Schwarzblütler schon oft ab; zum Glück hatten sie ihn bisher aber noch nie so getroffen, wie es für sie wünschenswert gewesen wäre.
Doch das konnte sich jederzeit ändern.
Vielleicht schon diesmal – in Alton.
Mist, und ich hatte Vicky nicht begleitet, hatte sie allein zu den Wadsworths fahren lassen.
Auch Mr. Silver war aus dem Häuschen. »Wir müssen sofort etwas unternehmen, Tony«, sagte er.
»Weiß ich selbst«, knurrte ich.
»Ruf Vicky an«, riet mir Oda, die weiße Hexe.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe eine bessere Idee. Ich werde Vicky und die Wadsworths nicht mit meinen Anruf erschrecken, sondern persönlich in Alton erscheinen.«
»Wir kommen selbstverständlich alle mit«, sagte Oda.
Ich hob die rechte Hand. »Abgelehnt. Ihr erholt euch erst mal von dem Schock, den euch Mago zugefügt hat. Bis auf weiteres bleibt ihr den Dämonen fern. Ich komme schon ohne euch zurecht.«
»Darf auch ich dich nicht begleiten, Tony?« fragte Mr. Silver.
»Wenn du darauf bestehst, nehme ich dich mit.«
»Ich muß Selbstvertrauen tanken.«
»Mit deinen übernatürlichen Fähigkeiten ist es Essig.«
»Eben deshalb möchte ich mir selbst beweisen, daß ich auch ohne sie zurechtkomme.«
»Gut, Silver. Du machst die Reise mit.« Ich ging zum Telefon.
»Wen rufst du an?« wollte der Ex-Dämon wissen.
»Einen guten alten Freund. Unseren Partner Tucker Peckinpah. Er darf mal wieder etwas für uns tun.« Ich wählte die Privatnummer des Industriellen. Er gehörte mit zum Ballard-Team, wenngleich er auch nicht in vorderster Linie gegen die Schwarzblütler kämpfte. Er zog hinter uns die Fäden. Mit seinen weitreichenden Verbindungen hatte er uns schon eine Menge Steine aus dem Weg geräumt. Er war so reich, daß er selbst kaum wußte, wieviel Geld er besaß, und es kam immer noch neues Geld dazu.
Er hatte mich auf Dauer engagiert,
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