011 - Die Mühle des Unheils
damit ich mich ohne finanzielle Sorgen dem Kampf gegen Geister und Dämonen widmen konnte. Das Konto, das er mir eingerichtet hatte, war äußerst großzügig gepolstert.
Es läutete viermal bei ihm. Dann hob er ab.
»Tony Ballard am roten Telefon, Partner«, sagte ich.
»Hallo, Tony. Wie geht’s?«
»Es liegt mal wieder Ärger in der Luft.«
»Kann ich helfen?« fragte der sechzigjährige Industrielle.
»Sie können.«
»Was brauchen Sie?«
»Einen Hubschrauber.«
»Wann soll er bereitstehen?«
»Gestern.«
»Verstehe, und wohin soll er sie bringen?«
»Nur nach Alton. Das sind nicht einmal hundert Kilometer.«
»Verraten Sie mir, was Sie da zu tun haben?«
»Aber ja, Partner.« Ich berichtete ihm, was Roxane in Erfahrung gebracht hatte, und daß sich Vicky Bonney nach Alton begeben hatte, um bei den Wadsworths das Wochenende zu verbringen. Er versprach mir, sich sofort um den Hubschrauber zu kümmern.
Vickys Wohl lag ihm sehr am Herzen. Er hegte fast väterliche Gefühle für sie. Ich erfuhr, wo der Helikopter uns erwarten würde, bedankte mich für die prompte Hilfe, und Tucker Peckinpah erwiderte: »Nichts zu danken, Tony. Sie wissen, daß ich gern helfe. Und ganz besonders, wenn Vickys Sicherheit auf dem Spiel steht.«
»Sie sind super, Partner.«
»Mein bescheidener Beitrag zum Kampf gegen die schwarze Macht. Sorgen Sie dafür, daß Vicky kein Haar gekrümmt wird, dafür wäre ich Ihnen unendlich dankbar.«
»Ganz in meinem Sinn, Partner«, erwiderte ich und legte auf.
Als nächstes bestellte ich ein Taxi vors Haus, dann holte ich meine Waffen, und da Mr. Silver nicht mehr so auf der Höhe war wie früher, reichte ich ihm meinen Reserve-Ballermann. Auch dieser Colt Diamondback war mit geweihten Silberkugeln geladen.
»Hier«, sagte ich zu Mr. Silver. »Nimm.«
»Was soll ich damit?«
»Blöde Frage. Auf Spatzen schießen. Nun nimm ihn schon, vielleicht brauchst du ihn bald.«
Der Ex-Dämon schob den Diamondback in den Gürtel. Mein Revolver steckte in einer Schulterhalfter aus weichem Ziegenleder. Im Gürtel trug ich die superflache Weihwasserpistole, die bis auf fünf Meter eine zuverlässige Treffsicherheit gewährleistete und den Vorteil hatte, lautlos zu sein.
In der Hosentasche trug ich – der Nichtraucher – ein silbernes Feuerzeug, das nicht nur zum Zigarrettenanzünden verwendet werden konnte. Ein Druck auf einen bestimmten Knopf verwandelte dieses Feuerzeug in einen magischen Flammenwerfer, vor dem sich die Schwarzblütler höllisch in acht nehmen mußten.
Hinzu kam der magische Ring an meiner rechten Hand, und der Dämonendiskus, den ich um den Hals trug. Man kann sagen, ich war bis an die Zähne bewaffnet, mußte es sein, denn meine Gegner waren sehr gefährlich.
Das Taxi traf ein.
Abschied von Roxane und Oda.
Sie rieten uns, vorsichtig zu sein. Das Übliche.
Wir stiegen in den Wagen. Ich sagte dem Fahrer, wohin er uns bringen sollte. Wir fuhren los. In der Tür standen die beiden abtrünnigen Hexen und winkten.
***
Nancy Rubin fröstelte. Der Untergrund, auf dem sie lag, war schmerzhaft hart. Sie ahnte nicht, daß sie auf dem Altar des Schreckens lag. Verwirrt schlug sie die Augen auf. Sie blieb noch eine Weile schwer benommen. Erinnerungsfetzen tauchten auf: Pferdewagen… Wald … Schatten … Angst … Und Clay Rubin, ihr Mann, der seit sechs Jahren nicht mehr lebte, den ein Traktor erdrückt hatte …
»Clay«, flüsterte sie.
Die Erinnerung ging weiter.
Aus Clay wurde ein Ungeheuer, ein Mann mit einem widerlichen Echsenkopf… Die Schatten, sie griffen an … Heftige Gegenwehr, sogar mit der Peitsche … Und dann … Ohnmacht …
Nancy Rubin wollte sich erschrocken aufsetzen. Es ging nicht. Sie schien auf dem kalten glatten Stein zu kleben. Eine unwiderstehliche Kraft hielt sie zurück. Sie schaffte es nicht einmal, den Kopf zu heben. Nur drehen konnte sie ihn. Und sie sah die schrecklichen Schatten wieder, diese körperlos wirkenden Wesen, die in der Dunkelheit zu zerfließen schienen.
Wo bin ich? fragte sich die junge Witwe. Wohin haben mich diese Gespenster gebracht?
Über sich sah sie ein kuppelartiges Gewölbe.
Ihr fiel auf, daß sich die Schatten ein Stück zurückzogen. Jemand schien eingetroffen zu sein, vor dem sie großen Respekt hatten. Wer war das? Das Wesen, das ihr in Clays Gestalt gegenübergetreten war?
Nancy drehte den Kopf auf die andere Seite und erblickte eine bildschöne rothaarige Frau. Groß, schlank, grünäugig. Ein grausamer
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