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011 - Die Mühle des Unheils

011 - Die Mühle des Unheils

Titel: 011 - Die Mühle des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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nur noch Lichtbänder. Leuchtperlen, zu unzähligen Ketten aufgefädelt.
    Wir überflogen die Stadt.
    Bald lag London hinter uns. Ich schaute Mr. Silver an. Seine Silberbrauen waren über der Nasenwurzel zusammengezogen. Seine Miene wirkte düster. »Machst du dir Sorgen?« fragte ich den sympathischen Ex-Dämon.
    »Ja. Du nicht?«
    »Wegen Vicky?«
    »In erster Linie. Aber ich mache mir auch ein bißchen meinetwegen Sorgen«, gestand der Hüne. »Ich bin nicht mehr der Magie-Kraftprotz, der ich einmal war.«
    »Allzu toll warst du doch nie«, sagte ich. »Deine Form war immer wieder starken Schwankungen unterworfen.«
    »Ich will es ja nicht besonders herausstreichen, aber wie oft haben dir meine übernatürlichen Fähigkeiten das Leben bereits gerettet, Tony?«
    »Oft«, mußte ich zugeben.
    Der Ex-Dämon nickte. »Siehst du, und damit ist es nun vorbei.«
    »Wenigstens kannst du beim Spielen nicht mehr mogeln.« Wenn wir spielten, hatte er furchtbar gern seine übernatürlichen Fähigkeiten eingesetzt, um zu gewinnen. »Es gibt eben nichts Schlechtes, das nicht auch seine guten Seiten hat.« Meine Worte waren als Trost gedacht. Mir wäre natürlich lieber gewesen, der Ex-Dämon hätte weiter gemogelt und er wäre wiedererstarkt.
    Würde es jemals dazu kommen?
    Oder war das ein für allemal vorbei?
    Konnte ich dem Hünen mit den Silberhaaren helfen, seine Kräfte wiederzubekommen?
    Ich blickte auf meine Uhr. In längstens einer halben Stunde würden wir Alton erreichen, und ich hoffte, Vicky Bonney noch in gesunder Frische vorzufinden.
    ***
    Stille. Der Schrei brach ab, und Seymour Luckett riß die Augen auf.
    Hatte die Rothaarige im Blutornat es getan? Hatte sie Nancy Rubin mit dem Seelendolch getötet?
    Kein Zweifel. Es war geschehen. Nancy Rubin lag reglos auf dem Altar des Schreckens, und die Rothaarige schnitt ihr in diesem Augenblick die Seele aus dem Körper.
    Der Makler traute seinen Augen nicht. Die Angst umkrallte eiskalt sein Herz. Er lehnte verstört an der Wand und beobachtete, was weiter passierte.
    Nancy Rubin bewegte sich wieder. War sie doch nicht tot? Nein, es war nicht Nancy, die sich bewegte, sondern jemand anders. Eine durchsichtige Gestalt war es. Wie aus Glas sah sie aus, an den Rändern hell. Dadurch entstand der Eindruck, eine weiße Strichzeichnung würde sich vom Altar des Schreckens erheben.
    Nancy Rubins Seele!
    Sie setzte sich auf, während der tote Körper liegenblieb. Der Seelendolch hatte eine grausame Trennung vollzogen. Was auf dem Altar lag, war nur noch eine leblose Hülle.
    Nur die Seele lebte noch. Sie stand jetzt neben dem Altar.
    Die Rothaarige starrte sie mit ihren grünen Augen durchdringend an. Absolutes Schweigen herrschte im Keller der Mühle.
    Seymour Lucketts Herz klopfte so laut, daß er befürchtete, die Schläge würden ihn verraten.
    Das Mädchen im Blutornat wies auf die Wand hinter dem Altar.
    Ein magischer Impuls schien die Wand mit einemmal zu aktivieren.
    Eine Öffnung, die dem Verschluß eines Fotoapparats glich, wurde sichtbar. Die schwarzen Lamellen schoben sich auseinander.
    Luckett blickte in einen langen Gang.
    Wohin führte der?
    »Geh!« befahl die Rothaarige der Seele, und die gläserne Gestalt setzte sich langsam in Bewegung. Luckett hielt den Atem an. Was würde passieren? Wo war das Höllenfeuer, von dem die Rothaarige gesprochen hatte?
    Er vibrierte innerlich. Nancy Rubins Seele erreichte die Öffnung, die in das Krematorium des Grauens führte. Sie zögerte, wagte nicht weiterzugehen. Luckett fragte sich, ob Nancy jetzt noch zu retten war. Angenommen, jemand schaffte es, Seele und Körper wieder zu vereinigen. Was dann? Würde Nancy dann weiterleben?
    Wozu stellte er diese Überlegungen an? Er brachte ja doch den Mut nicht auf, die Seele zurückzuholen.
    Die Seele blieb stehen.
    »Geh weiter!« befahl das Mädchen im Blutornat.
    Die Seele vermochte sich diesem Befehl nicht zu widersetzen. Sie setzte ihren Weg fort, schritt durch die Lamellenöffnung und ging den Gang entlang. Vier Schritte entfernte sie sich von der Öffnung.
    Fünf, sechs, sieben… Erneut blieb sie stehen.
    Und dann passierte es.
    Aus Tausenden von verborgenen Düsen schossen Flammen. Sie stachen auf die durchsichtige Gestalt zu, bohrten sich in sie. Die Seele wirbelte herum. Markerschütternde Schreie gellten aus dem Gang, in dem das gierige Höllenfeuer loderte. Rotglühende Zungen leckten über die unglückliche Seele, zerrissen und verschlangen sie.
    ***
    Auch ich war

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