011 - Die Mühle des Unheils
in den Ohren. Er wollte nicht auch so ein grauenvolles Ende nehmen, deshalb zog er sich Schritt für Schritt und Stufe für Stufe zurück.
Vernon Scurrah und Portius Tanne – Dämonen.
Die Mühle des Unheils – ein Dämonenhort.
Luckett hatte schreckliche Angst. Wenn die Schatten auf ihn aufmerksam wurden, war er verloren. Er sah, wie Scurrah und Tanne, die Echsenköpfigen, sich zum Altar des Schreckens begaben. Die beiden schienen mit dem Mädchen im Blutornat zu sprechen, während die unheimlichen Schatten sich nicht von der Stelle rührten.
Der Makler glitt weiter zurück und nach oben. Er hatte genug gesehen. Viel zuviel war ihm geboten worden. Sein Magen revoltierte. Er war nahe daran, sich zu übergeben.
Die letzte Stufe.
Luckett stand unter Strom. Nie würde er die Schreckensszenen vergessen, die er gesehen hatte. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Die Dämonen hatten sich Nancy Rubin geholt.
Aber Nancy war nur der Anfang.
Nach und nach würden auf dem Altar des Schreckens viele Menschen ihr Leben verlieren. Unzählige Seelen würde das Höllenfeuer fressen, wenn diesem furchtbaren Treiben kein Riegel vorgeschoben wurde.
Aber wer sollte das tun? Die Polizei? Was konnte die schon gegen Dämonen ausrichten? War sie gegen Vertreter der Hölle nicht machtlos? Wer sollte das Böse bekämpfen? Der Pfarrer? Er war alt und gebrechlich… O Gott. Eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes drohte Alton, und niemand war in der Lage, sie abzuwenden.
Der Makler öffnete die Tür.
Schatten auf der Kellertreppe!
Seymour Luckett fuhr ein Eissplitter ins Herz. Sie haben dich entdeckt! schoß es ihm durch den Kopf, und dann rannte er um sein Leben.
***
Wie riesige Ratten huschten die schwarzen Wesen über die Marmorstufen. Sie wollten Seymour Luckett kriegen. Pfeilschnell sausten sie aus der Mühle und hinter dem Fliehenden her.
Der Makler war übergewichtig, und niemand hätte ihm wohl zugetraut, daß er so schnell laufen konnte. Er mußte es können. Ihm war klar, was für ihn auf dem Spiel stand.
Jesus Christus, wie hatte er nur so verrückt sein können, den Schatten ihr Opfer abnehmen zu wollen? Damit hatte er sich selbst in große Gefahr gebracht, und es war mehr als fraglich, ob er mit heiler Haut davonkommen würde.
Die Schatten fächerten auseinander. In einer breiten Front jagten sie den Hügel hinunter. An den Flanken bog sich die Linie nach vorn.
Luckett leistete übermenschliches. Wankend, taumelnd, torkelnd und stolpernd flog er förmlich über den Boden. Er schaute kein einziges Mal zurück. Nur nach vorn.
Der Wagen! Wo stand der Wagen?
Atemlos erreichte Luckett die ersten Bäume. Er spürte ein quälendes Stechen in der Seite, ignorierte den Schmerz aber. Das war alles nicht so schlimm, wenn er sein Leben dafür behalten durfte.
Wie ein aufgescheuchtes Reh hetzte der Makler durch den Wald.
Zwischen Blättern und Bäumen schimmerte ihm sein Fahrzeug entgegen. Er gab sein letztes. Während des Laufens stieß er seine Hand in die Hosentasche. Seine Finger schnappten die Wagenschlüssel, rissen sie heraus.
Dann war er beim Wagen. Er schob den Schlüssel ins Schloß, kam jedoch nicht dazu, ihn herumzudrehen, denn der erste Schatten war heran. Wie ein reißender Panther flog er durch die Luft.
Der schwarze Körper prallte gegen Seymour Luckett. Der Makler stieß einen heiseren Schrei aus. Er fiel mit dem Angreifer gegen das Fahrzeug, stemmte sich gehetzt davon ab und versuchte sich des Gegners zu entledigen.
Kalte Pranken packten ihn. In blinder Angst hieb er mit seinen Fäusten zu. Er traf den Schädel des Unheimlichen mehrmals. Der Schwarze ließ ihn los. Luckett versetzte ihm einen kraftvollen Tritt.
Der Schatten flog zurück und stieß mit einem nachkommenden Schatten zusammen.
Nun warfen sie sich zu zweit auf den Makler.
Lucketts Verstand hakte aus. Er wußte nicht mehr, was er tat.
Nur seine Reflexe funktionierten noch. Ein Schlag riß ihm die randlose Brille vom Gesicht. Egal. So schlecht sah er nicht. Er hörte deswegen nicht zu kämpfen auf. Verzweifelt wuchtete er sich gegen die Schatten, und er schaffte das unmöglich Scheinende: Er bekam die Chance, den Wagen aufzuschließen und hineinzuspringen.
Eigentlich fiel er mehr, und er schleuderte die Tür hinter sich kraftvoll zu.
Aufgewühlt stürzte er sich auf den Knopf der Türverriegelung.
Er drückte ihn nach unten.
Eingeschlossen!
Jetzt tauchten weitere Schatten auf. Sie umringten das Fahrzeug.
Seymour Luckett
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