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011 - Die Mühle des Unheils

011 - Die Mühle des Unheils

Titel: 011 - Die Mühle des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Höchstgeschwindigkeit. Nicht einmal auf der Autobahn. Zum ersten, um Treibstoff zu sparen – das Benzin war heutzutage ja nicht mehr billig –, zum zweiten, um die Nerven zu schonen, und zum dritten, um die Unfallgefahr auf ein Minimum herabzusenken.
    Wie sich sein Wagen in einer Extremsituation verhielt, lernte er jetzt kennen, und er hatte Mühe, damit fertigzuwerden.
    Sobald das Fahrzeug stabilisiert war, fuhr Seymour Luckett wesentlich langsamer. Seine feuchten Hände krampften sich um das Lenkrad. Nur um ein Haar war er einem grausamen Ende entgangen. Es war unbeschreiblich, wie sehr sich der Makler darüber freute.
    Er erreichte Alton und steuerte auf sein Haus zu. Er verzichtete darauf, das Fahrzeug in die Anbaugarage zu fahren, stieg aus und stellte fest, daß seine Knie ziemlich weich waren.
    Kein Wunder.
    Jetzt kam es raus. Er hatte seinem Körper das Letzte abverlangt.
    Nun konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten. Wie ein Betrunkener schwankte er. Es kostete ihn einige Mühe, sich zur Haustür zu begeben. Er schloß auf und sperrte hinter sich gleich wieder zu. Er machte in allen Räumen Licht, denn er hatte Angst vor der Dunkelheit.
    Im Salon holte er sich die Scotchflasche, ließ sich in einen Sessel fallen, setzte die Flasche an die Lippen und trank mit kräftigen Zügen. Dann setzte er die Flasche ab und wartete auf die Wirkung des Alkohols.
    Geschafft! dachte er. Du hast es geschafft! Kaum zu glauben, aber wahr!
    Aber er irrte sich. Wen die Dämonen aufs Korn nahmen, von dem ließen sie so schnell nicht wieder ab…
    ***
    Sergeant Harry Mason schlenderte die Straße entlang. Er lebte gern in Alton. Hier tat sich kaum mal etwas Aufregendes. Die Leute hatten Respekt vor ihm. Man achtete ihn und war bemüht, sich mit ihm gutzustellen. Immerhin verkörperte er die Polizei und damit die Macht, die er jedoch noch nie gegen jemanden ausgespielt hatte.
    Mason war mittelgroß und rundlich. In jungen Jahren war er ein schrecklicher Tolpatsch gewesen, und sein Vater hatte stets gesagt:
    »Junge, du darfst kein Handwerk lernen, das wäre dein sicheres Ende. Du würdest dir die Finger abschneiden, die Zehen abhacken, den Schädel spalten… Ich weiß nicht, was du sonst noch für Unfälle heraufbeschwören würdest. Du bringst es ja sogar fertig, den Fußboden fallenzulassen. Deshalb rate ich dir, von jeder handwerklichen Tätigkeit die Finger zu lassen. Werde Priester. Oder Lehrer. Oder Polizist.«
    Und Polizist war er schließlich geworden. Nicht mal ein schlechter, wie sich im Laufe der Zeit herausstellte.
    Jeder eignet sich eben für etwas anderes. Man muß seine Fähigkeiten – selbst wenn sie noch so gut verborgen sind – nur entdecken.
    Mason befand sich auf dem Heimweg, der ihn an Seymour Lucketts Haus vorbeiführte. Beim Makler brannte die Festbeleuchtung. Alle Räume waren erhellt. Harry Mason nahm an, Luckett habe Gäste.
    Vor dem Haus stand Lucketts Wagen.
    Sergeant Mason blieb stehen. »Nanu«, sagte er. Das Fahrzeug war arg ramponiert. Ein Scheinwerfer war kaputt. Der Wagen war mit Dellen übersät. Harry Mason nahm an, Luckett habe einen Unfall gehabt. Er hörte das Blech knacken, trat einen Schritt näher und legte die Hand auf die Motorhaube. »Noch warm«, konstatierte er.
    Er überlegte, ob er Luckett aufsuchen sollte. Vielleicht brauchte der Makler Hilfe.
    Der Sergeant wandte sich um. Da sah er eine Gestalt.
    Eine Frau, die sich rasch hinter einen Zierstrauch zurückzog. Sie schien zu Luckett gewollt zu haben. Anscheinend wollte sie dabei aber nicht gesehen werden.
    Ich hab’ dich aber gesehen, dachte Sergeant Mason grinsend.
    Und ich weiß auch, wer du bist: Nancy Rubin!
    ***
    Nancy Rubin und Seymour Luckett!
    Bahnte sich zwischen den beiden etwas an? Hatten sie in aller Heimlichkeit zueinandergefunden? Dann würden sich die Leute in Alton über sie bald den Mund fusselig reden. Der Ort bestand zu 50 Prozent aus Klatschmäulern, denen so rasch nichts entging. Ihre Augen waren bei Tag und Nacht offen, und sie hörten die Flöhe husten.
    Harry Mason konnte verstehen, daß Nancy Rubin nicht gesehen werden wollte. In seinem Fall brauchte sie aber keine Angst zu haben. Er konnte schweigen wie ein Grab, und er begrüßte eine Verbindung zwischen Nancy und dem Makler. Er hatte Clay gut gekannt, war beinahe befreundet mit ihm gewesen, und es hatte auch ihn schmerzlich getroffen, als er von dem Traktorunfall hörte.
    Seither hatte er Mitleid mit Nancy Rubin, und er half ihr, wo er nur

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