0110 - Auf den Spuren der Antis
ein. „Jawohl, Sir", sagte Berker. Mit Hendersons Vertrauen war aber nicht viel anzufangen, das erkannte Emery auf einen Blick. Sein Vorgesetzter war nervös und unsicher. Emery kannte Henderson lange genug, um zu wissen, daß sich diese Unsicherheit erst während eines Kampfes legte. Dann wurde der seltsame Mann zur beherrschenden Figur seiner Einheit. Kühl und überlegt kamen dann seine Befehle.
Emery streichelte seinen Karabiner. Er dachte daran, daß sich die Männer in der Feuerleitzentrale der IRONDUKE ziemlich überflüssig vorkommen mußten, denn ihre hochwertigen, modernen Waffen würden wohl kaum zum Einsatz kommen. Oder, fragte sich Emery, sollte gerade die Kombination alter und neuer Waffen den Sieg erringen? Zusätzlich zu den Maschinenkarabinern waren Strahlgewehre ausgegeben worden. Emery erinnerte sich an die spöttische Frage eines Soldaten, ob auch immer ein Vorgesetzter im Kampf zugegen sein würde, um durch seinen Befehl jeweils die richtige Waffe zum Einsatz zu bringen.
Berkers Kichern riß Emery aus seinen Gedanken. Der Deutsche sah den Sergeanten belustigt von der Seite her an. Emery hütete sich, eine Frage zu stellen. Es war das Recht eines jeden Soldaten, vor dem Kampf fröhlich zu sein., daß er, Emery, der Grund dafür war, änderte daran nichts.
Weder in den Mannschaftsräumen noch in der Kommandozentrale hielt die Heiterkeit lange an.
Die erste Sonne, die von der IRONDUKE angeflogen wurde, besaß zwei Planeten. Sie umkreisten den Stern in so weiter Entfernung, daß seine Wärme sie kaum erreichte. Frosterstarrte Methan- und Ammoniakwüsten bedeckten diese Welten.
Die nächste Sonne wurde von nur einem Planeten umkreist. Obwohl es nicht Okul war, erschien sein Anblick den Raumfahrern ungewöhnlich. Ein leuchtender Schleier umgab ihn, als sei die Atmosphäre mit Phosphor angereichert. Es blieb jedoch keine Zeit für nähere Untersuchungen.
Es folgten sechs weitere Systeme, danach eine Unterbrechung, die mit Beratungen ausgefüllt wurde.
Die Suche ging weiter. Unsichtbar bahnte sich die IRONDUKE ihren Weg von Stern zu Stern. Aber es war alles vergebens. Nachdem weitere sieben Stunden verstrichen waren, hatte man Okul immer noch nicht gefunden.
*
Reginald Bull hatte seit Anbeginn seiner Laufbahn bestimmte Vorstellungen von Disziplin. Vor allem war er kein Freund uniformierter Korrektheit. Er sagte sich, daß ein Mann mit einem aufgeknöpften Kragen ebenso gut oder besser kämpfen kann als ein einwandfrei gekleideter Soldat.
Mit zusammengekniffenen Augen öffnete er den obersten Knopf seines Hemdes, kratzte sich am Haaransatz seiner Brust und sagte: „Wir sitzen fest."
Das war zweifellos die kategorischste Bemerkung, die innerhalb der IRONDUKE über den bisherigen Verlauf ihres Unternehmens gemacht wurde. Es war aber auch gleichzeitig die zutreffendste.
Das Bild auf den Sicht- und Ortungsgeräten hatte sich nicht verändert. Nach wie vor befand sich das Linearschiff, ein 800-Meter-Raumer der STARDUST-Klasse, in einem Gebiet, das zum Milchstraßenzentrum gehörte. Obwohl es immer wieder andere Sterne waren, die auf den Panoramabildschirmen auftauchten, hatte sich rein optisch nichts geändert. Die legendäre Suche nach der Nadel im Heuhaufen gewann durch den Flug der IRONDUKE eine traurige Bedeutung. Bully hatte die Situation vollkommen richtig beurteilt. „Wir sitzen fest!"
Nicht jeder an Bord konnte die volle Tragweite dieser Worte erfassen. Die Chance, die sich der Erde geboten hatte, ein Zentrum der Antis auszuräuchern, war urplötzlich wieder verschwindend winzig.
Eine erfolglose Rückkehr der IRONDUKE hätte tiefe Niedergeschlagenheit ausgelöst. Zwar bemühten sich die Wissenschaftler auf der Erde Tag und Nacht, ein Gegenmittel gegen das teuflische Rauschgift zu finden, aber es blieb ungewiß, ob ihre Arbeit rechtzeitig von Erfolg gekrönt sein würde.
Jens Avermann, der knochige Funkpeiltechniker der IRONDUKE, war nach Bulls Worten zusammengezuckt. Er blickte zu Perry Rhodan hinüber, der die Verantwortung trug. Selbst Jefe Claudrin wartete darauf, daß Rhodan sprach. Solange der Administrator an Bord war, hatte er die Kommandogewalt. „Der Bericht, den uns Miguel Desoga von Lepso geschickt hatte, enthält entweder einen entscheidenden Fehler, oder Dr. Nearman hat kurz vor seinem Tode zu phantasieren begonnen. Ich beginne an der Richtigkeit seiner Positionsdaten zu zweifeln. Vergessen wir nicht, daß Okul selbst in den alten Arkon-Katalogen nicht
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