Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0110 - Wer andern eine Grube gräbt

0110 - Wer andern eine Grube gräbt

Titel: 0110 - Wer andern eine Grube gräbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer andern eine Grube gräbt
Vom Netzwerk:
ein dünner Blutstreifen lief ihm am Hals hinab. »Wie kam er herein?« fragte ich Ben. »Er war schon hier, als ich kam. Er muß den Fahrstuhl gehört haben. Ich trat ahnungslos ins Zimmer. Er lehnte an der Wand neben der Tür. Ich hörte plötzlich in meinem Rücken seinen Ausruf. Als ich mich herumwarf, ließ er langsam den Arm mit der Pistole wieder sinken, mit der er schon ausgeholt hatte. Er zwang mich aufs Bett und fesselte mich. Ich habe versucht, mich zu wehren, Sir, aber er war viel stärker als ich.«
    »Sicher«, lächelte ich. »Du hättest dich gar nicht wehren sollen.«
    »Hab’ ich dann auch nicht mehr getan. Ich wußte genau, daß Sie kommen würden, wenn ich nach einer gewissen Zeit nicht wieder unten war,. Deshalb hatte ich auch keine Angst.«
    »Und was tat der Kerl, nachdem er dich gefesselt hatte?«
    »Er fing an, den Schrank zu durchwühlen, an dem der Name unseres Hausdieners steht.«
    Ich nickte befriedigt.
    Man hatte den Brief gesucht. Genau wie ich es mir gedacht hatte. Das konnte nur einer tun oder veranlaßt haben: der Schreiber des Briefes. Und er konnte es wiederum nur in einem einzigen Falle so eilig haben, die Briefe wiederzubekommen, wenn er nämlich selbst der Mörder war. Nur dann waren die Briefe in der Hand der Polizei gefährlich für ihn selbst. Nur dann brauchte er sie wieder.
    Der Mörder hatte uns selbst verraten, daß er auch der Urheber der Briefe war. Alle anderen Theorien konnten wir jetzt streichen. Alle Nachforschungen würden von jetzt ab auf einer einzigen Basis durchgeführt: der Mörder ist auch derjenige, der seinen Opfern vorher die Briefe mit den Adressen der steckbrieflich gesuchten Gangster geschrieben hat.
    »Hör mal zu, mein Junge«, sagte ich langsam. »Ich bin G-man Jerry Cotton. Du hast vorhin mit deiner Kanone auf mich gezielt. Das ist Mordversuch an einem FBI-Beamten. Darauf steht Todesstrafe.«
    Er war im Nu wieder auf den Beinen. Seine Augen flackerten unruhig vor Angst. Er fing an zu winseln. Ich unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
    »Spar dir deine Mühe! Wer hat dich geschickt?«
    Nach einem kurzen Zögern kam die Antwort:
    »Der Boß.«
    »Wer ist das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Dann denk mal ein bißchen nach. Vielleicht fällt es dir noch ein. Oder sollen wir lieber zum FBI fahren, damit ich eine Anzeige wegen Mordversuchs gegen dich einbringen kann?«
    Er schluckte. Auf seiner Stirn erschienen winzige Schweißperlen. Ich wußte, daß es nicht mehr lange dauern würde, bis er zum Reden bereit war, und ich wollte ihm dazu verhelfen.
    »Hast dü schon einmal gehört, wie so eine Hinrichtung vor sich geht?« fragte ich mit gespielt gleichmütiger Stimme. »Die ganze Geschichte geht schon vierundzwanzig Stunden vorher los. Wenn sie kommen, um dir noch einmal das Urteil vorzulesen und dir die genaue Stunde nennen. Dann wird der Friseur dir auf dem Kopf eine kahle Stelle scheren. Dort wird der Stromkontakt angelegt. In der letzten Nacht schläft keiner mehr. Jeder Herzschlag dröhnt durch den Körper. Jede Sekunde ist unwiderruflich dahin, ist ein Schritt näher am Tode. Und dann…«
    »Hören Sie doch auf«, krächzte er mit verzerrtem Gesicht. »Ich will ja alles sagen! Alles! Aber hören Sie auf!«
    Seine Hände flatterten vor Angst. Ich stellte langsam und besonnen meine erste Frage…
    ***
    Man hatte den Arzt der Mordkommission kommen lassen. Es war ein ältlicher, blasser Mann von vielleicht fünfundfünfzig Jahren. Er wirkte überarbeitet und strich sich ständig nervös über Kinn und Mundpartie.
    »Es handelt sich um die Mordsache von gestern, Doc«, erklärte ihm Hywood. »Das ist Mister Decker vom New Yorker FBI. Bitte erzählen Sie ihm die medizinische Seite der Angelegenheit.«
    »Jawohl, Captain. — Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mister Decker. — Über den Mord gibt es nicht viel zu sagen’. Schuß aus allernächster Nähe, wahrscheinlich sogar mit aufgesetzter Mündung. Sofort tödlich.«
    Phil stellte noch ein paar Fragen über die Art der Wunde. Dann fragte er nach der Kugel. Der Arzt schüttelte den Kopf.
    »Die Kugel muß in dem Auto sitzen, in dem der tödliche Schuß viel. Es war ein Durchschuß.«
    Phil machte sich eine Notiz über diesen Punkt, bedankte sich beim Doc und verabschiedete sich.
    »Es dauert mir zu lange, bis Jerry kommt«, sagte er. »Ich möchte in der Zwischenzeit noch ein paar Kleinigkeiten erledigen. Sagen Sie ihm, daß wir uns im Districtsgebäude schon treffen würden.«
    »Okay,

Weitere Kostenlose Bücher