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0110 - Wer andern eine Grube gräbt

0110 - Wer andern eine Grube gräbt

Titel: 0110 - Wer andern eine Grube gräbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer andern eine Grube gräbt
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vorn gestarrt hatten, fing die Wochenschau an. Mit schmetternden Fanfaren wurden die Ereignisse der Woche angekündigt.
    Den Lärm nutzten sie aus, um ihre Unterhaltung fortzuführen.
    »Wie heißen die Ermordeten?« fragte der Spitzel.
    »Garrison und Crendix. Der letzte Name ist noch nicht bewiesen, dürfte aber stimmen.«
    »Noch nie gehört.«
    »Garrison hat ein Speiselokal und ist ein eigenartiger Heiliger, Crendix ist Hausdiener in einem mittleren Hotel.«
    »Beide aus der gleichen Branche?«
    »Ja.«
    »Seltsam.«
    »Dachten wir auch.«
    »Den Briefschreiber hat man noch nicht gefunden?«
    »Nö. Garrisons Brief ist genauso verschwunden wie sein Scheck. Den Brief von Crendix kriegen wir wahrscheinlich.«
    »Könnten Briefschreiber und Mörder ein und dieselbe Person sein?«
    »Durchaus.«
    »Warum geht der Kerl nicht selbst zur Polizei, gibt die Adressen der gesuchten Leute ab und kassiert die Belohnung?«
    »Das fragen wir uns auch.«
    »Er könnte doch auf diese Weise die Ermordung der anderen sparen. Hm, das ist verdammt komisch, die ganze Geschichte. Wirklich, verdammt eigenartig.«
    »Können Sie uns Tips geben?«
    »Weiß ich noch nicht. Da muß ich mich erst umhören. Es wird nicht ganz einfach sein, in gewissen Kreisen nach diesem heißen Eisen zu fragen. Aber ich kenne ein paar Leute, die mir zu Dank verpflichtet sind. Die kann ich alles fragen. Ich hoffe, daß wenigstens einer von denen etwas weiß.«
    »Gut. Wann können wir uns wieder treffen?«
    »Heute nachmittag um sechs in der Woolworth-Filiale, in der 53. Straße. Suchen Sie den Erfrischungsraum auf. Bringen Sie ein Taschenbuch mit. Thomas Wolfe: ›Look homeward, Angel‹. Ich werde das gleiche Buch haben. Neu, versteht sich. In meinem wird ein Zettel liegen mit meinen Tips, wenn ich was erfahre.«
    »Okay. Ich werde dafür sorgen, daß der Bücheraustausch unauffällig vonstatten geht.«
    »Okay, Boy.«
    Damit war der Fall fürs erste erledigt. Phil blieb noch eine gute Stunde sitzen, bis fast zum Ende des Hauptfilms. Dann erhob er sich und eilte zum Ausgang. Er tat so, als müßte er einen Zug erreichen und könne deshalb nicht das Ende des Films abwarten.
    Niemand nahm Notiz von ihm. Aber in der dritten Loge machte sich jetzt ein Mann Gedanken, der wie kaum ein anderer hinter die Kulissen der Unterwelt sehen konnte. Gedanken, die für einen Mörder tödlich werden konnten…
    ***
    Ich sah dem jungen Burschen ernst in die Augen.
    »Wie heißt du?«
    »Ralph Boodman.«
    »Wo wohnst du?«
    »318, East 23rd Street.«
    »Allein?«
    »Nein. Bei meinen Eltern.«
    »Was ist dein Vater?«
    Er druckste eine Weile herum, dann sagte er:
    »Jugendfürsorger.«
    Mir blieb die Sprache weg. Erst als ich mich einigermaßen von dieser Überraschung erholt hatte, sagte ich kopfschüttelnd:
    »Um dich' scheint er sich aber nicht sehr zu kümmern.«
    Der Kerl zuckte die Achseln.
    »Er hat ja keine Zeit. Morgens um sieben geht er aus dem Haus und meistens kommt er vor abends zehn nicht nach Hause. Dann ist er so fertig, daß er zu nichts mehr zu gebrauchen ist.« Ich stieß ärgerlich die Luft aus, überall in diesen Berufen ist es immer das gleiche Lied. Die anfallende Arbeit kann kaum noch bewältigt werden. Menschen können nun einmal nicht von Maschinen betreut werden.
    »Eigentlich solltest du dich schämen«, stellte ich fest.
    Er senkte den Kopf. Dann brummte er:
    »Habe ich die Welt etwa so gemacht, wie sie ist? Mein Alter knurrt ewig nur. Alles möchte er am liebsten verbieten. Er ist völlig verbittert. Abends erzählt er manchmal davon, wieviel junge Leute er an diesem Tage wieder in Besserungsanstalten gebracht hat. Dann möchte ich ihm am liebsten ins Gesicht schlagen.«
    Ich sagte nichts. Ungefähr verstand ich, was er hatte andeuten wollen. Und zu dem anderen war nichts zu sagen. »Was hast du hier gesucht?«
    »Einen Brief.«
    »Was für einen Brief?«
    »Es soll was drinstehen, hat der Boß am Telefon gesagt, von einem gewissen Robert Taylor. Natürlich nicht dem Schauspieler. Irgendeine andere Type, die auch Robert Taylor heißt.«
    »Wo ruft dich euer Boß immer an?«
    »In einem Drugstore. Jeden Dienstag- und jeden Donnerstagabend zwischen acht und zehn müssen wir dort sein.«
    »Ruft er jeden Dienstag und jeden Donnerstag an?«
    »Nein. Wir müssen nur dort sein, wenn er anrufen sollte, verstehen Sie? Manchmal hat er eine Woche lang überhaupt nicht angerufen.«
    »Und was wollte er bei den früheren Anrufen?«
    Goodman senkte wieder den

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