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0110 - Wer andern eine Grube gräbt

0110 - Wer andern eine Grube gräbt

Titel: 0110 - Wer andern eine Grube gräbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer andern eine Grube gräbt
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gefalteten Bogen herauszog.
    »Hat außer ihnen jemand den Brief angefaßt?«
    »No. Der Briefträger natürlich.«
    »Und den Bogen?«
    »Nur ich. Von mir hat ihn keiner gekriegt.«
    »Gut.«
    Es war das dünne, durchsichtige Papier, wie man es bei der Herstellung von Durchschlägen verwendet. Die Qualität gehörte zu den billigen Sorten. Dieses Papier war in New York wahrscheinlich in Tausenden von Büros zu fihden. Mit einem leichten Schmunzeln bemerkte Phil, daß das FBI übrigens die gleiche Sorge hatte.
    Vorsichtig zupfte er mit der Pinzette den Bogen auseinander.
    Der Brief war mit einer Schreibmaschine geschrieben, deren Typen lange nicht gesäubert waren. Die geschlossenen Rundungen im e, im a und in einigen anderen Buchstaben, ’ die häufig gebraucht wurden, waren verstopft vom Schmutz, der sich darin angesammelt hatte.
    Der Text war kurz und stilistisch nicht gerade blendend. Er lautete: »Mister Masters! Wenn Sie sich sechstausend Dollar verdienen wollen, ohne viel dafür zu tun, dann gehen Sie zur New York State Police und geben den Leuten dort an, wo man Racky Brodcins schnappen kann. Racky wird von der State Police schon seit ein paar Monaten gesucht. Er hat damals den Mord auf der Highway 117 verübt. Die Belohnung beträgt sechstausend Dollar. Wenn Sie vernünftig sind, warten Sie gleich bei der Polizei, bis man Ihnen den Zaster auszahlt. Sonst überlegen sich’s die Bullen vielleicht noch und kassieren Racky, ohne einen Cent dafür auszugeben. Racky sitzt in der Garage von Mill’s Konservenfabrik, die vor ein paar Wochen Pleite machte. In der West 68sten Straße. Es ist leicht zu finden.« Sieh an, dachte Phil. Zuerst versuchte man es beim FBI. Dann kam die Stadtpolizei an die Reihe, und jetzt soll es die New Yorker Staatspolizei sein. »Wann bekamen Sie den Brief?«
    »Vor ungefähr einer Stunde.«
    »Sie sind direkt damit hierhergefahren?«
    »Yeah.«
    »Warum kommen Sie zu uns? In dem Brief steht doch, daß Sie sich an die Staatspolizei wenden sollen!«
    Masters zog ein empörtes Gesicht.
    »Na, hören Sie mal! Soll ich mich vielleicht genauso abknallen lassen wie Garrison? Ist doch klar, daß derselbe Kerl dahintersteckt, der auch Garrison ’reingelegt hat und den anderen, der vor der Stadtpolizei umgelegt wurde.«
    »Das ist anzunehmen«, nickte Phil. »Und was sollen wir tun?«
    Masters sah Phil kopfschüttelnd an. »Ist das so schwer zu begreifen? Ihr sollt mich beschützen! Ist doch klar, hay? Wofür haben wir eigentlich drei verschiedene Polizeiorganisationen allein in New York? Hm? Werden doch alle von unseren Steuergroschen bezahlt! Da kann man doch wohl verlangen, daß sie einem helfen, wenn man bedroht wird, zum Donnerwetter!«
    »Regen Sie sich nicht auf, Masters. Natürlich werden wir Sie beschützen. Aber dafür müssen Sie auch ein offenes Spiel mit uns spielen.«
    Masters wich Phils Blick aus.
    »Sicher«, brummte er. »Tu ich doch!«
    »Das glaube ich noch nicht. Sie sagen, den Brief hätten Sie vor einer Stunde erhalten?«
    »Ja.«
    »Mein Lieber, das ist völlig ausgeschlossen! Vor einer Stunde war es bereits nach halb zwölf. Um die Zeit sind die Briefträger längst wieder im Postamt. Die zweite Vormittagszustellung geht spätestens um halb elf zu Ende. Darüber wissen wir genau Bescheid.« Masters rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
    »Na ja«, maulte er, »ich geb’s zu. Der Brief muß schon gestern abend bei der Nachmittagspost dabeigewesen sein. Aber ich hatte gestern keine Zeit. Da habe ich meine ganze Post einfach liegengelassen. Vor einer Stunde hatte ich endlich mal ein paar Minuten Ruhe. Da habe ich die Post geöffnet und gelesen. Aber ob der Brief nun gestern abend oder heute früh kam, das spielt doch keine Rolle.«
    »Sie irren«, widersprach Phil gelassen. »Das spielt sogar eine große Rolle. Der Mörder muß Sie doch beobachten, um sofort da zu sein, wenn Sie von der Polizei kommen und die Belohnung kassiert haben. Es fragt sich, ob er es jetzt noch tut, nachdem fast ein Tag verstrichen ist. Er wird vielleicht annehmen, daß Sie mit solchen Geschichten nichts zu tun haben wollen, und wird einen neuen Brief an einen anderen schreiben. Ob der damit zu uns kommt, wissen wir nicht. Sie hätten Ihre Post gestern abend schon öffnen und dann gleich zu uns kommen sollen.«
    »Aber ich konnte doch nicht wissen, daß dieses Ding dabeisein würde!«
    »Das ist richtig. Bleiben Sie bitte hier, bis ich zurückkomme!«
    »Wo wollen Sie denn hin?«
    Phil zuckte die

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