0110 - Wer andern eine Grube gräbt
Kopf. Eine Weile rieb er sich unschlüssig die Hände. Er überlegte sich, ob es für ihn nicht besser wäre, zu schweigen und sich und seine Kumpane nicht noch mehr zu belasten.
»Komm«, sagte ich. »Wir fahren zum Districtsgebäude. Das offizielle Verhör muß ich sowieso protokollieren, und das kann ich hier nicht. Außerdem wird Ben bald wieder arbeiten müssen, da können wir nicht einfach in seinem Zimmer bleiben.«
Ben wurde richtig stolz, als er sich so ganz wie ein Erwachsener behandelt fühlte. Goodman widersprach noch eine Weile. Ich ließ mich auf nichts ein. Ich hatte die erste handfeste Spur zu einem noch mysteriösen Boß, aber diese Spur wollte ich unter gar keinen Umständen wieder fahren lassen.
»Sir, wenn ich alles auspacke, lassen Sie mich dann laufen?« fragte er schließlich.
Ich lachte.
»Das glaubst du doch wohl selber nicht? Du brichst hier ein, du gehörst zugegebenerweise einer jugendlichen Gangsterbande an, du gibst zu, daß ein geheimnisvoller Boß im Hintergrund steht — und dann soll ich dich laufen lassen? Komm, wir wollen kein großes Theater machen.«
Ich deutete zur Tür. Er ließ die Schultern hängen und setzte sich in Marsch. In seinen Augen stand Tücke. Ich machte mich auf Zwischenfälle gefaßt.
»Gib mir eben den Brief, Ben«, bat ich. »Du hörst dann von uns.«
»Jawohl, Sir.«
Ich ließ den jungen Gangster nicht aus den Augen, während Ben seinen Schrank aufschloß, der von der Durchsuchung Goodmans verschont geblieben war, da dieser ja nur Cr endix’ Behälter erbrochen hatte.
Ben hantierte mit einer Kassette, reichte mir schließlich den Brief, und ich schob ihn in meine Brieftasche.
»Los, gehen wir!«
Widerstandslos ließ sich Goodman hinausführen. Er machte auch noch keine Schwierigkeiten, als wir in den Lift stiegen.
Aber kaum hatte sich der Aufzug nach unten in Bewegung gesetzt, da fing er an. Er brachte eine Zigarette aus seiner Hosentasche zum Vorschein und fragte scheinheilig:
»Haben Sie Feuer, Chef?«
Ich grinste.
»Sicher.«
Ich tat ihm sogar den Gefallen, in meine Hosentasche zu fassen. Natürlich schlug er in dem Augenblick zu, als meine Rechte in der Hosentasche war.
Besser gesagt, in dem Augenblick wollte er zuschlagen. Aber ich hatte so etwas ja erwartet. Er war ein Anfänger. Ich nicht.
Mit dem hochgerissenen linken Unterarm blockte ich seinen Schlag ab. Mit meinem ganzen Körper drückte ich ihn so dicht an die Wand des Fahrstuhls, daß er beim besten Willen nicht ausholen konnte. Dafür zog ich meine Rechte aus der Hosentasche und setzte ihm zwei kurze, trockene Haken in die Rippen.
Er schnappte nach Luft und wurde gelblich im Gesicht.
»Damit wir uns recht verstehen«, sagte ich gemütlich, »bisher hast du mich nur von der zahmen Seite kennengelernt. Fängst du noch einmal an, Schwierigkeiten zu machen, exerziere ich mit dir einen ganzen FBI-Jiu-Jitsp-Kursus durch. Wenn es sein muß, auf der Straße oder hier im Fahrstuhl. Aber hinterher wirst du jede Muskelfaser in deinem Körper wie eine glühende Wunde spüren. Also sei endlich vernünftig!«
Er ließ seine Arme hängen, und auch ich ließ von ihm ab. Bis der Fahrstuhl das Erdgeschoß erreicht hatte, blieb er ruhig. Als ich die Tür aufschob, knallte er mir einen verdammt schmerzhaften Schlag von hinten seitlich ins Genick. Meine linke Seite war vorübergehend wie gelähmt, während rote Blitze durch mein Gehirn zuckten.
Gleichzeitig fühlte ich undeutlich, daß seine Hand in meine Rocktasche fuhr. Er wollte sich seine Pistole wiederholen.
Well, jetzt war bei mir der Punkt erreicht, wo die Geduld aufhört und die Härte anfängt.
Die Rechte konnte ich bewegen. Und die packte sein Handgelenk, ich drehte mich mit dem ganzen Körper und riß seinen Arm mit. Er stieß einen spitzen Schrei aus, als er über meinen Rücken abrollte. Direkt vor meinen Füßen krachte er auf den Steinboden des Flurs.
Ich zog ihn am Rockkragen hoch, stemmte ihn mit der Rechten gegen die Wand, ließ los und verabreichte ihm vier Ohrfeigen abwechselnd von beiden Seiten, daß ihm der Kopf hin und her geworfen wurde. Es ging so schnell, daß er seine Arme erst schützend vors Gesicht brachte, als ich schon fertig war.
Mit einem letzten Griff drehte ich ihn um, drehte seinen rechten Arm auf den Rücken und nahm ihn in den altbewährten Polizeigriff. Eine kleine Drehung meiner Hand genügte, und er mußte in die Knie gehen.
So gelangte ich mit ihm auf die Straße. So kam ich an meinen
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