0110 - Zargos, der Dämon
etwas über Zargos herausgefunden?«
Suko spitzte die Ohren. Shao ließ mich nicht mehr aus den Augen.
»Das nicht, Sir«, erwiderte der Beamte in der Zentrale, »aber dieses Wort ist wieder aufgetaucht.« Seine Stimme klang belegt. »In Stanmore draußen wurde um 22.07 Uhr George Cunning ermordet. Streifenpolizist.«
Ich stieß zischend die Luft aus. Bestimmt wurde ich blaß im Gesicht, da Suko und Shao mich erschrocken musterten.
Damit mich niemand mißversteht! Jeder Mensch ist für mich gleich viel wert, ganz egal, welche Hautfarbe, Alter, Rasse, Religion oder Beruf er hat. Aber so ergeht es wahrscheinlich allen Polizisten rund um den Erdball. Wenn einer von ihnen ermordet wird, fährt es ihnen besonders tief unter die Haut. Wahrscheinlich, weil es sie zu deutlich daran erinnert, daß es auch sie selbst hätte erwischen können und daß sie nun einmal einen höllisch gefährlichen Beruf haben.
Mir zumindest erging es so. Ich fühlte ein unangenehmes Kribbeln auf der Kopfhaut. Was hatte ein Londoner Polizist mit Zargos zu tun?
»Der Mörder ist gestellt«, fuhr der Kollege in der Zentrale fort.
»Genaugenommen ist es eine Mörderin, und sie ist tot. Mehr weiß ich im Moment auch nicht, Sir. Aber Augenzeugen wollen gehört haben, daß die Frau mehrmals Zargos rief.«
Ich ließ mir genau durchgeben, wo der Mord passiert war. Der Kollege in der Zentrale versicherte, daß noch jemand dort sein würde, und ich bat darum, die, Leichen nicht wegzuschaffen. Immerhin waren schon zwei Stunden oder sogar mehr vergangen, seit sich das Verbrechen ereignet hatte.
»Wie ich euch kenne, wird es nichts mit Schlaf«, meinte Shao seufzend, während sie nun ebenfalls aufstand. »Seid vorsichtig!«
Sie meinte damit auch mich, sah jedoch Suko an.
»In fünf Minuten«, sagte ich zu meinem Freund, »okay?«
Er nickte, und ich bereitete mich auf den Einsatz vor. So ganz unbewaffnet war ich ja nie, doch wie sich die Dinge entwickelten, schien dieser Zargos in London sein Unwesen zu treiben und Menschen zum Töten zu zwingen. In meinem Fall hatte es nicht geklappt, bei dem uniformierten Kollegen draußen in Stanmore leider doch.
Es würde für mich wahrscheinlich sehr viel gesünder sein, in der nächsten Zeit mit weit offenen Augen durch die Gegend zu laufen und stets mit schlimmen Überraschungen zu rechnen.
***
Suko überraschte mich, als wir am Fahrstuhl zusammentrafen. Er hatte sich in der kurzen Zeit umgezogen und trug jetzt seine schwarze Lederkluft.
»Verwechselst du nicht den Bentley mit einer Harley Davidson?« fragte ich mit einem knappen Grinsen.
Wir betraten die Aufzugskabine, die soeben auf unserer Etage hielt.
»Ich fahre mit dem Motorrad«, erwiderte mein chinesischer Freund.
»Das ist sinnvoller. Du siehst dir die Leiche deines Kollegen an, John, und ich versuche, mit dem Taxifahrer im Krankenhaus zu sprechen.«
Ich brauchte nicht lange zu überlegen. »Gute Idee«, stimmte ich zu.
»Auf diese Weise sparen wir Zeit.«
Wir trennten uns. Suko fuhr zu dem Hospital in der Marloes Street, das nicht weit vom Hyde Park entfernt war. Und ich steuerte meinen Bentley in den nordöstlichen Vorort Stanmore. Es war eine verzweifelt lange Fahrt, obwohl es so gut wie keinen Verkehr gab. Dafür war der Nebel so dicht, daß die Scheinwerfer vor meinem Wagen eine weiß leuchtende Wand entstehen ließen.
Stanmore bestand fast nur aus Grünflächen. Von einer Millionenstadt merkte man hier draußen nichts. Dieser Stadtteil hatte seinen dörflichen Charakter bewahrt.
Ich kam auf die London Road und sah schon von weitem die roten Warnleuchten, die von der Polizei aufgestellt worden waren. Am Straßenrand drehten sich Lichter auf den Dächern von zwei Einsatzwagen. Wie Geisterfinger stachen sie in den Nebel und huschten über die Wände der ebenerdigen oder höchstens einstöckigen Häuser.
Ich fuhr den Bentley zur Seite und stieg aus. Die feuchte Luft legte sich unangenehm stickig auf meine Lungen.
Die Mordkommission war bereits abgerückt. Die beiden Toten hatten sie allerdings liegen lassen. Sie waren mit Decken verhüllt.
Ein Polizist mit einem verkniffenen Gesicht kam auf mich zu. Die feinen Wassertropfen des Nieselregens schimmerten auf seiner Haut.
Sein Uniformmantel war an den Schultern durchnäßt.
»Sir, hier ist George Cunning«, sagte er, nachdem ich ihm meinen Ausweis gezeigt hatte, da er mich nicht kannte. »Die Frau hat ihn erstochen.«
»Erkennbares Motiv?« erkundigte ich mich, während ich mir die
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