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0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

Titel: 0112 - Acht Minuten nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Acht Minuten nach Mitternacht
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strahlende Ellen. Es ist merkwürdig, wie ein paar Kleinigkeiten eine Frau verändern können, und außerdem war ihr Gehalt auf neunzig Dollar gestiegen.
    Den Tag über faulenzten wir. Gegen drei Uhr gab es ein Gewitter, und danach begann es zu regnen. Die Luft war feucht und heiß wie in einem Treibhaus. Wir fürchteten -uns beide davor, schlafen zu gehen, bis es endlich gegen Mitternacht anfing, kühler zu werden. Zu allem Überfluss waren mir die Zigaretten ausgegangen. Ich suchte Kleingeld aus der Hosentasche, warf den Regenmantel um und verdrückte mich mit einem: »Ich komme gleich wieder.«
    Die Nacht war stockfinster, und obwohl es bis zum Automaten an der Ecke kaum hundert Yards waren, musste ich mir einen Ruck geben, bevor ich in den Regen hinausging. Ich schlug den Kragen hoch und zog das Genick ein. Die Hände stopfte ich in die Taschen und trabte los. Kein Mensch war auf der Straße, niemand außer mir… Wirklich niemand? Es war mir, als hörte ich Schritte hinter mir, ein leises Klatschen, wie wenn jemand mit gummibesohlten Schuhen über das nasse Pflaster geht.
    Dann fühlte ich etwas Hartes in der Nierengegend und hörte eine Stimme.
    »Lass die Hände in den Taschen. Wenn du die geringste Bewegung machst, bist du erledigt.«
    So etwas war mir lange nicht passiert.
    »Wenn du Geld suchst, mein Junge«, knurrte ich mehr böse als besorgt, »so kannst du sofort aufgeben. Ich habe nicht mehr als die zwei Quarters in der Tasche, für die ich mir Zigaretten holen will.«
    »Quatsch nicht«, schnauzte der Grobian hinter mir, und in diesem Augenblick schnurrte eine Limousine heran und hielt.
    Die Tür sprang auf, und der Bursche hinter mir befahl:
    »Einsteigen.«
    Es blieb mir gar nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Das Wageninnere war dunkel. Ich sah nur den Schatten des Mannes, der mich in Empfang nahm und mit geübtem Griff um meine Smith & Wesson erleichterte, während der andere seine Knarre zwar nicht mehr in meinen Rücken aber in die Seite bohrte. Gegenwehr wäre Selbstmord gewesen. Jetzt erst wusste ich, dass ich es nicht mit einem Gelegenheits-Straßenräuber, sondern mit professionellen Gangstern zu tun hatte.
    »Halt die Hände vor dich«, forderte der zweite Kerl, und ein leises Klirren belehrte mich darüber, dass er mit ein paar Handschellen hantierte.
    Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich vielleicht gegrinst. Ich hatte schon so manchem Gangster stählerne Armbänder verpasst, aber ich selbst machte die Erfahrung jetzt zum erstenmal. Es war ein verteufelt unangenehmes Gefühl, aber damit war es noch nicht zu Ende. Man nahm mir den Hut ab, und dann wurde es plötzlich schwarz um mich. Mein Kopf steckte in einem sackartigen Gebilde, das auch noch um den Hals sorgfältig zugebunden wurde.
    »Was wollt ihr eigentlich von mir?«, versuchte ich ein Gespräch zu eröffnen. »Außerdem finde ich es gewaltig rücksichtslos, mir bei dieser Temperatur einen Kopfschützer anzuziehen.«
    »Halt deinen Mund, sonst bekommst du einen drauf«, riet mir mein Nachbar zur Linken mit einem freundlichen Rippenstoß. »Wenn du artig bist, geschieht dir nichts, wirst du aber frech, so kriegst du Hiebe.«
    Ich zog es vor, nicht frech zu werden und versuchte stattdessen, trotz der ägyptischen Finsternis die ungefähre Richtung festzustellen, in die wir fuhren.
    Eine halbe Stunde verging, und ich hatte herausbekommen, dass wir uns in einem großen Kreis bewegten.
    Trotz der verbundenen Augen sah ich den matten Schein des Blinklichts auf dem Turm des Rockefeller-Buildmg, und zehn Minuten später hörte ich die Nebelhörner der Dampfer auf dem East River in nächster Nähe. Wenig später donnerte ein Hochbahnzug über uns hinweg. Das konnte nur die-Third Avenue sein. Dann blitzte wieder dasselbe Blinklicht, und alles wiederholte sich noch zweimal.
    Plötzlich hielten wir. Es war nichts zu hören als das gleichmäßige Geräusch des fallenden Regens. Ich wurde hinausgestoßen und fühlte Pflaster unter den Sohlen. Der eine der beiden fasste mich am Ärmel, und der zweite ließ mich merken, dass die Pistole immer noch da war. Ich zählte. Eins, zwei, drei, vier, fünf Schritte.
    »Achtung, Stufen.«
    Es war eigentümlich, wie ungeschickt man ist, wenn man nichts sehen kann. Ich tastete mich hinauf. Wieder zählte ich, es waren acht Stufen, es ging durch eine Haustür und in einen dumpfen Korridor, der so schmal war, dass der eine der Gangster gezwungen war, hinter mir zu gehen… Zehn

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