0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

wir reden.«
    Glücklicherweise gab es auch Whisky und sogar Eis. Ich machte es genau wie verabredet und gab dem Spiel noch eine persönliche Note indem ich gleich vier neue Doppelstöckige bestellte.
    Als Gittler damit ankam, stellte er sich so, dass er die Tür im Auge behielt.
    »Ihr Wohl«, sagte er laut und dann: »Fragen Sie. Ich kann nicht lange hier bleiben, ohne aufzufallen.«
    »Wieso sind Sie überhaupt hier in dieser Kaschemme?«
    »Krach mit Lewis. Ich mache alles mit, nur keine Gewalttaten. Er wollte mich dazu zwingen, und als ich nicht spurte, ließ er mich durch Barney und Collery hinauswerfen. Ich hatte noch Glück, dass ich nicht umgelegt wurde. Hierher ging ich nur, damit er mich nicht finden kann. Wenn er merkt, dass er eine Dummheit gemacht hat, als er mich laufen ließ, so wird er versuchen, sie zu korrigieren.«
    »Haben Sie in letzter Zeit Bob gesehen?«
    »Vor vier Tagen. Er sagte, er habe mich gesucht. Er wusste, dass meine Frau Italienerin ist. So kam er hier in die Gegend.«
    »Über was haben Sie gesprochen?«
    »Über Lewis und seine Gorillas, Barney, Collery und Snout. Er sagte mir, er werde Sie herschicken und Sie würden Mobster fertigmachen. Ich weiß zwar nicht, wie Sie das anstellen wollen, aber Bob behauptete, Ihre Gang nähme es mit jeder anderen auf.«
    Jetzt musste ich herzlich lachen, und da sowieso nichts mehr zu verderben war, zog ich das kleine Lederetui mit dem goldenen FBI-Stem aus der Tasche, öffnete es und legte es auf den Tisch.
    »Damit Sie gleich darüber im Bilde sind, dass Big Bob nicht übertrieben hat.«
    Ich vermied es, davon zu sprechen, was man mit dem Boxer gemacht hatte. Das hätte Gittler verängstigen und kopfscheu machen können.
    Es dauerte kurze Zeit, bis er sich von seinem Schreck erholt hatte, aber der Mann war kein Esel.
    »Es ist noch einer in der Gang, der nur gezwungen mitmacht, nämlich Willets, aber sie haben ihn so klein gemacht, dass er nicht wagt zu mucksen. Er wollte schon ein paarmal abspringen, und jedesmal drohten sie ihm mit dem, was sie mit seinem Mädel machen würden, und dass sie ihn selbst ins Zuchthaus brächten.«
    »Wer sind sie?«
    »Kantor und seine Leute.«
    »Das können Sie mir nicht weismachen, Gittler«, sagte ich. »Kantor ist nicht der Mann, der das Zeug hat, so große Dinger zu drehen, wie zum Beispiel der Ölschwindel, bei dem Masters dran glauben musste.«
    »Damit hatte ich nichts zu tun, ebenso nichts mit dem Mord. Schnappen sie Lewis und seine Leute. Dann kann ich wenigstens wieder frei atmen. Mehr will ich nicht.«
    Ich nahm ihm seine Behauptung nicht ab und bohrte weiter. Ich wollte die Namen der Leute wissen, die hinter Kantor standen, und ich dachte dabei immer wieder an Lotti und Pinorski, aber er wusste es nicht oder wollte es nicht wissen.
    »Greifen Sie sich Kantor und seine Bande«, beharrte er. »Das ist das Einzige, woran ich Interesse habe. Sie können mich einsperren, aber darum werden Sie doch nicht mehr erfahren. Die Hunde haben ihren Schlupfwinkel in einem Mietshaus nicht weit vom Grand Central Terminal. Kantor hat mich einmal mitgenommen, als ich voll war, und das ist der Grund, warum ich die Straße und Hausnummer nicht genau weiß, aber für sie muss es eine Kleinigkeit sein, das herauszubekommen. Es muss westlich der Eisenbahngleise sein. Das weiß ich noch.« Er warf einen argwöhnischen Blick in die Gaststube, nahm die vier inzwischen ausgetrunkenen Gläser vom Tisch und brachte sie nach einer Minute gefüllt zurück.
    »Ist das alles, was Sie uns zu sagen haben?«, fragte ich.
    »Ja, alles, was ich sagen kann, ohne mir ein Todesurteil zu sprechen.«
    »Inzwischen hat man Big Bob totgeschlagen«, sagte ich nun doch. Vielleicht würde der Schock die erwünschte Wirkung haben. »Haben Sie eine Ahnung, warum?«
    »Er hat zuviel herum gefragt. Sicher hat man das gemerkt. Vielleicht hat er auch etwas erfahren.«
    »Ja, von Ihnen.«
    Er schreckte zusammen, aber dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich halte es für ausgeschlossen, dass ihn hier jemand gesehen hat, und Bob konnte den Mund halten. Wenn ich Ihnen übrigens einen guten Rat geben darf, so passen Sie auf Miss Masters auf.« Er blickte Evelyn an. »Auch hinter ihr ist Kantor her. Das Mädel hat Geld, und er weiß es. Er überlegte sich schon die ganze Zeit, wie er daran kommen könnte.«
    »Woher wissen Sie denn überhaupt etwas von Miss Masters?«, gab ich zurück.
    »Von dem Tippmädel des Anwalts. Kantor wusste, dass die im Ausland war,