0112 - Der Mann mit den zwei Gesichtern
D.
Mercant vor wenigen Minuten überraschend in der Zentrale erschienen waren?
Selbst Jefe Claudrin, der auf Epsal geborene Terra-Abkömmling, ein vierschrötiger Koloß mit dunkler Lederhaut, hatte nach Luft geschnappt, als er die drei Männer eintreten sah, und im gleichen Moment hatte er sich geschworen, mit dem Schleusenoffizier ein Hühnchen zu rupfen, weil der ihm die Anwesenheit dieser Personen nicht gemeldet hatte.
Cardif-Rhodan hatte keine Überraschung gezeigt, wenn man davon absah, daß seine Augen kurz aufblitzten.
„Ach ..." Das war alles gewesen, und dann hatte er Bully zugenickt.
Der war auf ihn zugetreten, während Mercant und Marshall sich weiterhin im Hintergrund der Zentrale aufhielten. „Ich habe noch von den letzten Stunden auf Okul genug, Perry", sagte er dem Freund. „Den Sternenzigeunern, denen du einen Besuch abstatten willst, traue ich ebenso wenig wie den Antis!"
„So?" hatte Cardif-Rhodan erwidert. „Aber das nächste Mal möchte ich trotzdem von deinen Vorsichtsmaßnahmen unterrichtet werden, einverstanden, Dicker?"
Der hatte nur die Schultern gezuckt, und dann war dieser Zwischenfall vorüber. Doch was er in Cardif ausgelöst hatte, ahnte niemand, auch nicht der Telepath Marshall, der sich jetzt zum drittenmal in die Gedanken des Chefs einschaltete.
Rhodans Double dachte nur in Bruchstücken. Er ahnte, daß Marshall seine Gedanken kontrollierte. Gerade das sollte der Telepath. Und Cardif-Rhodan dachte nur in den Bahnen seines Vaters und verdeckte damit vollständig seine eigenen Impulse.
In seinen Überlegungen spielte der Antrag der Galaktischen Händler die Hauptrolle; Erinnerungsfetzen aus vergangenen Zeiten leuchteten dazwischen auf. Der Pseudo-Rhodan dachte an Betrugsmanöver der Springer. Er begann, Berechnungen darüber anzustellen, wie groß die Gefahr würde, wenn die Händler weitere hundert Kontore innerhalb des Imperiums errichteten.
Bis zu diesem Punkt ließ er seine Gedanken kreisen; was danach kommen sollte, hütete er sich zu denken. Nur ließ er mehrmals blitzartig die Vorfreude aufkommen, am Ende die Galaktischen Händler als betrogene Betrüger zu sehen.
Währenddessen war die IRONDUKE unter Jefe Claudrins Leitung sicher auf dem kleinen Hafen der Händler gelandet. Die mächtigen Teleskopstützen des Kugelraumers federten noch ein paarmal, dann stand das Schiff fest auf dem vereisten Plutoboden, mehr als zwanzig Kilometer weit entfernt vom Abwehrfort Plut-6.
Die Spannung, die mit dem überraschenden Eintritt von Bully, Mercant und Marshall in der Zentrale aufgekommen war, erlebte einen neuen Höhepunkt.
Der Mann, der für sie alle Perry Rhodan war, lachte Bully verschmitzt an. „Damit du es das nächste Mal weniger gut mit mir meinst, werde ich mir jetzt erlauben, allein - wohlverstanden, mein lieber Dicker - allein, ohne jeden Begleiter, die Niederlassung der Springer zu besuchen. Einen Raumanzug, bitte!"
Die mächtigen Pranken des epsalischen Schiffskommandanten verkrampften sich um die Lehnen seines Spezialsitzes. Er konnte einfach nicht begreifen, was er gerade gehört hatte. Er war nicht der einzige, der Rhodans Handlungsweise nicht verstand.
„Sir", begann Allan D. Mercant und mußte unter der knappen Handbewegung Rhodans schweigen.
Gegen jede Erwartung sagte Bully nichts.
Rhodan war in den schweren Raumanzug gestiegen. Jetzt kontrollierte er in beispielhafter Ruhe seine Bewaffnung. Seitdem sie das erstemal mit den Antimutanten zusammengestoßen waren, gehörte zur Ausrüstung eines jeden Anzuges ein altmodischer 44er-Revolver, dessen Patronen keine Metallkugeln besaßen, sondern Spezialplastikpfropfen von erstaunlicher Durchschlagskraft. Diese Pfropfen waren zur Zeit das einzige Mittel, mit dem der körpereigene Schutzschirm eines Priesters, der durch mentale Kräfte superstark gemacht worden war, durchbrochen werden konnte.
Der altmodischen Waffe warf Cardif-Rhodan einen flüchtigen Blick zu; mehr Interesse schenkte er den Strahlwaffen. Er überprüfte die Kapazitätsanzeige.
„In Ordnung", stellte er fest. „Bully, ich denke, daß ich in einer knappen Stunde zurück bin. Notverständigung über Minikom.
Danke", wehrte er ab, als er bemerkte, daß Bull ihn begleiten wollte, „ich möchte auch allein zur Schleuse gehen. Irgendwie muß ich mich doch für deine Vorsorge erkenntlich zeigen, mein Lieber."
Es konnte Scherz sein; es konnte Sarkasmus sein. Krachend schloß sich das Schott der Zentrale hinter Cardif-Rhodan. Bully blickte
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