0115 - Der Imperator und das Ungeheuer
kletterte von seinem Stuhl und mischte sich unter die erregten Männer.
Feuchter Schweiß bedeckte die Stirn des Hohepriesters. Tasnor, der etwas abseits stand, machte einen verlorenen Eindruck. Sein Angriff gegen Kutlos war wirkungslos verpufft. Hepna-Kaloot beherrschte die Situation. „Halt!" schrie der Hohepriester. Eine Versammlung von Männern in weiten Umhängen teilte sich und gab den Blick auf den kleinen Priester frei, der bereits die Lose anfertigte.
„Das Spiel ist verboten", sagte Kutlos und versuchte seine Stimme energisch klingen zu lassen.
Hepna-Kaloot warf dem Hohepriester das erste Los zu.
„Wer will uns zur Rechenschaft ziehen, wenn wir erst gestorben sind?" Kutlos fing das Los auf und zerbrach es zwischen seinen Händen.
„Es ist verboten", wiederholte er hartnäckig. So sehr er sich auch um Argumente bemühte, sie fielen ihm nicht ein.
„Der Hohepriester spielt nicht mit", sagte Hepna-Kaloot verächtlich. „Dabei müssen wir nur einen Kämpfer auslosen. Ich melde mich freiwillig."
Kutlos hatte einmal von sich geglaubt, daß ihn nichts zornig machen könnte. Jetzt konnte er jedoch nicht verhindern, daß heftige Wut in ihm aufstieg. Er betrachtete den Kleinen abwägend. In Hepna-Kaloots Augen stand eine stumme Frage.
Kutlos hörte sich sagen, während seine Hände leicht zu zittern begannen: „Wir müssen nicht losen. Ich werde gegen Hepna -Kaloot antreten."
Hepna-Kaloot schien nichts anderes erwartet zu haben. Ohne zu zögern, mit schnellen Bewegungen, begann er sein Gewand abzulegen.
„Warte", sagte der Hohepriester tonlos. „Ich kenne die Regeln nicht.
Der untersetzte Anti warf seine Kleidung über einen Stuhl.
„Wenn wir bis zum Taloosei kämpfen, ist jede Regel erlaubt", erwiderte er lächelnd.
„Es gibt keinen Grund, warum wir vorher aufhören sollten", meinte Kutlos. „Bestimmen wir den Schiedsrichter. Ich schlage Egtoor vor."
Hepna-Kaloot war es recht. Egtoor sah den Hohepriester zweifelnd an.
„Wer beginnt mit der Wahl der Waffen?" fragte er unsicher.
Wer als erster wählte, war stark im Nachteil, da sein Gegner sich geeignetere Schutzwaffen aussuchen konnte. Allerdings durfte der Zweitwähler keine Waffe erhalten, die schon beansprucht worden war.
„Ich bin dafür, daß jeder drei Waffen auswählen darf", schlug Hepna-Kaloot vor. „Wenn der Hohepriester damit einverstanden ist, werde ich beginnen."
Das Angebot sollte die Geringschätzung ausdrücken, die Hepna -Kaloot von Kutlos kämpferischen Fähigkeiten hegte.
„Ich werde einen Späher, einen Sostoos -Dolch und eine Kanne Wasser mit in den Kampf nehmen", entschied Kutlos Gegner.
Der Späher kam dem Hohepriester als raffinierter Schachzug vor. Was Hepna -Kaloot jedoch mit einer Kanne Wasser zu erreichen beabsichtigte, war nicht zu ergründen. Auch der Dolch war keine ausgesprochen gefährliche Waffe. Der Hohepriester wußte, daß er nun keinen Späher mehr beanspruchen durfte.
„Einen Strahler, ein Lagoo-Seil und ...", Kutlos zögerte, „ ... Tasnor als Melder."
Ein Melder war die einzige Chance, den Späher auszugleichen. Tasnor hatte seiner Wahl zur „dritten Waffe" schweigend zugehört. In seinen Blicken flammte der Haß, aber er mußte die Aufgabe des Melders übernehmen. Obwohl Tasnor nicht selbst angreifen durfte, war er ständig gefährdet. Hepna-Kaloot konnte alle Waffen gegen ihn einsetzen. Es fragte sich nur, für wie gefährlich er Tasnor als Melder hielt. Kutlos hoffte, daß sein Stellvertreter Hepna-Kaloot soviel Schwierigkeiten bereitete, daß er, Kutlos, etwas entlastet wurde. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, daß sich der Priester überhaupt nicht um den Melder kümmerte und direkt auf Kutlos losging.
„Das verspricht ein interessanter Kampf zu werden", sagte Hepna-Kaloot. „Leider wird er nur kurz sein, denn der Hohepriester besitzt nicht meine Erfahrung."
Damit gab der Priester zu, daß er schon an den verbotenen Paloot -Spielen teilgenommen hatte.
„Siebenmal habe ich bis zum Taloosei gekämpft", erklärte er stolz. „Wie oft ich an zahmen Spielen teilgenommen habe, kann ich schon nicht mehr sagen. Zu oft für dich, Kutlos."
In diesem Augenblick fand der Hohepriester von Saos zu seiner Strategie zurück. Er nickte seinem Gegner zu und schwieg. Tasnor, sein Melder, legte mit bleichem Gesicht sein weites Gewand ab. Agtlos half Egtoor, dem Schiedsrichter, beim Heranschaffen der Waffen.
Hepna-Kaloot ging als erster. Er trug die Kanne mit Wasser in seiner rechten
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