0115 - Der Imperator und das Ungeheuer
auf die Borduhr. „In genau einer Stunde terranischer Zeit", sagte er, „werden die ersten Schiffe unserer Flotte auf Saos landen."
„Ich kann mir nicht helfen, Perry, aber ich habe ein ungutes Gefühl bei dieser Sache", meinte Bull von seinem Platz aus. „Die Antis verhalten sich verdächtig ruhig."
Cardif brach in ein schrilles Gelächter aus. Sein Gesicht geriet in Bewegung. Die meisten der Offiziere senkten ihre Köpfe unter dem wilden Ausdruck in den Augen des Administrators.
Da wurde auch dem letzten Mann an Bord der IRONDUKE klar, daß Rhodan niemals von seinem Vorhaben ablassen würde.
Mit monotoner Stimme verständigte Jefe Claudrin die übrigen Schiffe. Gefaßt nahmen die Kommandanten die Befehle entgegen. Keiner von ihnen hatte einen Einwand vorzubringen. Das Vertrauen in Rhodans Persönlichkeit war nach wie vor nicht umzustoßen.
„Keiner kann uns aufhalten!" rief Cardif aus. „Wir werden dieses Rattennest ausräuchern."
Noch wußte er nicht, wie sehr er sich getäuscht hatte.
*
Von welcher Seite Kutlos auch das Ergebnis seines Gesprächs mit Gonozal VIII. betrachtete - der Erfolg schien ihm in jedem Falle unbefriedigend. Der Imperator hatte bei weitem nicht so heftig reagiert, wie Kutlos gehofft hatte. Der Hohepriester sah ein, daß er einen Fehler begangen hatte, als er den Unsterblichen unnötig gereizt hatte. Die Antipathie des Imperators war damit nur gesteigert worden. Es war mehr als fraglich, ob ein Teil der arkonidischen Flotte um Saos kämpfen würde.
In Gedanken versunken saß der Hohepriester in dem seiner Würde entsprechenden Sessel. Ab und zu drang ein Gesprächsfetzen der übrigen Antis in sein Bewußtsein. Von Optimismus war nichts zu spüren.
Jeder wußte, daß bei einem Angriff der terranischen Schiffe keine Hoffnung auf Rettung bestand. Die Niederlage auf Okul hatte bewiesen, daß die Individualschirme der Priester für die Männer von der Erde kein Hindernis waren.
„Die terranischen Schiffe verändern ihre Positionen!" rief eine gellende Stimme.
Kutlos schreckte auf. Er benötigte nur Sekunden, um sich zu orientieren. Vor den Bildschirmen der Massedetektoren und Energieanzeiger drängten sich die Priester.
„Laßt mich hindurch!" befahl der Hohepriester und schob seinen hageren Körper rücksichtslos an den anderen vorbei.
Die grünleuchtenden Ortungsreflexe waren in Bewegung geraten. Es war deutlich zu sehen, an welchen Stellen sie sich zu einer Formation zusammenschlössen. Kutlos mußte kein Prophet sein, um zu wissen, was diese Ä nderung zu bedeuten hatte. Sein Gesicht nahm einen finsteren Ausdruck an. Die Invasion stand dicht bevor. Mit entstellter Stimme sagte Tasnor: „Dein Plan ist fehlgeschlagen, Kutlos. Sie greifen uns an, bevor Gonozal VIII. uns helfen kann. Ich bezweifle noc h, ob er jemals mit seinen Schiffen hier auftauchen wird."
Der Hohepriester erkannte, daß die herbe Kritik des Jüngeren nur der Angst vor dem Tod entsprang. Es war sinnlos, daß er sich mit seinem Stellvertreter in eine Diskussion einließ.
Hepna-Kaloot kletterte auf einen der Stühle und schwenkte seine Arme. Dem Hohepriester erschien das als eine Beschneidung seiner eigenen Autorität, aber er protestierte nicht. Durch die Aktion des untersetzten Anti wurden die Priester von dem aufsässigen Tasnor abgelenkt.
„Es besteht nun kein Zweifel mehr daran, daß wir sterben müssen", sagte Hepna-Kaloot. Seine kleinen, aufmerksamen Augen überblickten die versammelten Priester. Kutlos Interesse war größer als sein Ärger, und er schwieg weiter.
„Sollen wir warten, bis die Terraner einen nach dem ändern töten?" Er legte eine wirkungsvolle Pause ein. In Kutlos stieg eine Ahnung auf.
„Das ist doch absurd", dachte er. „Das kann er doch nicht wollen."
War es eine Täuschung, oder sah ihn Hepna-Kaloot spöttisch an. Kutlos fühlte sich in seiner Entschlußkraft wie gelähmt. Er vermochte sich nicht dazu aufzuraffen, den kleinen Priester zu warnen und seine Rede zu unterbinden.
„Tiere warten auf ihren Tod!" rief Hepna-Kaloot. Sein Kinn schob sich nach vorn, und Kutlos erkannte die Anzeichen einer tiefgehenden Brutalität in diesem Mann. Er war darüber mehr bestürzt als über den bevorstehenden Angriff der Solaren Flotte.
„Wir werden die Zeit bis zu unserem Ende ausfüllen. Wir werden zwei Kämpfer für das Paloot-Spiel auslosen."
Kutlos schloß einen kurzen Moment die Augen. Die zustimmenden Rufe der Priester rissen ihn aus seiner Starre. Hepna-Kaloot
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