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0115 - Der Imperator und das Ungeheuer

Titel: 0115 - Der Imperator und das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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darauf ein. Alter Toseff atmete tief ein. War es ein bösartiger Trieb, der die Kampfeslust in ihm wachrief? Oder war es nur eine natürliche Reaktion? In seinem Innern hatte sich etwas angestaut, das nun mit aller Macht an die Freiheit drängte.
    Stumm stand er neben Atlan und beobachtete das Geschehen auf den Bildschirmen. Nach wie vor änderten die Terraschiffe ihre Positionen. Es war jedoch deutlich zu erkennen, daß sich die Angriffsformationen allmählich auflösten. Die Kugelraumer der Terraner nahmen die typische Verteidigungsstellung ein, das heißt, jeweils drei Schiffe bildeten vor jeder Gruppe eine Vorhut. Hinter ihnen, darunter und darüber, setzten sich jeweils acht Raumer in Bewegung. Die Flanken dieses Kegels aus Schiffen wurden von kleineren, schnellen Kreuzern abgesichert. Toseff konnte sich die Wirksamkeit einer solchen Formation bildhaft vorstellen.
    Bei einem Angriff durch feindliche Einheiten stießen die drei vorderen Schiffe blitzschnell vor und versuchten, die Phalanx der Angreifer zu durchbrochen. In den meisten Fällen mußte jedoch mit dem Verlust dieser drei Tollkühnen gerechnet werden. Auf jeden Fall war der Gegner mit ihnen so beschäftigt, daß er nicht mit voller Konzentration auf den Rest der Gruppe stoßen konnte. Hier wurde die entscheidende Schlacht ausgetragen, wobei die Flankenschiffe trotz ihrer Kleinheit erhebliche Kampfkraft besaßen.
    Allmählich bildeten die terranischen Kommandanten unzählige dieser Verteidigungskegel um Saos.
    „Sie sind in die Defensive gedrängt", nickte Atlan befriedigt. „Das wird sie verhandlungsbereit machen."
    Innerlich war er davon nicht so überzeugt. Seine Worte drückten nur das aus, was er mit aller Macht herbeisehnte. Die Terraner wurden stets sehr unzugänglich, wenn es darum ging, sie zu einer Kapitulation zu bewegen. Genau das bezweckte jedoch der Aufmarsch der zehntausend Arkonschiffe.
    Saos selbst war ein wertloser Planet, wirtschaftlich bedeutete er für das Große Imperium keinen Verlust.
    Einzig und allein das militärische Prestige stand auf dem Spiel. Atlan durfte nicht dulden, daß innerhalb seines Sternenreiches Planeten von fremden Flottenverbänden angegriffen wurden. Er mußte sein Gesicht gegenüber unzähligen Verbündeten und Kolonialwelten bewahren.
    Schweren Herzens stellte Atlan die Verbindung zu dem ehemaligen Robotregenten her, der ihm jetzt unschätzbare Dienste leistete. „Schiffe in Angriffsposition belassen", befahl er mit ruhiger Stimme. „Feuerbereitschaft für alle Waffen. Weitere Befehle an die Roboteinheiten erteile ich."
    Die Mammutpositronik bestätigte, und Atlan wandte sich General Toseff zu. In der hellen Beleuchtung des Kommandostandes erkannte er feine Linien, die sich im Gesicht des Sarataners eingegraben hatten.
    „Wir geben ihnen dreißig Minuten, um sich mit uns in Verbindung zu setzen", sagte er.
    In Toseffs Augen stand eine stumme Frage.
    „Dann greifen wir an!" sagte Atlan. Diese Worte waren nie mehr als ein böser Traum für ihn gewesen.
    Nun, in dieser bitteren Stunde, waren sie harte Wirklichkeit geworden.
     
    *
     
    Thomas Cardif fühlte die ständige Schwächung seiner geistigen Substanz. Er konnte diesen Vorgang in aller Schärfe verfolgen, als säße er vor einer Leinwand, auf der ein Filmdrama abrollte. Die Triebhaftigkeit in ihm gewann immer mehr die Oberhand über die Sektoren der Logik und Vernunft.
    Sein minutenlanges Gebrüll, als die arkonidischen Schiffe aus dem Hyperraum gebrochen waren, sein unbesonnener Befehl zu einem sofortigen Angriff, der ihm von Bull nur mit Mühe ausgeredet worden war - alles deutete darauf hin, daß sein Verstand nicht mehr die frühere Urteilskraft besaß.
    Cardif kämpfte gegen sein geistiges Versagen an, er zwang sich zu überlegten Aktionen und sachlichen Äußerungen. Doch immer wieder spülten seine Instinkte, seine innere Aufgewühltheit und seine willkürlichen Gefühlsausbrüche diese zerbrechlich angelegten Versuche davon. Mehr und mehr wurde Cardif zum Gefangenen seiner doppelten Persönlichkeit.
    Die schweigsame Besorgnis seiner Offiziere, die ernsten Blicke, die sie untereinander austauschten und die angespannte Atmosphäre an Bord der IRONDUKE trugen nicht dazu bei, Cardifs Geduld zu erhöhen.
    Er wirkte reizbarer als ein verwundeter Stier. Jede noch so diplomatisch vorgetragene Kritik ließ ihn die Nerven verlieren.
    Mit brennenden Augen beobachtete er die Bildschirme, auf denen die arkonidischen Schiffe deutlich sichtbar

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