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0115 - Der Imperator und das Ungeheuer

Titel: 0115 - Der Imperator und das Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Angriffsposition bezogen. Gleich glühenden Perlen inmitten der schwarzen Mattscheibe, aufgereiht an imaginären Ketten, schoben sich die Einheiten heran.
    „Es dürfte sich um einen Verband von zehntausend Robotschiffen handeln", bemerkte Reginald Bull sachlich. Cardif glaubte aus der Stimme des untersetzten Mannes eine deutliche Warnung herauszuhören.
    „Na und?" rief er aufgebracht. „Sie können mich nicht aufhalten." Er sah an sich herunter und zerrte an dem Pullover.
    „Die Roboter sollen sofort eine neue Uniformjacke herbeischaffen - eine die paßt", grollte er. „Ich will diesem aufgeblasenen Sternenkönig mit meinen vollen Rangabzeichen entgegentreten, wenn er mit mir zu verhandeln wünscht."
    Ein skeptischer Blick Bulls belehrte ihn darüber, daß niemand daran glaubte, daß Atlan mit Rhodan in Funkverkehr treten würde. Vielmehr dachten die Offiziere, daß der arkonidische Admiral eine solche Handlungsweise von Rhodan erwartete.
    Major Krefenbac gab die neue Uniformjacke in Auftrag. Cardif hatte bisher keinen neuen Versuch unternommen, den Ersten Offizier durch einen anderen Mann ersetzen zu lassen.
    „Es sieht nicht so aus, als würden sie gleich über uns herfallen", sagte Bull nach einem kurzen Seitenblick zu den Ortungsgeräten mit sichtbarer Erleichterung. „Sie behalten ihre eingenommenen Formationen bei."
    „Dieser Schwarm von Insekten", rief Cardif haßerfüllt. Wie ein eingesperrtes Tier lief er vor den Anzeigetafeln der Strukturtaster auf und ab. Seine Blicke wirkten gehetzt. Er war jetzt größer als jeder andere Mann an Bord. Mit seinem Gesicht ging eine entsetzliche Veränderung vor. Es verlor seinen ursprünglichen Ausdruck und wurde mehr und mehr zu einer fleischigen Masse, die kein festes Profil mehr besaß. Die Haut war großporiger geworden, ein Effekt, der bei Schweißausbrüchen abstoßend wirkte. Nur die Augen, gelb wie die einer Raubkatze, gaben diesem auseinanderfließenden Gesicht so etwas wie einen eigenen Charakter. Sie beherrschten es, wie zwei helle Lichter in einer düsteren Landschaft beherrschend wirken können.
    Der Mann, den alle für Perry Rhodan hielten, wurde zu einem monströsen Geschöpf, das seine Umgebung allein schon durch sein Aussehen beunruhigte.
    „Sie sind gefährlicher als Insekten", sinnierte Oberst Claudrin. „Wenn Atlan den Befehl zum Angriff gibt, können wir dem Ansturm seiner Robotschiffe nicht lange standhalten."
    Für den Epsalgeborenen war es bereits unmöglich geworden, in dem aufgedunsenen Gesicht des Administrators Gefühle zu erkennen. Das machte ihn unsicher. Er war es gewohnt, durch die Mimik seiner Gesprächspartner von deren geheimen Gedanken zu erfahren. Nicht, daß Rhodans Gesicht ausdruckslos gewesen wäre, aber die Veränderungen, die darin vorgingen, waren kaum zu deuten. Für Claudrin blieb das Zucken aufgeblähten Fleisches und kaum noch sichtbare Anspannen schlaffer Haut völlig nichtssagend. Der Oberst war - seinem Aussehen nach - selbst keine menschliche Idealfigur. Die weit über Terranorm liegende Schwerkraft Epsals hatte ihn zu einem Manne werden lassen, der wie ein aufrecht gehender Riesenbär wirkte. Claudrin war fast ebenso breit wie er groß war, und er maß genau einen Meter und sechzig Zentimeter. Trotzdem wirkte er nicht abstoßend. Sein Körperbau hatte sich den natürlichen Bedingungen Epsals angepaßt, von Geburt an hatte er sich unter erhöhter Schwerkraft entwickelt. Von Claudrins Standpunkt aus - dem Standpunkt eines Epsalgeborenen - waren die Terraner ebenso „mißgebildet" wie andere humanoide Intelligenzen. Menschen finden Kröten widerwärtig, und da die letzteren sich nicht verständlich machen können, haben sie keine Gelegenheit, um zu berichten, für wie häßlich sie wiederum die Menschen halten. Die Frage nach Schönheit - und ihrem Gegenteil, nämlich Häßlichkeit - ist eine relative Angelegenheit, die nur innerhalb, aber auch nur da, einer speziellen Gattung gestellt werden darf.
    Eine Frau aus Terrania hätte in Jefe Claudrin wahrscheinlich einen ungefügen Klotz gesehen, während ein Epsalmädchen - fast so breit wie der Oberst hingerissen seiner stattlichen Erscheinung nachstarren würde.
    Rhodans Häßlichkeit war jedoch nicht von dieser Art. Auch Terraner, also Angehörige seiner eigenen Rasse, betrachteten ihn als körperlich abnormal entwickelt. Bestimmte Vogelrassen der Erde töten mißgestaltete Junge und werfen sie erbarmungslos aus dem Nest. Jede Gattung, auch die menschliche, ist

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