0115 - Der Imperator und das Ungeheuer
in drastischer Form zu verstehen gegeben", berichtete Mercant mit einer Gelassenheit, als schildere er einen Wochenendausflug. „Ein gewisser General Toseff hat mich im Auftrag Atlans mit den Impulskanonen eines dieser Riesenschiffe bedroht. Ich vermute, daß auch der Imperator an Bord ist."
Er lächelte. „Ich habe die Erlaubnis erhalten, hierher durchzustoßen, da man mich anscheinend nicht als sehr gefährlich betrachtet."
„Wir werden Sie übernehmen, Sir", dröhnte Oberst Claudrin dazwischen, der die näher kommende ACAPULCO auf den Bildschirmen beobachtete.
„In Ordnung", sagte der Abwehrchef. „Major Burggraf befürchtet, daß uns die Arkoniden nur den Weg freigegeben haben, weil sie sicher sind, daß wir ihn nicht mehr zurückfliegen können, wenn es hier erst einmal losgeht."
„Vielleicht hat der Major gar nicht so unrecht", meinte Bull. „Perry läßt sich nicht davon abbringen, die Antis auf Saos anzugreifen. Er ist...", Bull zögerte, „... aber das sehen Sie sich am besten selbst an."
„Sie wollten sagen, daß seine körperliche Veränderung anhält", erriet Mercant bekümmert „Nicht nur die körperliche, Mercant."
„Ich verstehe." Der Mann, der die Fäden des gigantischen Geheimdienstes der Galaxis in den Händen hielt, schloß einige Sekunden die Augen. „Major Burggraf meldet gerade, daß die Space-Jet fertig ist. Ich werde zur IRONDUKE übersetzen. Dann werden wir beraten, was wir noch tun können, um das Schlimmste aufzuhalten."
„Gut, Mercant", stimmte Bully zu. Das Gesicht des Abwehrchefs verblaßte. Zurück blieb etwas Hoffnung, daß sie doch noch einen Ausweg aus dieser Sackgasse finden würden.
*
Als Allan D. Mercant die Kommando- und Navigationszentrale des Linearschlachtschiffes IRONDUKE betrat, betrachtete er fragend die versammelten Offiziere.
„Wo ist er?" fragte er. „In seiner Kabine", berichtete Bull. „Er wartet, bis die Roboter eine neue Uniform für ihn angefertigt haben. Seine eigene wurde ihm zu eng. Er will Atlan nur mit allen Auszeichnungen eines Ersten Administrators entgegentreten."
„Seltsam", meinte der kahlköpfige Führer der Abwehr. „Ich kann mich nicht erinnern, daß Rhodan früher der Meinung war, eine Uniform könnte einen Menschen ausmachen."
„Er hat seine Ansichten noch in anderen Punkten geändert", sagte Bully ohne Groll. „Manchmal könnte man glauben, der Chef sei ein völlig anderer Mensch geworden."
Niemals zuvor war Reginald Bull der Wahrheit so nahe gekommen. Er hegte nicht den geringsten Verdacht gegen Cardif-Rhodan, aber er stellte die Veränderungen im Wesen seines Freundes fest. Kaum einer hatte Rhodan besser gekannt als Bully.
„Eines Tages wird er über alles hinwegkommen", hoffte Mercant. „Inzwischen müssen wir alles verhindern, was der Menschheit nicht wiedergutzumachenden Schaden zufügen könnte."
Dr. Carl Riebsam deutete auf die Ortungsgeräte. Sein logischer Verstand ließ ihn einwenden: „Und wie nennen Sie das, Sir?"
„Wir werden mit Atlan sprechen", sagte Mercant entschlossen. „Was denken Sie über diesen Vorschlag, Bull?"
Bully fuhr nervös durch sein rotes Stachelhaar. Er biß auf seine Unterlippe. Mercant beobachtete ihn abwartend.
„Sie meinen, daß wir auf eigene Faust handeln sollen, ohne Perry zu verständigen?"
Der Abwehrchef breitete seine Arme aus. Für einen Mann hatte er sehr gepflegte Hände. Wie immer trug er eine einfache Uniform.
„Was bleibt uns anderes übrig? Der Imperator muß über den Zustand des Chefs unterrichtet werden.
Damit können wir ihn vielleicht davon abhalten, unseren Verband anzugreifen."
„Ich stimme Ihnen zu, Sir", rief Jefe Claudrin. Auf seiner lederartigen Haut erschienen Flecke der Erregung. Hier war die Chance, auf die alle gewartet hatten. Letzten Endes hing jedoch alles von der Zustimmung Bulls ab. Er und Mercant würden die Verantwortung einer solchen Handlung tragen.
„Wenn sich de rErste Administrator an Bord eines Schiffes befindet, wird er automatisch Kommandant", erinnerte Bull besorgt. „Rhodan ist Befehlshaber dieses Flottenverbandes. Alle Befehle gehen von ihm aus. Wenn er feststellt, daß wir ihn hintergehen, dann ...", Bull ließ offen, was dann geschehen konnte.
„Ich verstehe Ihre Bedenken." Mercants Stimme hob sich ein wenig. „Wir sollten es trotzdem riskieren.
Schließlich gibt es keinen Befehl Rhodans, der uns verbietet, mit dem Admiral zu sprechen."
„Perry deutete an, daß Atlan die Verhandlungen eröffnen
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