0115 - Invasion der Riesenkäfer
fragte er und reckte aggressiv sein Kinn vor.
»Ja, ich habe noch eine Frage«, sagte ich.
Gregori blickte mich herausfordernd an. »Wer sind Sie überhaupt, Mister?«
Ich stellte mich vor.
»Ein Bulle!«
Ich blieb weiterhin freundlich. »Wir wollen doch nicht in den Slang der 70er Jahre verfallen. Das Wort Bulle ist aus der Mode gekommen.«
»Was wollen Sie also?«
»Darf ich vielleicht den Grund Ihrer Reise erfahren?«
»Ja. Es ist schönes Wetter, und da habe ich mir ein Boot gemietet, um ein wenig auf der Themse spazierenzufahren. Ist das verboten?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Na also.«
»Die angeschwemmte Leiche haben Sie nicht zufällig gesehen?«
»Welche Leiche?« konterte er.
»Sie sind ziemlich langsam an der Fundstelle vorbeigefahren«, erklärte ich, »da hätte Ihnen die Menschenversammlung eigentlich auffallen müssen.«
»Ist sie mir aber nicht.« Er grinste frech. »Noch etwas, Mr. Polizist?«
»Nein, nein, schon gut.«
»Kann ich jetzt weiterfahren?«
»Selbstverständlich.«
Ahmed Gregori warf dem Inder noch einen Blick zu. »Wir sehen uns ja später.«
Mandra nickte.
Der Ägyptologe und sein Leibwächter stiegen von Bord. Der Schwarze hatte bisher kein Wort gesprochen, sondern nur geschaut.
Doch seine Blicke sagten mehr als tausend Worte. Aus ihnen sprach der reine Haß. Ich ahnte jetzt schon, daß ich mit diesem abgebrochenen Riesen noch heftig aneinandergeraten würde. Wohl war mir dabei nicht. Da ich Ahmed Gregori zum erstenmal gesehen und nun mit ihm gesprochen hatte, konnte ich den Inder verstehen.
Dieser Kerl war auch mir nicht ganz geheuer. Er konnte gar nicht so gut schauspielern, um sein schlechtes Gewissen zu verbergen.
»Ist bei Ihnen alles klar?« fragte mich der Kommandant.
»Sicher.« Ich bedankte mich noch einmal für die Unterstützung, dann wurden wir wieder ans Ufer gefahren.
Als wir festen Boden unter den Füßen hatten, fragte Mandra Korab: »Was hältst du von ihm?«
Ich öffnete die Fahrertür. »Du hast recht. Dieser Gregori ist nicht astrein.«
»Das war noch positiv ausgedrückt.«
»Und du willst ihm einen Besuch abstatten?«
Mandra nickte. »Ja, heute abend.«
»Erlaubst du, daß ich dich begleite?«
Der Inder lächelte. »Das erlaube ich nicht nur, das hoffe ich sogar.«
Ich fuhr an. Während wir in Richtung London rollten, mußte ich immer wieder an den Toten denken. Er ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Welcher Mensch war in der Lage, einen anderen auf diese schreckliche Art und Weise umzubringen?
Ich fand einfach keine Erklärung, weil ich es keinem Menschen zutraute.
Von der Lösung jedoch war ich meilenweit entfernt…
***
Die Sylphen wurden unruhig!
Hatten sie bisher in ihren Käfigen gehockt, so waren sie nicht mehr dazu zu bewegen, sich dorthin zu begeben. Etwas war geschehen, ein Ereignis, auf das sie lange genug gewartet hatten.
Man hatte ihnen ein Opfer überlassen. Sie durften töten. Und nun hatten sie Blut geleckt.
Uralte Triebe und Instinkte, die längst verschüttet waren, erwachten nun. Es schien, als würde die Vergangenheit auferstehen, und dazu trugen auch die beiden Löwenmenschen bei, die in der Höhle als stumme Wächter lauerten. Sie waren ebenfalls ein Relikt aus der Vergangenheit, und sie gehörten zu den Göttern, denen die Sylphen ihre Existenz verdankten und denen sie deshalb gehorchten.
Immer wieder schlugen sie ihre gefährliche Zangen gegeneinander. Die dabei entstehenden Geräusche waren eine mörderische Musik. Sie wiesen aber auch auf die Unruhe dieser Käfer hin, auf den Trieb, der kaum noch zu unterdrücken war.
Die Sylphen wollten raus!
Drei von ihnen hielten sich an der Tür auf. Sie kratzten mit ihren Beinen über das Holz, schlugen mit den Zangen dagegen, doch die Tür widerstand ihren Bemühungen ebenso, wie sie denen des Einbrechers standgehalten hatte.
Auch die restlichen drei näherten sich nun der Tür und versuchten es. Doch die ersten wollten keinen Platz machen. Sie verteidigten ihren Platz und ließen sich auch nicht verdrängen, als sie von ihren Artgenossen mit den Scheren attackiert wurden.
Ein Kampf entbrannte.
Die Sylphen selbst konnten sich mit den Scheren nicht verletzen, ihre gepanzerte Haut war zu stark. Sie konnten sich höchstens gegenseitig umwerfen, aber Sieger gab es keine.
Die unheimlichen Tiere wurden erst ruhig, als sie Schritte hörten.
Sofort ließen sie voneinander ab und bauten sich im Halbkreis vor der Tür auf.
Ein Schlüssel drehte sich im
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