0115 - Invasion der Riesenkäfer
Schloß.
Die Tür schwang auf.
Ahmed Gregori stand auf der Schwelle. Hinter ihm wuchs wie eine Drohung der Körper des Nubiers auf. Stumm und gefährlich…
Aber auch in die Augen des Ägyptologen war ein gefährlicher Glanz getreten, als er auf seine Diener schaute. »Da seid ihr ja«, flüsterte er heiser. »Ihr lieben Tierchen. Ja, ich merke, wie unruhig ihr herumlauft, aber die Zeit der Gefangenschaft ist vorbei. Ihr werdet frei sein. Heute noch, jetzt und gleich…«
Es schien, als hätten die Sylphen ihren Herrn verstanden, denn sie lösten den Kreis auf und wollten an Gregori vorbei durch die offene Tür entfliehen.
Der Wissenschaftler breitete die Arme aus. »Halt!« rief er. »Nicht weiter!«
Die Käfer gehorchten, standen still.
Gregori begann zu reden. »Ihr wißt um eure Aufgabe!« rief er in den Keller hinein. »Euch ist bekannt, wer unsere Feinde sind. Alle Menschen, die nicht unserer Religion angehören, die euch töten wollen. Kommt ihnen zuvor. Bewacht dieses Haus, in dem die Löwengötter bald auferstehen werden, um ein neues Geschlecht zu gründen. Die letzten beiden Löwenmenschen warten nur darauf. Und ich habe zwei Opfer ausgesucht. Wenn sie erscheinen, schafft sie her, und tötet jeden, der euch in die Quere kommt.«
Die Sylphen bewegten sich nicht, doch sie schienen die Worte verstanden zu haben.
Ahmed Gregori gab den Weg frei, indem er zurücktrat.
Auch der Nubier folgte ihm.
Die Riesenkäfer verließen das große Kellerverlies. Gregori wartete ab, bis auch der letzte an ihm vorbeigegangen war, dann schloß er die Tür wieder ab.
Er schaute seinen Freunden nach, wie sie die Stufen der Treppe hochkrabbelten. Er rieb sich die Hände; ja, mit diesen Dienern war er unschlagbar.
Die Leiche des Einbrechers hatten sie gefunden. Jetzt würden sie überlegen, wer wohl der Mörder gewesen sein könnte. Auf die Wahrheit würden sie nie kommen.
Nur der Inder paßte nicht in seinen Plan. Mit ihm hatte er nicht gerechnet. Sehr gut noch konnte er sich an Korab erinnern und auch an den Stein, den er ihm entwendet hatte. Doch den gab es nicht mehr. Gregori hatte ihn verkauft und für einen Teil des Erlöses dieses Haus hier erworben.
Aber der Inder sollte kommen. Ihm würde man einen gebührenden Empfang bereiten, falls die Käfer ihn nicht vorher töteten.
Denn jetzt waren sie frei, und wenn die Dunkelheit hereinbrach, wollten sie ihren Aktionsradius ausweiten. Wehe dem, der ihnen dann über den Weg lief. Er war verloren.
»Soll ich ihn töten?« fragte der Nubier in der Zeichensprache.
»Den Inder?«
Nicken. Ahmed schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe es mir überlegt. Er ist lebend wertvoller. Wenn er in mein Haus kommt, werde ich ihn in das Verlies sperren, wo er mit den Löwinnen allein ist.«
»Und der andere?« deutete der Nubier.
Da hatte der Schwarze einen wunden Punkt angesprochen. Über Sinclair wußte Gregori nicht viel. Ihn konnte er nicht richtig einordnen. Dieser Mann war zwar vom körperlichen her nicht solch ein Bulle wie der Nubier, trotzdem durfte man ihn nicht unterschätzen.
Ahmed Gregori hatte einen Blick für gefährliche Männer, und der blondhaarige Polizist war ein harter Typ.
»Wenn er mitkommt, wirst du dich um ihn kümmern!« befahl Gregori seinem Diener.
Der Nubier nickte, und in seinen Augen glitzerte die reine Mordlust…
***
Jack Burtles war zwar kein Förster, aber er hatte sein ganzes Leben in der Natur verbracht. Als kleiner Junge schon war er die meiste Zeit im Wald. Sein Vater war Holzfäller und wohnte praktisch an seinem Arbeitsplatz.
Burtles jedoch wollte nicht die harte Arbeit verrichten, er schlug den Berufsweg des Försters ein. Bis zum Förster hatte er es aber nicht gebracht, doch er erfüllte die gleichen Aufgaben wie dieser Mann. Sein Revier befand sich nördlich von London, in einem Landkreis mit der Bezeichnung Islington. Dort war er für den Forst zuständig. Sein eigentlicher Vorgesetzter lag nur noch auf dem Krankenlager. Burtles rechnete damit, daß er jeden Tag sterben würde.
Unter seiner Leitung arbeiteten gut ein halbes Dutzend Waldarbeiter.
50 Jahre zählte Jack Burtles, seine Frau war acht Jahre jünger.
Auch sie liebte die Natur, und da sie viel Zeit hatte, begleitete sie ihren Mann oft bei seinen Kontrollgängen durch den Forst.
Auch an diesem späten Nachmittag hatten sich beide fertiggemacht. Jack verzichtete auf seine Jacke, weil es ihm zu stickig war.
Sein Gewehr nahm er jedoch mit.
»Bist du fertig, Lena?«
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