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0116 - König der Vampire

0116 - König der Vampire

Titel: 0116 - König der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Tasche.
    Dann schnurrte der Peugeot davon. Und Nicoles Gedanken drehten sich um das verschwommene Bild eines ruhig stehenden Mannes neben einem schwarzen Citroën.
    ***
    Wären der Oberkommissar und Nicole noch einmal in jenen Raum zurückgekehrt, in dem die Leiche des Albinos untergebracht war, sie wären Zeugen eines gespenstischen Vorganges geworden.
    Denn von einem Moment zum anderen ging eine seltsame Veränderung mit dem Toten vor. Ein silbriges Leuchten strahlte von seiner Stirn aus, breitete sich in pulsierenden Wellen aus und begann, seinen Körper zu umfließen, bis es ihn schließlich gänzlich einhüllte.
    Doch dies war längst nicht alles. Unter dem silbrigen Leuchten ging die Veränderung weiter, begann der Körper Ogo Kruls zu altem. Die blasse Haut erschlaffte, warf Falten, wurde dunkel und zeigte innerhalb kürzester Zeit die ersten Verwesungsflecke.
    Der ganze Vorgang dauerte nicht länger als zehn Minuten, dann war Ogo Krul skelettiert. Ein Gerippe lag auf der Bahre, das in seinem Aufbau jeden Menschen, der es hätte sehen können, an seinem Verstand hätte zweifeln lassen. Denn es ähnelte nur in der äußeren Form dem eines Menschen. Die innere Struktur, die Aufgliederung war absolut fremd, keinesfalls vergleichbar.
    Doch auch das Skelett blieb nicht lange mehr bestehen. Seine Konturen verwischten, verschwammen einfach, waren weg - als hätte es sie niemals gegeben. Und mit ihrem Verschwinden löste sich auch der silbrige Lichtschimmer auf, der bis dahin die Überreste des Albinos noch umgeben hatte, verblaßte einfach. Nur die leere Bahre blieb zurück.
    Zur gleichen Zeit spielte sich ein ähnliches Phänomen auch in einer Schreibtischschublade des Kommissars ab. Jener schmale Umschlag mit dem Zettel löste sich einfach auf, zerfiel zu Staub…
    Nichts deutete mehr darauf hin, daß es den Albino Ogo Krul, jenes dämonische Geschöpf aus dem Schattenreich, jemals gegeben hatte. Krul war tot, vernichtet, ausgelöscht. Es gab ihn nicht mehr.
    Doch es gab noch seine Doppelgänger.
    Wesen seiner Art, mit ihm absolut identisch. Duplikate, erschaffen und geformt, geprägt von dem Willen ihres Meisters Astaroth.
    Und zur gleichen Zeit, als Krul verging, verlosch wie eine Flamme, ging sein Auftrag automatisch auf einen seiner Gefährten über Ein Blitzimpuls des sterbenden Albinos erreichte die anderen, riß sie aus ihrer Starre irgendwo in den Tiefen des Interraumes. Und einer von ihnen sog die Informationen begierig in seinen Geist auf, nahm den Auftrag an. Übernahm mit ihm das gleiche Risiko, das der erste Bote der Finsternis getragen hatte, mit den gleichen Voraussetzungen, mit jenen Kenntnissen, die der erste im Augenblick seines Todes besessen hatte. Diese Geschöpfe Astaroths waren beliebig austauschbar, winzige Rädchen im großen Getriebe.
    Der Albino nahm die Gestalt seines Vorgängers an, materialisierte in jenem schwarzen großen Wagen, der auf der breit ausgebauten Straße am Ufer der Loire entlangschoß, gefolgt von dem anderen Fahrzeug, beide mit Vampiren besetzt. Mitten unter ihnen entstand das eigenartige Wesen, sah sich um und erklärte einfach:
    »Ich bin Ogo Krul!«
    Die Vampire nahmen es zur Kenntnis, speicherten es einfach. Ihre Gehirne waren nicht dazu geschaffen, komplizierte Gedankengänge durchzuführen, Unmöglichkeiten festzustellen. Ogo Krul, ihr Meister, war wieder unter ihnen, das allein zählte. Alles andere, das Wissen um seinen Tod, wurde von der neuen Realität unterdrückt, gelöscht.
    Krul wandte seine Fähigkeiten des Gedankenlesens an. Er sondierte die Gehirne der sieben Vampire, die auf beide Wagen verteilt waren, und erkannte, daß sie in heilloser Flucht begriffen waren. Er vollzog die Erinnerung ihrer Flucht nach, stellte fest, wo genau sie sich befanden. Weit, sehr weit lag Roanne bereits hinter ihnen. Längst waren sie außer Gefahr, ohne es überhaupt bemerkt zu haben.
    Krul beugte sich vor, sah dem Fahrer über die Schulter. Sein Blick suchte die Tankanzeige. Mit leichtem Unbehagen stellte er fest, daß die Nadel sich dem roten Bereich näherte.
    »Wir müssen nachtanken«, erklärte er. »Sobald eine Tankstelle auftaucht, halte an!« befahl er, und auf telepathischem Wege teilte er diesen Befehl auch dem Fahrer des nachfolgenden Wagens mit.
    Krul sah auf die Uhr. Es war später Nachmittag. Unruhe erfaßte ihn. Etwas stimmte nicht. Zwischen dem Tod seines Vorgängers und seiner Übernahme lag mehr als ein halber Tag, eine viel zu lange Zeitspanne. Irgend

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