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0116 - König der Vampire

0116 - König der Vampire

Titel: 0116 - König der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Monden köpfen ließ, und dieser hier - daß er aussieht wie ich, dünkt mir befremdlich!«
    Kein Ausdruck der Verwunderung breitete sich in seinen Gesichtszügen aus, während er Zamorra einer raschen Musterung unterzog. Der behielt sich eisern unter Kontrolle, wunderte sich aber, daß Camoran keine weitere Reaktion zeigte. Das war untypisch. Jeder, der unverhofft seinem Doppelgänger gegenübersteht, macht seinem Erstaunen doch laut Luft!
    Er selbst machte die Ausnahme. Carmor hatte ihn auf die Ähnlichkeit vorbereitet. Nur daß sie derart perfekt war, hatte er nicht verraten, und Zamorra hatte es mit einem kurzen Heben der Augenbrauen quittiert.
    »Doch egal«, winkte der Herrscher jetzt ab. »Wer aussieht wie ich, mag mein Freund sein. Eine Laune der Randfelsen-Götter, vielleicht… kommt, setzt euch und trinkt mit mir!« verlangte er. »Und berichtet mir, von wannen ihr kommt. Mögen die glücklichen Tage eures Lebens so zahlreich sein wie die Flöhe in den Unterkünften meiner Sklaven!«
    Zamorra verzichtete auf ein Grinsen. Die Bemerkung sprach für sich. In solch verlausten Behausungen war also Nicole untergekommen! Nun - die Begrüßung hätte jedenfalls schlimmer ausf allen können. Insgeheim hatte er befürchtet, dieser Camoran sei so von sich eingenommen, daß er sich als den Nabel des Universums ansah, als so einzigartig, daß er jeden, der eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm aufwies, kurzerhand einsperren oder hinrichten ließ.
    Er ließ sich nieder. Neben ihm hockte Bill sich auf die Polster.
    »Bevor wir dem Trünke zusprechen, möchte ich noch einige Worte an dich richten, mein Herrscher«, begann Carmor in diesem Moment zu sprechen. »Gestatte, daß ich dir ein kleines, eigentlich unbedeutendes Erlebnis erzähle, das ich heute hatte. Ich wurde Zeuge, wie fünf deiner Sklavenjäger über ehrbare, freie Bürger der Stadt herfielen. Wir eilten herzu und erschlugen die Gesetzesbrecher, bis auf einen, der entkam. Sofort erschienen einige deiner Soldaten unter der Führung des Hauptmannes Tuskan, der mir persönlich bekannt ist. Tuskan verweigerte mir die mir zustehende Ehrerbietung. Der Tapfere Vrid und meine beiden Freunde Zamorra der Sucher und Bill der Wissende sind Zeugen.«
    Der Herrscher lehnte sich zurück und schnalzte. »Tuskan, so, so«, murmelte er. »Er fiel mir schon öfter durch ungezügelten Tatendrang auf. So mag er denn erscheinen.« Er klatschte in die Hände. »Bringt mir den Hauptmann Tuskan.«
    Wenig später erschien der Hauptmann in Begleitung zweier schwerbewaffneter Krieger. Zamorra erkannte ihn sofort wieder. Der Hauptmann fiel vor Camoran auf die Knie.
    »Du warst unbotmäßig dem Mächtigen Carmor gegenüber?« fragte Camoran freundlich lächelnd.
    Tuskan hob den Kopf. Seine Blicke wanderten über die Gefährten. Zamorra war sicher, daß der Hauptmann geleugnet hätte, wäre Carmor allein erschienen. Doch so…
    »Ja«, sagte er leise.
    Camoran lächelte noch immer. »Zwanzig Peitschenhiebe«, verkündete er. »Im Morgengrauen, auf daß wir durch die Schreie vom trunkenen Schlafe wiedererwachen.«
    Tuskan erhob sich, verneigte sich abermals und verschwand wie ein geprügelter Hund.
    »Mit dem Anführer der Sklavenjäger werden wir uns später unterhalten«, verkündete er, immer noch lächelnd. »Er wird sowieso erscheinen, wenn es die Zeit ist. Er sprach von einer Überraschung.«
    Zamorra horchte auf. Eine Überraschung?
    Er wollte allerdings nicht durch allzu viele neugierige Fragen unangenehm auffallen, und so schwieg er. Aber in seinem Inneren wurde die Sorge immer größer, daß irgend etwas nicht so verlief, wie sie es sich vorgestellt hatten.
    Zu Zamorras Überraschung entwickelte sich der Tyrann zu einem geistvollen Plauderer. Er fragte nach Zamorras Herkunft, und der Professor begann, ihm eine Geschichte aufzutischen, die vorn und hinten nicht stimmte. Camoran stellte Zwischenfragen, und allmählich begann Zamorra sich in seine eigenen Märchen zu verstricken. Er mußte höllisch aufpassen, nichts Falsches zu erzählen, um den Herrscher nicht mißtrauisch werden zu lassen.
    Plötzlich eilten zwei Sklaven heran, fielen vor Camoran nieder und hechelten einige rasche Worte, die Zamorra nicht verstand, weil er von der anderen Seite gerade von Bill angesprochen wurde. Der Historiker schwärmte von der prachtvollen Einrichtung des Palastes und von den Darbietungen der Künstler, Tänzer und Gaukler, die mit ihrem Programm das Gelage Camorans begleiteten.
    »So mag er

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