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0117 - Der Rattenkönig

0117 - Der Rattenkönig

Titel: 0117 - Der Rattenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Frau in den Gang treten. Bis zu ihrer Wohnung waren es nur ein paar Schritte. Um Mißverständnissen vorzubeugen, zeigte ich meinen Ausweis.
    »Sie sind Mr. Sinclair«, sagte sie. »Ich habe bereits von Ihnen gehört.«
    »Hoffentlich nur Gutes.«
    Sie lächelte. Und das machte ihr Gesicht hübscher.
    Am Türschild las ich ihren Namen. Sie hieß Ellen Langster und schien allein hier zu wohnen. Das sagte sie mir auch, als wir im Livingroom standen. Ich erfuhr, daß sie seit einem Jahr geschieden war.
    »Aber jetzt entschuldigen Sie mich. Ich sehe unmöglich aus.«
    »Bitte.«
    Ellen Langster verschwand im Bad. Ich blieb allein im Wohnraum zurück. Er war hübsch eingerichtet. Besonders fielen mir die zahlreichen Blumen auf, die sorgfältig verteilt auf kleinen Tischen, Kommoden und einer Bank standen.
    Ich hatte Zeit. Es war zwar schon Abend. Ich hatte mich im Büro länger aufgehalten und einen Bericht über meinen letzten Fall geschrieben. Dort hatte mir der Traum-Dämon schwer zu schaffen gemacht und mich bald an den Rand des Wahnsinns getrieben.
    Das war nun vergessen.
    Ellen Langster kam zurück. Sie hatte sich frisch gemacht und umgezogen. Die Frau trug ein grünes Kleid, das locker um ihren Körper fiel und in der Taille von einem Gürtel gehalten wurde.
    »Möchten Sie einen Whisky?« fragte sie.
    Ich lächelte. »Gern.«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen vorher nichts angeboten habe, aber ich war so…«
    »Geschenkt.«
    Ich bekam den Whisky. Ellen Langster trank auch einen Schluck.
    Mir hatte sie allerdings einen Doppelten eingeschenkt.
    »Cheerio«, sagte sie, und wir tranken uns zu.
    Aus einem Zigarettenkästchen bot sie mir ein Stäbchen an. Wir rauchten gemeinsam.
    Schweigend vergingen die nächsten Minuten. Ich schaute Ellen Langster an. Obwohl sie Rouge aufgelegt hatte, wirkte sie noch immer blaß. Der Schock saß tief.
    Ich ließ sie in Ruhe. Es war klar, daß wir uns über die Ratten unterhalten würden, aber ich wollte nicht den Anfang machen.
    Ellen Langster drückte ihre Zigarette aus, dabei schüttelte sie sich, als hätte jemand Eiswasser über ihren Kopf gegossen.
    »Denken Sie nicht mehr daran«, sagte ich.
    »Sie haben gut reden, Mr. Sinclair. Sie sind Polizist, Sie kann so etwas nicht erschüttern. Aber mich…«
    »Haben Sie eine Erklärung?«
    Ellen Langster nahm die Brille ab. Sie hatte schöne Augen. Groß und braun. »Nein, die habe ich nicht. Es sei denn…«
    »Was ist?«
    »Ach, eigentlich ist so etwas Unsinn.«
    »Reden Sie trotzdem«, machte ich ihr Mut.
    »Nun, es ist so, es klingt auch völlig verrückt, aber ich mußte nun mal daran denken. Ich war für zwei Wochen in Urlaub und bin erst vor drei Tagen zurückgekommen. Meinen Urlaub verbrachte ich in Southwick. Das ist ein kleiner Ort in der Nähe von Brighton. Es ist dort nicht so teuer wie in dem mondänen Badeort, aber der Strand ist ebensogut. Auf einer meiner Wanderungen an der Küste entlang bin ich dort von einer Ratte angegriffen worden. Sie kam aus dem Dünengras und wollte mich anspringen. Ich hatte einen Wanderstock mit und reagierte zum Glück geistesgegenwärtig genug. Es gelang mir, die Ratte zu töten. Ich erschlug sie. Es war ein wirklicher Kampf, und kurz bevor sie starb, geschah etwas Seltsames. Die Ratte riß noch einmal ihr Maul auf, quiekte, und ich glaubte, eine menschliche Stimme zu hören. Von der Rache des Rattenkönigs war die Rede. Dann verendete sie.«
    »Hm.« Ich hob die Augenbrauen. »Haben Sie die Worte wirklich deutlich verstanden?«
    »Nein, natürlich nicht. Es kam mir wenigstens so vor. Meine Nerven waren auch überreizt, und ich konnte mich ebenso getäuscht haben, doch ich glaubte, diese Worte zu verstehen.«
    Ich dachte nach. Lächeln konnte ich über die Worte der Frau nicht, denn in meinem Job erlebte ich die unmöglichsten Dinge.
    Ratten, die sprechen konnten, an sich eine Farce, aber erst vor kurzem hatte ich gegen die Sylphen, gefährliche, fast menschengroße Käfer, gekämpft, und solche Bestien gab es normalerweise auch nicht. Ich war eines Besseren belehrt worden.
    »Sie – Sie sagen ja nichts«, meinte die Frau. »Überlegen Sie, ob Sie mich auslachen sollen?«
    »Das auf keinen Fall.«
    »Sondern?«
    »Ich möchte gern mehr über den Fall wissen. Sicher, es gibt Ratten genug. Und wie ich hörte, sollen sie sich auch in manchen Großstädten unwahrscheinlich schnell vermehrt haben. Gerade in unserer modernen Abfallgesellschaft, in der viel Müll produziert wird, finden die

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