0117 - Schwere Fäuste, leichte Siege
gut! Sie müssen doch besser als ich wissen, dass Mabel Morgan mit ihrem Vater heute Nacht umgelegt worden ist.«
Ich hielt den Wagen an. In meinem Kopf ging es durcheinander wie in einem Bienenschwarm. Nachdem wir zuerst ständig im Dunkeln getappt waren, sollte sich jetzt auf einmal alles aufklären?
»Moment«, sagte ich und griff nach dem Sprechfunkgerät. »Hallo, Leitstelle, hallo, Leitstelle! Hier spricht Cotton auf Wagen Henry 16! Bitte melden!«
Es dauerte nicht lange, und schon hatte ich die Stimme eines Beamten aus der Leitstelle im Lautsprecher.
»Hier Leitstelle. Henry 16, bitte kommen!«
»Hallo! Ich brauche eine Auskunft. Liegt irgendeine Meldung über einen Mord in der West 48th Street vor?«
»Augenblick, ich werde nachsehen.«
Ich wartete und zündete mir dabei eine Zigarette an. Nach einiger Zeit kam die Stimme des Beamten aus der FBI-Funkleitstelle wieder. Sie klang so nüchtern, sachlich und unpersönlich, wie man es für solche Zwecke verlangen muss.
»Mord in der Hausnummer 22, West 48th Street. Getötet wurden Mabel Morgan und ihr Vater, der Sportreporter und Redakteur Rally Morgan. Die Tat wurde zwischen zwei und vier Uhr morgens ausgeführt von vermutlich vier unbekannten Männern. Verwendet wurden Pistolen vom Kaliber acht mit Schalldämpfern. Bearbeitende Mordkommission: Lieutenant Krammer, Headquarter der City Police…«
»Danke«, sagte ich leise. »Danke…«
Ich hängte den Hörer zurück und fuhr mir mit der Hand über die Augen. Vier Männer, nachdem wir zwei abgewehrt hatten. Irgendwie überfiel mich ein Gefühl der Schuld für ein paar Sekunden. Aber dann raffte ich mich auf. Wir hatten nicht annehmen können, dass vier Mann wiederkommen würden, nachdem von zweien einer erschossen war.
Ich wandte mich dem jungen Boxer zu.
»Sie wissen, dass Looseman heute Abend die Killer auszahlen will, die ihm seinen Auftrag ausgeführt haben?«
»Ja. Ich nehme es jedenfalls an. Ich bekam zufällig einen Teil eines Telefongesprächs mit. Er sagte, er wäre sehr zufrieden. Es hätte ja bei allen dreien fabelhaft geklappt. Er würde für jeden einen Hunderter dazulegen. Heute Abend bei Rebecca, sagte er. Aber da hapert es bei mir. Kennen Sie eine Kneipe, die Rebecca heißt?«
Ich schüttelte den Kopf: »No«, sagte ich. »Eine Kneipe dieses Namens kenne ich nicht. Aber ich kenne jemand anders, der auf diesen Namen hört.«
Eine Sekunde dachte ich nach, dann wandte ich mich an den jungen Boxer und sagte hastig: »Hören Sie, Billinger! Tun Sie mir einen Gefallen?«
»Klar, wenn ich kann.«
»Fahren Sie mit der U-Bahn oder mit einem Bus zum FBI-Districtgebäude. Melden Sie sich unten in der Halle am Auskunftsschalter. Sagen Sie, dass ich Sie geschickt habe. Und dann warten Sie, bis ich zurückkomme. Ich möchte vorher diesem Looseman einen Besuch abstatten.«
»Bei Rebecca?«
Ich nickte und sagte langsam: »Jawohl, bei einer Dame namens Rebecca. Ich höre diesen Namen nämlich heute reichlich oft.«
Er sah mich verständnislos an, versicherte aber auf meine Frage, dass ich mich auf ihn verlassen könnte. Ich winkte ihm zum Abschied nach, als er über die Straße zur nächsten Haltestelle ging, um einen Bus abzuwarten.
Dann griff ich noch einmal zum Sprechfunkgerät: »Hallo, Leitstelle! Hier Henry 16!«
»Henry 16, sprechen Sie!«
»In einer halben Stunde wird unten in der Halle ein junger Boxer auf kreuzen namens Rock Billinger. Der Mann soll in meinem Office auf mich warten.«
»Gut, wir geben der Halle Bescheid.«
Ich zögerte einen Augenblick, ob ich etwas wegen Rebecca sagen sollte, aber ich unterließ es. Wenn sich dort die Killer mit Looseman trafen, dann hatten sie garantiert Leute aufgestellt. Wenn wir mit ein paar Polizeiwagen anbrausten, waren die Leute, auf die es uns ankam, garantiert schneller durch irgendwelche Seitenausgänge verschwunden, als wir die Bude umstellen konnten. Es sei denn, wir hätten eine halbe Nacht Zeit gehabt, um die Umstellung in aller Ruhe heimlich vorzubereiten. Aber gerade diese Zeit hatten wir nicht. Noch konnten wir nichts beweisen. Aber wenn wir Looseman in der Gesellschaft von vier Männern antrafen, die Pistolen hatten, aus denen die tödlichen Schüsse für die Morgans gefallen waren, dann würde es ihm schwerfallen, sich aus dieser fatalen Situation herauszureden. Ganz abgesehen davon, dass die Killer ihn verpfeifen würden, wenn wir sie hatten. Kein Killer geht auf den elektrischen Stuhl, ohne seinen Auftraggeber zu verpfeifen.
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